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AUSLAND/1926: El Salvador - Gesetz senkt Preise für Medikamente (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 25. Januar 2013

El Salvador: Gesetz senkt Preise für Medikamente

von Edgardo Ayala



San Salvador, 25. Januar (IPS) - Viele Medikamente kosten in El Salvador künftig nur noch rund die Hälfte. Nach einem langen Tauziehen hat das Parlament zum Jahreswechsel ein entsprechendes Gesetz verabschiedet. Bis zum 1. April haben die Händler Zeit, die Preise umzustellen.

"Das Medikamentengesetz ist ein großer Fortschritt für das Recht der Menschen in El Salvador auf Gesundheit", sagt Margarita Posada, Leiterin der Vereinigung der kommunalen Promotoren, die sich bereits seit 2002 dafür einsetzt, eine bessere Regulierung des Pharmamarktes in El Salvador durchzusetzen.

Im Zuge der jetzigen Neuregelung hat die Nationale Medikamenten-Direktion (DNM) Anfang Januar eine Liste mit Maximalpreisen für 4.406 pharmazeutische Produkte veröffentlicht. Dafür hat die DNM die Preise für Medikamente in ganz Zentralamerika verglichen. Aufgenommen in die Liste wurden nur solche Produkte, die lediglich auf Rezept gekauft werden können. Die DNM arbeitet weiter an der Medikamentenliste. Im Februar sollen die Preise weiterer 7.000 Produkte veröffentlicht werden.


Preissenkungen bis 69 Prozent

Durchschnittlich reduzieren sich damit die Preise für die genannten Medikamente um 35 Prozent. Verbraucher können sich bei einigen stark nachgefragten teuren Produkten sogar über 69 Prozent Preissenkung freuen. Jetzt kostet beispielsweise ein Medikament zur Senkung des Cholesterinspiegels statt umgerechnet 68 US-Dollar nur noch 37 Dollar und ein Diabetesprodukt statt 23 nur noch 11,73 Dollar.

Bisher hatte die Industrie die Preise festgesetzt, und die Konsumenten mussten für viele Produkte tief in die Tasche greifen. Nach Vorgaben der Weltgesundheitsorganisation WHO dürfen Medikamente nicht mehr als das Fünffache des internationalen Referenzpreises (PRI) kosten. Die Universität von El Salvador hat jedoch nachgewiesen, dass im Land viele Produkte um einiges darüber liegen. "Natürlich hat es seitens der Industrie Missbrauch gegeben", sagt Posada. Als Beispiel nennt sie ein Arthrose-Produkt, das in Ecuador vier US-Dollar kostet. In El Salvador müssen die Patienten jedoch 17 Dollar dafür auf den Ladentisch legen.

Bis Ende März hat die Industrie Zeit, die Preise zu übernehmen. "Im Laufe des Monats müssen dann alle Produkte mit dem Maximalpreis etikettiert werden", sagt José Vicente Coto von der DNM gegenüber IPS.


Apotheker beklagen sich

Während sich die Konsumenten freuen können, sind vor allem die Apotheker unzufrieden mit der Situation: Das neue Gesetz setzt die Verbraucherpreise fest - an die müssen sich in erster Linie die Einzelhändler halten. Doch dass auch die Hersteller die Preise senken müssen, ist im Gesetz nicht explizit vorgesehen.

Die DNM räumt ein, dass das Gesetz die Hersteller nicht eindeutig in die Pflicht nimmt. Doch es verstehe sich von selbst, dass sich die gesamte Produktions- und Handelskette auf die neuen Regeln einstellen müsste.

Doch die Industrie will davon nichts wissen. Die Vereinigung der chemischen Pharmazieindustrie (Inquifar), in der die Labore zusammengeschlossen sind, klagt, wenn sie sich auf die neuen Preise einlassen müsse, könne sie kaum überleben. Laut Carmen Estela Pérez, Geschäftsführerin von Inquifar, könnte ein großer Teil der Medikamente nicht mehr verkauft werden, weil die von der DNM festgesetzten Preise unter den Herstellungskosten liegen. "Diese Preise können wir nicht akzeptieren." Pérez warnte auch, dass rund 7.000 Arbeitsplätze in Gefahr seien. Auch 110 Millionen Dollar aus dem Exportgeschäft stünden auf der Kippe. (Ende/IPS/jt/2013)


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veröffentlicht im Schattenblick zum 29. Januar 2013