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MELDUNG/825: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 10.04.15 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen

→  Das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf koordiniert neues EU-Projekt zur Krebsforschung
→  Erster Einsatz für Operationsroboter bei Rachenkrebs am Universitätsklinikum Jena


Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf - 09.04.2015

UKE koordiniert neues EU-Projekt zur Krebsforschung

Im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) laufen in den kommenden Jahren die Fäden eines großen europäischen Krebsforschungsprojektes zusammen. "Wir wollen Bluttests entwickeln, mit denen wir die therapie-relevanten Eigenschaften unterschiedlicher Krebsarten identifizieren können", sagt Prof. Dr. Klaus Pantel, Direktor des Instituts für Tumorbiologie des UKE. Gemeinsam mit einem Kollegen aus den Niederlanden wird der Hamburger Tumorexperte das neue EU-Projekt "Cancer ID" wissenschaftlich koordinieren. Die Forscher wollen mit diesen Bluttests den Weg zu einer auf den einzelnen Patienten abgestimmten individuellen Krebstherapie im Sinne einer "Flüssigbiopsie" ebnen.

Dieses neue diagnostische Konzept wurde in Hamburg entwickelt und könnte in Zukunft eine Alternative zu invasiven Tumorbiopsien bieten. "Das Projekt schließt die Lücke zwischen Grundlagenforschung und klinischem Alltag", sagt Prof. Pantel. "Mit der Entwicklung zuverlässiger Bluttests wollen wir in den kommenden fünf Jahren das Konzept der Flüssigbiopsie aus dem Forschungslabor ans Krankenbett bringen." Feste Tumore wie Brust-, Lungen-, Prostata- oder Darmkrebs geben ständig Krebszellen oder Bestandteile davon in die Blutbahn ab. Die Analyse der Gene, Boten-RNA und Proteine dieser Zellen bietet dem Experten zufolge als sogenannte Flüssigbiopsie die Möglichkeit, sehr schnell Informationen über die Eigenschaften eines Tumors zu gewinnen. Wie aggressiv ist er? Reagiert er auf bestimmte Medikamente oder nicht? Das sind die Fragen, die mithilfe der neuen Bluttests beantwortet werden können. "Auf diese Weise wird es möglich sein, eine Therapie besser an den Patienten anzupassen und ihm unnötige Behandlungen zu ersparen", so Prof. Pantel.

33 aus 13: Das Projekt "CANCER-ID"

Im Projekt "CANCER-ID" haben sich insgesamt 33 Institute und Unternehmen aus 13 Ländern im Rahmen der Innovative Medicines Initiative (IMI) der Europäischen Union (EU) zu einem Forschungsverbund zusammengeschlossen. Ziel der IMI ist es, Grundlagenforscher und Unternehmen zusammenzubringen, damit neue Erkenntnisse schneller zu praxistauglichen Produkten führen. Das Projekt "CANCER-ID" wird fünf Jahre laufen. Es wird von der EU mit insgesamt 6,6 Millionen Euro gefördert. Die industriellen Partner steuern insgesamt 8,2 Millionen Euro bei. Auf das UKE entfallen dabei aktuell 1,16 Millionen Euro an Fördergeldern, eine weitere halbe Millionen folgt im Laufe der Projektphase. Das Institut für Tumorbiologie ist Teil des Zentrums für Experimentelle Medizin und Mitglied des Universitären Cancer Center Hamburg (UCCH). Prof. Pantel hat dort mit seinem Team das Konzept der Flüssigbiopsie entwickelt, das nun Grundlage des gesamten Projektes ist.

Weitere Förderung durch den Europäischen Forschungsrat

Weitere Auszeichnung für Prof. Pantel: Der Europäische Forschungsrat (ERC) bewilligte dem Tumorforscher eine Anschlussförderung des ERC-Grants von 2011. Damals war Prof. Pantel mit 2,5 Millionen Euro ausgezeichnet worden, um eine Methode zu entwickeln, einzelne Tumorzellen im Blut und Knochenmark aufzuspüren und zu charakterisieren. Mit der neuen Förderung ("Proof of Concept", Volumen: 150.000 Euro) sollen Maßnahmen zur Weiterentwicklung im Hinblick auf Anwendungsreife, Kommerzialisierung oder Vermarktung der Methode geprüft werden. Deutschlandweit hat der Europäische Forschungsrat nur vier solcher Förderungen vergeben.

