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AUSLAND/1709: Somalia - Feuergefechte in Mogadischu treffen immer mehr Kinder (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 1. Juni 2011

Somalia: Feuergefechte in Mogadischu treffen immer mehr Kinder


Berlin, 1. Juni (IPS) - Seit im März in der somalischen Hauptstadt Mogadischu die Kämpfe an Intensität zugenommen haben, müssen immer mehr Kinder medizinisch behandelt werden. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) berichtet, dass unter Fünfjährige die Hälfte der 1.590 Menschen ausmachten, die im Mai aufgrund einer kriegsbedingten Verletzung in den örtlichen Kliniken behandelt wurden. Im April betrug der Anteil 3,5 Prozent.

Aufgeflammt ist die Gewalt vor allem in den dicht besiedelten Stadtgebieten im Umkreis des zentralen Bakara-Marktes, wo viele Flüchtlinge Schutz suchen. Seit Anfang des Jahre wurden rund 3.900 Menschen in den Kliniken Mogadischus notdürftig behandelt. Da 20 Jahre Bürgerkrieg die somalischen Gesundheitsdienste nahezu zerstört haben, ist eine angemessene Versorgung der Patienten nahezu unmöglich.

"Wo immer die Menschen behandelt werden, überall fehlt es an Medikamenten und grundlegendem Equipment sowie an operativer und logistischer Unterstützung", sagte Marthe Everard, die für Somalia zuständige WHO-Vertreterin. Die WHO hat 50 Krankenhausärzte und -schwestern in die Behandlung von Brand- und Brustverletzungen bei Kindern unterwiesen und dem Banadir-Hospital mit Verbandsmull, Skalpellen und anderen Behandlungsutensilien ausgeholfen.

Somalia ist seit dem Sturz des inzwischen verstorbenen Präsidenten Siad Barre 1991 und dem Ausbruch des Bürgerkriegs ohne funktionstüchtige Regierung. Im Norden existieren lediglich zwei regionale Administrationen: die selbsternannte 'Republik von Somaliland' im Nordwesten und der halbautonome Staat Puntland im Nordosten. In Mogadischu sitzt eine international anerkannte Föderale Übergangsregierung (TFG), die aus einem Übergangspräsidenten, einen Regierungschef und einem Kabinett (Ministerrat) besteht.


Geteilte Stadt

Nach dem Wiederaufflammen der Gefechte zwischen Pro-Regierungstruppen und Kämpfern der islamistischen Al-Shabab im vergangenen März gehören Geschütz- und Gewehrfeuer in der somalischen Hauptstadt zum Alltag. Mogadischu ist zu einer geteilten Stadt geworden mit Bezirken, die die militante Al-Shabab kontrolliert, und Stadtteilen, die von Truppen der TFG und ruandischen und ugandischen Soldaten unter dem Kommando der Afrikanischen Union (AMISOM) geschützt werden.

Einheimische schätzen, dass mindestes 1,5 Millionen der ehemals 2,5 Millionen Einwohner von Mogadischu aus der seit 2006 umkämpften Stadt geflohen sind. Diejenigen, die blieben, leben zu 90 Prozent in von der TFG kontrollierten Bezirken. Al-Shabab kontrolliert die übrigen zehn Prozent. (Ende/IPS/kb/2011)


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veröffentlicht im Schattenblick zum 2. Juni 2011