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VORSORGE/612: Darmkrebsvorsorge - Ein sauberer Darm ist kein Problem (BNG)


Berufsverband Niedergelassener Gastroenterologen Deutschland e.V.

Darmkrebsvorsorge

Ein sauberer Darm ist kein Problem



(Ulm, 01.03.2013) Nach zehn Jahren Vorsorge-Koloskopie in Deutschland wissen die Menschen, dass die Darmspiegelung die beste und effektivste Methode zur Vorbeugung und Verhinderung einer Darmkrebserkrankung ist. Dennoch scheuen viele anspruchsberechtigte Versicherte den Gang zum Gastroenterologen, weil sich hartnäckig unberechtigte Vorbehalte gegenüber der im Vorfeld notwendigen Darmreinigung behaupten, erklärt Dr. Arno Theilmeier vom Berufsverband der niedergelassenen Gastroenterologen (bng) im Gespräch mit dem Medizinjournalisten Dr. Holger Böhm.


Böhm: Bei der Aussicht auf vier Liter Salzlake kann einem die Lust auf die Vorsorge vergehen. Ist das wirklich nötig?

Theilmeier: Die Scheu vor der Koloskopie hängt unter anderem damit zusammen, dass die Vorbereitung in einigen Institutionen wirklich auf völlig indiskutable Weise durchgeführt wird. Wenn den Leuten davon übel wird, spricht sich das natürlich schnell herum. Dabei muss das überhaupt nicht sein. Der niedergelassene Gastroenterologe, der routinemäßig Koloskopien durchführt, bietet seinen Patienten individuelle Möglichkeiten an, die sehr gut verträglich sind.

Böhm: Wie sieht das genau aus?

Theilmeier: Der Darm muss für die Untersuchung sauber sein. Dafür gibt es eine Reihe verschiedener Verfahren mit unterschiedlichen Trinkmengen und Geschmacksrichtungen. Süß, salzig, sauer, das kann man individuell gestalten. Der Arzt klärt im Gespräch ab, ob der Patient lieber viel oder eher weniger trinken will. Es gibt eine ganze Handvoll an Vorbereitungslösungen, die er einsetzen kann. Das sollten die Patienten wissen und sie können es selbstverständlich erwarten.

Böhm: Muss man sich Sorgen wegen der Untersuchung machen?

Theilmeier: Im Allgemeinen wissen die Patienten, dass eine Darmspiegelung nichts Schlimmes ist. Die meisten schlafen während der Untersuchung. Die Ärzte sind sehr gut geschult und haben sehr viel Erfahrung. Kein Patient muss Angst vor der Untersuchung haben. In punkto Sicherheit sind wir in Deutschland weltweit die besten, weil es strengste Qualitätsauflagen gibt, die auch erfüllt und kontrolliert werden. Streng genommen können dies allerdings nur die niedergelassenen Gastroenterologen für sich behaupten, denn im Krankenhaussektor gibt es unverständlicherweise keine solchen Qualitätskontrollen.

Böhm: Das Motto des diesjährigen Darmkrebsmonats lautet "Aus Liebe zur Vorsorge", weil den Menschen oft der Ansporn fehlt?

Theilmeier: Das Motto ist zweideutig, das soll Aufmerksamkeit wecken. Gemeint ist vor allem, Angehörigen oder Freunden den Anstoß zu geben, tatsächlich zur Vorsorge zu gehen. Dabei muss man wissen, dass inzwischen knapp 60 Prozent der Bevölkerung über 55 Jahren bereits einmal eine Darmspiegelung hatten. Viele davon sind gar nicht im Rahmen des Vorsorgeprogramms der gesetzlichen Krankenkassen untersucht worden, sondern zum Beispiel aufgrund von Beschwerden oder als Privatpatienten. Angesprochen werden sollen die Menschen, die noch niemals eine Darmspiegelung hatten. Das ist schwierig, weil dies oft Menschen sind, die überhaupt selten zum Arzt gehen.

Böhm: Wie kann man Ihrer Meinung nach die Menschen am besten motivieren?

Theilmeier: Es wäre sehr wünschenswert, dass die Hausärzte ihre Patienten regelmäßig darauf ansprechen, wenn eine Vorsorge-Koloskopie ansteht. Leider ist das nur selten der Fall. Bei den Urologen und Gynäkologen ist das anders, weil der Vorsorgegedanke bei diesen Fachgruppen besser verankert ist. Die Hausärzte schicken Patienten mit Beschwerden zur Darmspiegelung, nicht aber zu Vorsorge und Früherkennung.

Böhm: Wie ließe sich das verbessern?

Theilmeier: Wir benötigen strukturierte Programme, die als Vorsorgemodule in die Computersysteme der Hausärzte eingebunden sind und die Alarmglocken läuten, wenn die Darmkrebsvorsorge ansteht. Dann denkt der Hausarzt automatisch eher daran, mit dem Patienten ein entsprechendes Beratungsgespräch zu führen, insbesondere wenn Risiken wie eine familiäre Belastung vorliegen. Sehr wichtig sind auch die Folgeuntersuchungen, die zum Beispiel anstehen, wenn bei einer ersten Darmspiegelung Polypen entfernt worden sind. Hier gibt es feststehende Intervalle, die eingehalten werden müssen. Ein Vorsorgemodul könnte sicher stellen, dass daran gedacht wird.


Weitere Informationen auf der Kampagnenseite des bng
www.ich-geh-da-hin.de und unter www.bng-gastro.de

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Quelle:
Berufsverband Niedergelassener Gastroenterologen Deutschland e.V.
Presseangebot zum Darmkrebsmonat März 2013
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veröffentlicht im Schattenblick zum 13. April 2013