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MELDUNG/470: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 06.12.11 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen


→  Forscherteam identifiziert Gehirnmechanismus,
      der maßgeblich für die embryonale Entwicklung des menschlichen Gehirns ist


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Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald - 05.12.2011

Forscherteam aus Greifswald, Düsseldorf und Stockholm identifiziert Gehirnmechanismus

Forscher der Universitäten Greifswald, Düsseldorf, Marburg und Stockholm haben einen Mechanismus entdeckt, der maßgeblich für die embryonale Entwicklung des menschlichen Gehirns ist. Verantwortlich dafür ist das Protein Glutaredoxin-2. Es beeinflusst die Funktion und Aktivität anderer Proteine und ist damit entscheidend für die Entwicklung des Gehirns. Mit den Erkenntnissen können neue Therapiemöglichkeiten verschiedener neurologischer Krankheiten aufgezeigt werden. Der Mechanismus könnte unter anderem eine Rolle bei der Ausbildung von Epilepsie und der Alzheimerschen Krankheit spielen.

Das Gehirn ist unser komplexestes Organ. Es besteht aus 100 Milliarden Nervenzellen, von denen jede einzelne mit durchschnittlich 1.000 anderen Nervenzellen verknüpft ist. Nur in Bruchstücken ist bisher bekannt, welche Faktoren, Signale und Regulationsmechanismen die Ausbildung dieser Strukturen bestimmen. Unter der Leitung von PD Dr. Christopher Horst Lillig von der Universität Greifswald und Dr. Carsten Berndt vom Karolinska Institut in Stockholm konnte ein internationales Forscherteam nun einen weiteren Regelkreis im Gehirn identifizieren. Das Protein Glutaredoxin-2 verändert die Aminosäure Cystein und beeinflusst damit weitere Proteine, die das Auswachsen von Axonen mitbestimmen. Axone sind Ausläufer der Nervenzellen, die sich mit anderen Nervenzellen verbinden und damit das komplexe Netzwerk in unserem Gehirn bilden. Nur wenn die Axone die Nervenzellen richtig verknüpfen, funktionieren die Reizweiterleitung und Kommunikation zwischen den verschiedenen Bereichen des Gehirns und den Muskelzellen. In Modellversuchen wurde dem Zebrafisch, einem wichtigen Beispielorganismus, das Glutaredoxin-2 entzogen. Hier zeigte sich, dass die sich entwickelnden Nervenzellen in Folge der fehlenden Verknüpfung abstarben.

Die gewonnenen Erkenntnisse sind jüngst in einer international angesehenen Fachzeitschrift veröffentlicht worden. An dem Projekt arbeiten Wissenschaftler der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, dem Karolinska Institut Stockholm und der Philipps-Universität in Marburg.

Weitere Informationen
Quelle: Bräutigam et al.
"Vertebrate-specific glutaredoxin is essential for brain development"
2011, Proc. Natl. Acad. Sci. USA (doi: 10.1073/pnas.1110085108)

Ansprechpartner an der Universität Greifswald
PD Dr. Christopher Horst Lillig
Institut für Medizinische Biochemie und Molekularbiologie
Universitätsmedizin Greifswald
Fleischmannstraße 42-44, 17487 Greifswald
christopher@lillig.de

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.pnas.org/content/early/2011/12/01/1110085108.full.pdf
http://www.pnas.org/
http://www.biochemie.uni-greifswald.de/
http://ki.se/
http://www.hhu.de/home/startseite.html
http://www.uni-marburg.de/

Zu dieser Mitteilung finden Sie Bilder unter:
http://idw-online.de/de/image158053
Das Bild zeigt Neuronen, die unter dem Einfluss von Glutaredoxin-2 ein Netzwerk aus Axonen geknüpft haben.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/de/institution65

Quelle: Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, Sabine Köditz, 05.12.2011


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 7. Dezember 2011