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AUSLAND/2124: Afrika - 'Mit einem Bein im Grab', HIV/Aids verschärft Müttersterblichkeitsproblem (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 1. Juli 2014

Afrika: 'Mit einem Bein im Grab' - HIV/Aids verschärft Müttersterblichkeitsproblem

von Miriam Gathigah


Bild: © Mercedes Sayagues/IPS

Junge Mutter mit ihrem Kind
Bild: © Mercedes Sayagues/IPS

Nairobi, 1. Juli (IPS) - Ein afrikanisches Sprichwort besagt, dass jede Frau, die ein Kind erwartet, mit einem Bein im Grab steht. Für HIV-Infizierte ist die Gefahr besonders groß, an den Folgen von Schwangerschaft und Geburt zu sterben.

Während im Kampf gegen die Übertragung des Immunschwächevirus von Mutter zu Kind bemerkenswerte Fortschritte erzielt werden konnten, ist die Müttersterblichkeit auf dem Kontinent nach wie vor ein großes Problem.

Die Gefahr, Schwangerschaft und Geburt nicht zu überleben, ist für HIV-positive Frauen sechs bis acht Mal höher als für gesunde Frauen, wie Mary Pat Kieffer von der Hilfsorganisation 'Elizabeth Glaser Paediatric AIDS Foundation' in Malawi berichtet. Studien zeigen zudem, dass allein schon das Voranschreiten von HIV/Aids die Müttersterblichkeit direkt begünstigt. Indirekte Faktoren sind Blutvergiftungen, Anämie und andere schwangerschaftsbezogene Faktoren.

Für Afrika sind das schlechte Nachrichten. Allein in Südafrika haben 2012 etwa 310.000 und in Mosambik 110.000 HIV-infizierte Frauen Kinder zur Welt gebracht, wie das UN-Programm 'UNAIDS' berichtet. Infizierte sind generell anfälliger für Sepsis und Anämie, weil ihr Immunsystem geschwächt ist.


Schwangere infizieren sich häufiger

Ein weiteres Problem besteht der Expertin zufolge darin, dass sich Frauen während einer Schwangerschaft leichter mit HIV anstecken als Nicht-Schwangere. Fachleute führen dies unter anderem auf den Anstieg des Blutvolumens und auf hormonelle Veränderungen zurück. Im südlichen Afrika infizieren sich etwa fünf Prozent aller Schwangeren, die im zweiten Drittel ihrer Schwangerschaft HIV-negativ getestet wurden, in einer späteren Phase oder in der Stillzeit.

Auch wenn antiretrovirale Medikamente (ARVs) eine Schlüsselrolle bei der Vermeidung von Mutter-Kind-Übertragungen spielen, sei der Kampf gegen HIV/AIDS weit mehr als nur die Bereitstellung von ARVs, warnt Kieffer. In Südafrika, wo fast 20 Prozent der Altersgruppe der 15- und 49-Jährigen HIV-positiv sind, wurden 2012 sechs von zehn Fällen von Müttersterblichkeit auf HIV/Aids zurückgeführt.

In Lesotho mit einer Ansteckungsrate von 23 Prozent standen im gleichen Jahr vier von zehn Müttersterblichkeitsfällen mit HIV-relevanten Komplikationen in Beziehung. In Malawi mit einer Infektionsrate von elf Prozent waren drei von zehn Müttersterblichkeitsfällen direkte oder indirekte Folge einer HIV-Infektion.

Auch Naseem Awl vom Kinderhilfswerk UNICEF in Lesotho ist der Meinung, dass weit mehr getan werden muss, um Schwangerschaft und Geburt für Frauen sicherer zu machen. Es gelte dafür zu sorgen dass Frauen in einer sicheren Umgebung entbinden könnten. UNICEF-Daten zufolge bringen im östlichen und südlichen Afrika nur etwa 40 Prozent aller Frauen ihre Kinder mit Unterstützung von medizinischem Fachpersonal zur Welt.


Defizite bei Vorsorge und Geburtshilfe

In Lesotho, wo 90 Prozent der Schwangeren zumindest ein Mal zur Vorsorge gehen, gebärt mehr als die Hälfte ohne die Hilfe einer ausgebildeten Hebamme. Ähnlich verhält es sich in Mosambik, wo 2012 bis zu 110.000 HIV-infizierte Frauen niederkamen.

Kieffer drängt darauf, die ärztliche Versorgung der schwangeren Frauen zu verbessern und das Gesundheitspersonal stärker für die schwierige Lage HIV-positiver Frauen zu sensibilisieren. Häufig herrsche in den Gesundheitszentren die Meinung vor, dass HIV-Infizierte kein Recht darauf hätten, schwanger zu werden, erklärt sie. Diese ablehnende Haltung schrecke Frauen ab, ein solches Zentrum zu besuchen.

Auch unerwünschte Schwangerschaften junger Frauen im Alter von 15 bis 24 Jahren stellen ein erhebliches Problem dar. Deren Risiko, sich mit dem Immunschwächevirus anzustecken, sei doppelt so hoch wie das gleichaltriger Männer.

Laut dem UN-Bevölkerungsfonds (UNFPA) sind die Haupttodesursachen junger Frauen Komplikationen bei der Geburt und Aids. "Oft entdecken junge Frauen ihre Schwangerschaft sehr spät und haben Angst, ein Krankenhaus aufzusuchen", so Kieffer.

Zudem fehlt es an Verhütungsmitteln. Für Lesotho beziffert UNAIDS das Defizit mit 23 Prozent und für Mosambik mit 29 Prozent. Aber auch dort, wo Kontrazeptiva erhältlich seien, könne das mit den ARV-Therapien überforderte Personal seinen Aufgaben nicht nachkommen, erklärt Kieffer. (Ende/IPS/ck/2014)


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http://www.ipsnews.net/2014/06/maternal-deaths-due-to-hiv-a-grim-reality/

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veröffentlicht im Schattenblick zum 3. Juli 2014