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AUSLAND/2258: Kuba - Wegweisend im Kampf gegen HIV/Aids, Mutter-Kind-Übertragung gestoppt (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 2. Juli 2015

Kuba: Wegweisend im Kampf gegen HIV/Aids - Mutter-Kind-Übertragung gestoppt

von Kanya D'Almeida


Bild: © Jeffrey Moyo/IPS

Schwangeren Frauen antiretrovirale Medikamente zu verabreichen, kann nach WHO-Schätzungen das Risiko einer Mutter-Kind-Übertragung des HI-Virus von 45 Prozent auf ein Prozent senken
Bild: © Jeffrey Moyo/IPS

NEW YORK (IPS) - Die Zahl der weltweit mit dem HI-Virus infizierten Neugeborenen hat sich im Zeitraum 2009 bis 2013 von etwa 400.000 auf schätzungsweise 240.000 nahezu halbiert. Das globale Entwicklungsziel der Vereinten Nationen, bis Ende 2015 die Gesamtzahl auf 40.000 zu reduzieren, liegt jedoch nach wie vor in weiter Ferne.

Entgegen dem weltweiten Trend hat Kuba riesige Fortschritte in Richtung des für 2015 anvisierten Zieles gemacht. 2013 wurden auf der Insel lediglich zwei HIV-positive Babys registriert. Dies hat dem Karibikstaat als einzigem Land der Welt die Bestätigung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) eingebracht, die Übertragung die Mutter-Kind-Übertragung von HIV und Syphilis besiegt zu haben.

Der Exekutivdirektor von UNAIDS, Michel Sidibé, äußerte sich in einer am 30. Juni verbreiteten Erklärung zufrieden: "Dies ist ein Festtag für Kuba sowie für Kinder und Familien überall. Es hat sich gezeigt, dass ein Sieg über die Aidsepidemie möglich ist."


Medikamente können Virusübertragung signifikant vorbeugen

Jedes Jahr werden etwa 1,4 Millionen mit dem Immunschwächevirus infizierte Frauen schwanger. Ohne eine wirksame Behandlung liegt das Risiko einer Mutter-Kind-Übertragung während der Schwangerschaft, der Geburt oder beim Stillen bei 15 bis 45 Prozent. Wenn Mutter und Kind jedoch antiretrovirale Medikamente erhalten, sinkt das Risiko auf ein Prozent.

Seit 2010 arbeitet die Panamerikanische Gesundheitsorganisation (PAHO), das Amerika-Regionalbüro der WHO, mit Partnern in Kuba und anderen Staaten der Region daran, ein umfassendes Programm zur Eliminierung der Mutter-Kind-Übertragung von HIV und Syphilis umzusetzen.


Gleichberechtigter Zugang zur Gesundheitsversorgung

Im Rahmen des Programms erhalten werdende Mütter Zugang zu Vorsorgeuntersuchungen, Aidstests, Kaiserschnitten und guten Stillalternativen. Die Mutter-Kind-Fürsorge beinhaltet zudem Maßnahmen zur Bekämpfung von Geschlechtskrankheiten.

"Kubas Erfolg zeigt, dass eine flächendeckende Gesundheitsversorgung möglich ist", erklärte die PAHO-Direktorin Carissa F. Etienne am 30. Juni. "Diese Verdienste können anderen Ländern als Beispiel dienen."

Die WHO und ihre Partner hatten erstmals 2014 umfassende Richtlinien für die Validierung der Eliminierung von Mutter-Kind-Übertragungen von HIV veröffentlicht. Da Behandlungen und Präventionsmaßnahmen nie zu hundert Prozent erfolgreich sein können, definiert die PAHO 'Eliminierung' als "Reduzierung der Ansteckungen auf ein so niedriges Niveau, dass die Infektionen kein Problem mehr für die öffentliche Gesundheit darstellen."

Im März 2015 besuchte eine Gruppe international ausgewiesener Experten Kuba, um sich ein Bild von den Fortschritten zu machen. Fünf Tage lang nahmen sie Kliniken, Labors und staatliche Institutionen in Augenschein und führten Gespräche mit Fachleuten. Die Mission, der Experten aus zehn Ländern wie Argentinien, Japan und Sambia angehörten, kam zu dem Ergebnis, dass die Zahl der Mutter-Kind-Virusübertragungen unter 50 Fällen pro 100.000 Lebendgeburten liegt.


Flächendeckende Informationskampagnen

Um eine Validierung zu erhalten, muss Kuba zudem in einem Zeitraum von mindestens zwei Jahren nachweisen, dass mehr als 95 Prozent der HIV-positiven Frauen ihren Zustand kennen, sich während der Schwangerschaft mindestens ein Mal untersuchen lassen und antiretrovirale Medikamente erhalten.

"Die Eliminierung der Virusübertragung ist eine der größten denkbaren Errungenschaften des öffentlichen Gesundheitssystems", sagte WHO-Direktorin Margaret Chan. "Dies ist ein bedeutender Sieg in dem langen Kampf gegen HIV und Geschlechtskrankheiten und ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer aidsfreien Generation."

Laut dem Bericht zum Welt-Aids-Tag 2014 lebten 2013 etwa 35 Millionen Menschen mit HIV/Aids. Seit dem Ausbruch der Epidemie in den 1980er Jahren sind ungefähr 39 Millionen Menschen an mit Aids in Verbindung stehenden Krankheiten gestorben. Fast 78 Millionen Menschen haben sich mit dem Virus angesteckt.

Dank nachhaltiger globaler Anstrengungen im Kampf gegen die Epidemie ist die Zahl der Aids-Toten von 2,4 Millionen im Jahr 2005 auf 1,5 Millionen im Jahr 2013 um etwa 35 Prozent zurückgegangen. Die Zahl der Neuinfektionen ist um geschätzte 38 Prozent von 3,4 Millionen Fällen 2001 auf 2,1 Millionen Fälle im Jahr 2013 gesunken. Neuansteckungen bei Kindern haben sich von schätzungsweise 580.000 im Jahr 2001 auf 240.000 im Jahr 2013 reduziert. (Ende/IPS/ck/02.07.2015)


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http://www.ipsnews.net/2015/06/cuba-blazing-a-trail-in-the-fight-against-hivaids/

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IPS-Tagesdienst vom 2. Juli 2015
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veröffentlicht im Schattenblick zum 3. Juli 2015

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