Kontakt:
Prof. Dr. Klaus Pantel
Institut für Tumorbiologie
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Martinistr. 52
20246 Hamburg
E-Mail: pantel@uke.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution347

Quelle: Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Christine Trowitzsch, 09.04.2015

Raute

Universitätsklinikum Jena - 09.04.2015

Erster Einsatz für Operationsroboter bei Rachenkrebs am UKJ

Erfolgreicher Eingriff der Experten der HNO-Klinik

Medizin-Premiere in Thüringen: Zum ersten Mal in den neuen Bundesländern wurde bei einem Patienten mit Zungengrundkrebs nun ein DaVinci-Operationsroboter eingesetzt. Der Eingriff bei dem 65-jährigen Mann an der HNO-Klinik des Universitätsklinikums Jena (UKJ) verlief erfolgreich. Zungengrundtumoren sind eine wichtige Form von Rachenkrebs und zählen zu den häufigsten Krebserkrankungen im Kopf-Hals-Bereich. In Deutschland erkranken nach aktuellen Schätzungen jährlich rund 13.000 Menschen an Mundhöhlen- oder Rachenkrebs. Insbesondere die Anzahl der Patienten mit Rachenkrebs hat in den letzten Jahren in Deutschland zugenommen.

"Das ist eine wichtige Erweiterung unseres Therapieangebotes in der Patientenversorgung. Natürlich steuert der Operateur dabei den Eingriff und hat jederzeit die Kontrolle. Der Roboter gibt uns aber völlig neue Möglichkeiten, gerade bei Operationen von Tumoren im Mundrachenbereich", erklärt Prof. Dr. Orlando Guntinas-Lichius, Direktor der HNO-Klinik am Thüringer Universitätsklinikum. Denn durch den Robotereinsatz ergibt sich für die Operateure eine ganz andere Sichtweise auf das Eingriffsfeld. Die Eingriffe können jetzt noch präziser und schonender durchgeführt werden. "Bei solchen Eingriffen, in diesem Fall bei einem Tumor am Zungengrund, operieren wir durch den geöffneten Mund und nicht etwa durch seitliche Schnitte, wie man es eventuell von anderen Krankheitsbildern kennt. Das ist schonend für die Patienten, engt aber das Sichtfeld des Operateurs stark ein, denn wir schauen ja von oben zunächst auf die Zunge", skizziert Prof. Guntinas-Lichius einen Grund für den Einsatz des Roboters. Beim Eingriff mit dem DaVinci-Roboter sitzt der Arzt an einer Konsole und steuert von dort die Instrumente. Eine exakte 3D-Darstellung am Bildschirm gibt einen kompletten Überblick über die Lage des Tumors und des umgebenden Gewebes während der Operation.

"Dadurch können wir Tumoren nun deutlich präziser entfernen. Davon profitieren die Patienten enorm. Denn unser Ziel ist es ja, möglichst viel gesundes Gewebe zu erhalten", so Prof. Guntinas-Lichius. An der Jenaer HNO-Klinik werden jährlich rund 150 neue Patienten mit bösartigen Tumoren im Hals-Kopf-Bereich versorgt. Nach einer Operation kann es zu kurzzeitigen Problemen beim Schlucken und beim klaren Sprechen kommen, die mit entsprechenden Trainings schnell abgebaut werden können. "Je gezielter der Eingriff, desto geringer ist auch hier das Risiko für solche Probleme", so Prof. Guntinas-Lichius.

Obwohl Mundhöhlen- und Rachenkrebs relativ häufig vorkommt, ist die Erkrankung in der Öffentlichkeit bislang relativ unbekannt. Für Schlagzeilen sorgte die Krankheit erst, als der Schauspieler Michael Douglas seine Erkrankung 2010 öffentlich machte, oder als Anfang dieses Jahres bekannt wurde, dass beim Sänger der legendären britischen Rockband "Iron Maiden" Zungenkrebs diagnostiziert wurde.

* Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.hno.uniklinikum-jena.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution1461

Quelle: Universitätsklinikum Jena, Stefan Dreising, 09.04.2015

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 11. April 2015

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