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AUSLAND/2006: Pazifik - Augenentzündungen weit verbreitet, vielen Kindern droht Erblindung (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 31. Oktober 2013

Pazifik: Augenentzündungen weit verbreitet - Vielen Kindern droht Erblindung

von Catherine Wilson


Bild: © Catherine Wilson/IPS

Schulkinder in dem Dorf Elelo
Bild: © Catherine Wilson/IPS

Honiara, Salomonen, 31. Oktober (IPS) - Seit Generationen fordern Augenkrankheiten in den Pazifik-Inselstaaten einen hohen Tribut. Nach ersten Ergebnissen einer auf den Salomonen durchgeführten Untersuchung sind Trachome, die in jungen Jahren zur Erblindung führen können, unter den weit verstreut lebenden Bewohnern ländlicher Regionen stark verbreitet.

"Obwohl ich selbst im Gesundheitsbereich arbeite, war mir nicht bewusst, dass diese bakterielle Augenerkrankung ein so großes Problem in diesem Land darstellt", sagt Oliver Sokana, der Koordinator des nationalen Trachom-Programms im Gesundheitsministerium. "Die betroffenen Menschen spüren die Symptome, wissen aber über die Krankheit nicht Bescheid und wenden sich daher nicht an ein Gesundheitszentrum."

Das Trachom ist eine Augeninfektion, die durch den Mikroorganismus 'Chlamydia trachomatis' verursacht wird. Der Erreger wird unter anderem durch Fliegen verbreitet. Kinder und alle Menschen, die auf engem Raum zusammenleben, sind besonders ansteckungsgefährdet. Eine anhaltende Entzündung kann zu einer chronischen Vernarbung der Innenseite des Augenlids führen. Wenn der Lidrand sich nach innen kehrt, verursacht der Wimpernschlag bleibende Schäden an der Hornhaut. Im schlimmsten Fall verlieren die Erkrankten ihr Augenlicht.

Laut Untersuchungen aus den vergangenen vier Jahren könnten insgesamt etwa 40 Prozent der rund 550.000 Bewohner der Inselgruppe südöstlich von Papua-Neuguinea und nordöstlich von Australien von der Augenentzündung betroffen sein. Die erste umfassende landesweite Studie der Regierung über das Trachom soll bis Ende November abgeschlossen werden. Erste Ergebnisse aus unterschiedlichen Gebieten des Pazifikstaates deuten darauf hin, dass bis 24 Prozent der Bevölkerung erkrankt sind.


Fünf- bis 14-Jährige besonders gefährdet

Auffällig viele Fälle seien bei Kindern zwischen fünf und 14 Jahren feststellbar, berichtet Heather Pana, eine auf Augenleiden spezialisierte Krankenschwester am Helena-Goldie- Hospital in Munda auf New Georgia, der größten Insel in der West-Provinz. Auch Geschwüre auf der Hornhaut und Glaukom werden häufig diagnostiziert. Letzteres kann ebenfalls unbehandelt zu Blindheit führen.

Die Einwohner des kleinen Küstendorfs Elelo, das mit dem Motorboot in einer halben Stunde von Munda aus zu erreichen ist, leiden schon immer an Augenbeschwerden. Bei einer Untersuchung von 300 Schülern wurden erste Anzeichen einer Trachom-Erkrankung festgestellt.

"Kinder, die unter einem Trachom leiden, kommen meist aus großen Familien, deren Mütter sich vor allem um den jüngsten Nachwuchs kümmern", berichten die Lehrer Olivy Maspita und Francine Vagi. Die Betroffenen könnten nicht so gut lesen wie andere und hätten größere Lernprobleme.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) rechnet das Trachom zu den 17 vernachlässigten Tropenkrankheiten. Sie schätzt, dass etwa sechs Millionen Menschen weltweit durch ein Trachom ihr Augenlicht verloren haben und weitere 150 Millionen deswegen medizinisch behandelt werden müssen. Auf globaler Ebene gilt die Krankheit als größte Ursache von vermeidbarer Blindheit.

Auf den Pazifikinseln kommt das Trachom auf den Fidschiinseln, auf Kiribati, Nauru, Papua-Neuguinea, Vanuatu und den Salomonen vor. Wie die Internationale Agentur zur Verhinderung von Erblindung (IAPB) in diesem Jahr berichtete, haben auf Fidschi 15 Prozent der Kinder unter neun Jahren ein aktives Trachom. In Kiribati sind es sogar 21,3 Prozent. Die Gesundheitsminister in der Region, die sich im Juli in Samoa trafen, stellten fest, dass das gesamte Ausmaß der Krankheit in den Pazifikstaaten bisher nicht bekannt ist.

Nach Angaben von IAPB leben 73 Prozent der Kinder, bei denen auf den Salomonen das Trachom diagnostiziert wurde, unter unhygienischen Bedingungen. Etwa die Hälfte von ihnen hat Zugang zu sauberem Wasser, das jedoch erst nach einem Fußmarsch von mehr als einer halben Stunde erreichbar ist.


Mangelnde Hygiene

Nur etwa 32 Prozent der Haushalte auf den Salomonen verfügen über sanitäre Anlagen, während der regionale Durchschnitt bei 46 Prozent liegt. Besser sieht es in den Schulen auf den Salomonen aus, von denen 46 Prozent eine angemessene Wasserversorgung und 59 Prozent sanitäre Anlagen haben. Die Grundschule von Elelo hat zwei Wasseranschlüsse außerhalb des Gebäudes, aber keine öffentlichen Toiletten.

Das Gesundheitsministerium will ab 2014 einen Fünf-Jahres-Plan umsetzen, der darauf abzielt, das akute Auftreten von Trachomen bis 2020 auf weniger als fünf Prozent zu senken. "Die Hygienebedingungen zu verbessern, wird ein besonders großes Problem sein", sagt Sokana.

Für die Gesundheitsversorgung auf den Salomonen ist in erster Linie der Staat zuständig, der von unabhängigen Organisationen unterstützt wird. Personalmangel und Transportprobleme erschweren die Versorgung der Bevölkerung, die auf mehr als 990 Inseln in einem Umkreis von rund 1,3 Millionen Quadratkilometern lebt.

Auf jeweils 1.000 Einwohner kommen statistisch gesehen 0,21 Ärzte und 1,7 Krankenpfleger, während der globale Durchschnitt bei 1,4 Ärzten beziehungsweise 2,8 liegt. Auf die Hauptstadt Honiara konzentrieren sich 73 Prozent der Mediziner und 33 Prozent des Pflegepersonals.
(Ende/IPS/ck/2013)


Links:

http://www.who.int/countries/slb/en/
http://www.iapb.org/
http://www.ipsnews.net/2013/10/eye-disease-sweeps-pacific-islands/

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Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 31. Oktober 2013
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veröffentlicht im Schattenblick zum 2. November 2013