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ARTIKEL/1467: Seit 25 Jahren arbeitet die Praxisklinik Kronshagen an der Schnittstelle ambulant-stationär (SH Ärzteblatt)


Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt 3/2018

PRAXISKLINIK
An der Schnittstelle etabliert

von Dirk Schnack


Seit 25 Jahren arbeitet die Praxisklinik Kronshagen an der Schnittstelle ambulant-stationär. Kapazitätsgrenze erreicht.

Zur Gründung der Praxisklinik Kronshagen - damals noch unter dem Namen Ambulantes Operationszentrum (AOZ Kronshagen) - galt vielen Beobachtern das ambulante Operieren als kühner Plan. Als Anästhesist Dr. Karl-Heinz Gnutzmann vor der Umsetzung dieses Plans seinen damaligen Chef um Rat fragte, lautete dieser: "Mach das nicht!"

Gnutzmann hörte in diesem Fall nicht auf seinen Chef und ist heute froh drum. Denn 25 Jahre später feiert die Praxisklinik ein Jubiläum, das ihr viele nicht zugetraut hatten. Aus dem kleinen Team von drei ärztlichen Gesellschaftern und sechs Angestellten ist ein mittelständisches Unternehmen mit zwölf Gesellschaftern, sieben Praxen und insgesamt 86 Köpfen geworden. Bis dahin war es ein weiter Weg. Die wichtigsten Meilensteine:

- Erweiterung des Spektrums: 1996 kommt zur Orthopädie die Kinderchirurgie dazu, im Jahr 2000 die Gefäßchirurgie. Aus den 824 Eingriffen im ersten Jahr werden rund 4.500 Operationen in 2017.

- Aufnahme in den Krankenhausplan: 2006 wird die Praxisklinik in den Bettenplan aufgenommen. Damit stehen der Einrichtung wie jedem anderen Krankenhaus auch öffentliche Fördermittel zur Verfügung.

- Expansion in der Fläche: In der Praxisklinik operierende Ärzte erwerben Vertragsarztsitze, um an anderen Standorten regelmäßig eine Indikationssprechstunde abhalten zu können. Damit können Patienten in Schleswig, Rendsburg, Neumünster, Bad Segeberg, Eutin, Schönberg und Neustadt ärztlichen Rat einholen und müssen nur für den Eingriff selbst nach Kronshagen kommen. Auch an der Westküste möchte die Praxisklinik mittelfristig präsent sein. Vier dieser Standorte firmieren als "Gelenkzentrum".

Neben diesen Meilensteinen gab es aber auch Rückschläge und Hürden. Etwa nach der Trennung der ursprünglichen Gesellschafter. Einer von ihnen, Dr. Ulrich Müggenburg, ist heute im Ruhestand. Der dritte, Dr. Frank Pries, hat nach der Trennung erfolgreich das mare-Klinikum aufgebaut und sorgt in unmittelbarer Nachbarschaft für namhafte Konkurrenz. Auch der frühere Mitstreiter Dr. Christian Büll hat zusammen mit Kollegen einen eigenen Verbund aufgebaut, die medbaltic. Der Verbund arbeitet ebenfalls mit eigenen Praxen an mehreren Standorten in Schleswig-Holstein. Trotz des intensiven Wettbewerbs existieren die Konkurrenten nach Einschätzung Gnutzmanns gut nebeneinander: "Es gibt für uns alle genug zu tun." Das liegt zum einen an der demografischen Entwicklung, aber auch an der zunehmenden Spezialisierung. In Fall der Praxisklinik hebt Anästhesist Gnutzmann besonders die Kinderchirurgie hervor. Im vergangenen Jahr wurden in der Praxisklinik 1.500 Kinder operiert. Das erfordert nicht nur medizinische Expertise, sondern auch organisatorischen Aufwand. "Eltern begleiten heute ihre Kinder bis zur Narkose und wollen beim Aufwachen dabei sein. Das ist intensives Rooming-in", verdeutlicht Gnutzmann.

Eine andere Hürde, die die Praxisklinik nehmen musste, war der ersatzlose Wegfall der Förderung des ambulanten Operierens. Wie damals berichtet strichen die Krankenkassen diese Förderung im Jahr 2014 und ließen sich auch nicht auf Alternativen ein. Zwar waren insgesamt rund 100 ambulant operierende Ärzte in Schleswig-Holstein betroffen, aber nur wenige so massiv wie die Kollegen in der Praxisklinik. Den Umsatzrückgang beziffert Gnutzmann auf rund 20 Prozent. Verträge mit Vergütungsstrukturen, die den alten Verträgen entsprechen, konnten nur mit zwei Kassen vereinbart werden. Aufgefangen wurde der Rückgang durch mehr Patienten insgesamt.

Inzwischen ist das rund 3.000 Quadratmeter große, als Ärzte- und Bürohaus errichtete Gebäude ein reines Gesundheitszentrum, das neben OP-Einheiten und Arztpraxen noch weitere Gesundheitsberufe nutzen. Die OP-Kapazitäten sind zu 90 Prozent ausgelastet. Ein Aus- oder Umbau am Standort ist dennoch nicht geplant, möglich ist aber ein "OP-Satellit" an anderer Stelle.

Eine weitere Hürde muss in den kommenden Jahren genommen werden: Die Mehrzahl der ärztlichen Gesellschafter ist Mitte bis Ende 50. Nun sollen mehr junge Kollegen wie der 40-jährige Felix Zöllner in den Kreis aufgenommen werden. Gnutzmann glaubt, sie mit guten Argumenten überzeugen zu können: Entwicklungs- und Gestaltungsspielräume, gegenseitige Vertretungen und Teamarbeit, kaum Abend- oder Wochenendarbeit, dafür planbare Dienste.

Gnutzmanns Rat wäre: "Mach das!".


Info

Seit der Zäsur mit Trennung der Gesellschafter hat die Praxisklinik Kronshagen klare Spielregeln vereinbart, die über eine Geschäftsordnung definiert sind und an die sich alle halten. Bei Meinungsverschiedenheiten wird abgestimmt, jeder leitet reihum die regelmäßigen Gesellschaftertreffen und jeder bearbeitet ein eigenes Ressort.


Gesamtausgabe des Schleswig-Holsteinischen Ärzteblatts 3/2018 im Internet unter:
http://www.aeksh.de/shae/2018/201803/h18034a.htm

Zur jeweils aktuellen Ausgabe des Schleswig-Holsteinischen Ärzteblatts:
www.aerzteblatt-sh.de

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Quelle:
Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt
70. Jahrgang, März 2018, Seite 19
Herausgegeben von der Ärztekammer Schleswig-Holstein
mit den Mitteilungen der Kassenärztlichen Vereinigung
Schleswig-Holstein
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Das Schleswig-Holsteinische Ärzteblatt erscheint 12-mal im Jahr.


veröffentlicht im Schattenblick zum 30. März 2018

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