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INTERNATIONAL/023: Müttersterblichkeit laut neuer UN-Studie signifikant zurückgegangen (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 16. November 2015

Frauen: Müttersterblichkeit laut neuer UN-Studie signifikant zurückgegangen

von Thalif Deen



Foto: Lindsay Mgbor/Department for International Development, Lizenz: Creative Commons Attribution 2.0 Generic (CC BY 2.0)

Subsahara-Afrika ist die Region mit der höchsten Müttersterblichkeit
Foto: Lindsay Mgbor/Department for International Development
Lizenz: Creative Commons Attribution 2.0 Generic (CC BY 2.0)

NEW YORK (IPS) - Im Rahmen der im Jahr 2000 verabschiedeten Millenniums-Entwicklungziele haben sich die Vereinten Nationen zum Kampf gegen die Müttersterblichkeit verpflichtet. Bis Ende 2015 sollte demnach der Anteil der Todesfälle von Müttern bei der Geburt um drei Viertel gesenkt werden. Erreicht wurde das Ziel nur zum Teil: Seit 1990 sind die Sterbefälle lediglich um 44 Prozent gesunken.

Weltweit ist die Müttersterblichkeit von etwa 532.000 Fällen im Jahr 1990 auf geschätzte 303.000 Fälle in diesem Jahr zurückgegangen, wie aus der am 12. November verbreiteten gemeinsamen Untersuchung der Weltgesundheitsorganisation WHO, des Kinderhilfswerks UNICEF, des Weltbevölkerungsfonds UNFPA, der Weltbankgruppe und der UN-Bevölkerungsabteilung hervorgeht.

Der Müttersterblichkeit werden Todesfälle bei Frauen während der Schwangerschaft, der Geburt und der ersten sechs Wochen nach der Entbindung zugerechnet. Trotz globaler Fortschritte haben nur neun Länder das fünfte Millenniumsziel erreicht: Bhutan, Iran, Kambodscha, die Kapverden, Laos, die Malediven, die Mongolei, Osttimor und Ruanda haben durch die Müttersterblichkeit um 75 Prozent reduziert. Doch selbst in einigen dieser Staaten liegt der Anteil der Todesfälle bei Müttern laut dem Bericht 'Trends in Maternal Mortality: 1990 to 2015' nach wie vor über dem weltweiten Durchschnitt.


WHO und UNFPA sehen weiteren Handlungsbedarf

Die Millenniumsziele hätten aber beispiellose Anstrengungen im Kampf gegen die Müttersterblichkeit nach sich gezogen, erkennt Flavia Bustreo an, die als stellvertretende WHO-Generaldirektorin für die Bereiche Familien-, Frauen- und Kindergesundheit zuständig ist. "Im Laufe der vergangenen 25 Jahre hat sich das Risiko, dass eine Frau an den Folgen einer Schwangerschaft stirbt, nahezu halbiert. Das ist ein echter Fortschritt, der allerdings noch nicht ausreicht", erklärt Bustreo.

UNFPA-Exekutivdirektor Babatunde Osotimehin warnt davor, dass Länder mit hoher Müttersterblichkeit in den nächsten 15 Jahren auf diesem Weg kaum vorankommen und sogar Rückschläge erleben werden, wenn nicht mehr Hebammen oder weiteres geschultes Personal zur Verfügung stünden. "Wenn wir jetzt nicht einen großen Schritt voran machen, werden wir das Ziel 2030 wieder verfehlen."

Ab 2015 werden die Millenniumsziele von den Nachhaltigkeitszielen (SDGs) abgelöst. Diese wollen erreichen, dass die Müttersterblichkeit bis 2030 auf weniger als 70 pro 100.000 Lebendgeburten sinkt. Tim Evans, der in der Weltbankgruppe für die Bereiche Gesundheit, Ernährung und Bevölkerung zuständig ist, sprach von einem "ehrgeizigen" Ziel, das erreichbar sei, wenn die Anstrengungen zu seiner Erreichung verdoppelt würden.

Im neuen WHO-Bericht wird auch darauf hingewiesen, dass ein garantierter Zugang zu qualitativ hochwertigen Gesundheitsdienstleistungen während der Schwangerschaft und der Geburt Leben retten kann. Dazu gehören eine gute Hygiene zur Vermeidung von Infektionen, die Injektion von Oxytocin unmittelbar nach der Entbindung zur Verhinderung starker Blutungen, die Behandlung von schwangerschaftsbedingtem Bluthochdruck und ein Zugang zu Angeboten im Bereich der Reproduktionsmedizin und Familienplanung.

"Im Zusammenhang mit allen auf die Gesundheit bezogenen Millenniumszielen haben wir beobachtet, dass zusätzlich zu einer Stärkung der Gesundheitssysteme auch andere Probleme angegangen werden müssen, um die Müttersterblichkeit zu senken", sagte die stellvertretende UNICEF-Exekutivdirektorin Geeta Rao Gupta. "Bildung ist vor allem für Frauen und Mädchen aus gesellschaftlichen Randgruppen überlebenswichtig. Sie erwerben dadurch Kenntnisse, mit deren Hilfe sie traditionelle Praktiken in Frage stellen können, die sie und ihre Kinder gefährden."


Mütter in Afrika südlich der Sahara weiterhin stark gefährdet

99 Prozent der bis Ende dieses Jahres erfassten Todesfälle bei Müttern sind in Entwicklungsländern registriert worden. Besonders betroffen ist Subsahara-Afrika, wo 66 Prozent aller Fälle verzeichnet werden. Laut dem Report konnte diese Region allerdings die Müttersterblichkeit zwischen 1990 und 2015 um etwa 45 Prozent senken - von 987 auf 546 Fälle pro 100.000 Lebendgeburten. Der größte Fortschritt wurde in Ostasien verzeichnet, wo der Anteil um 72 Prozent von 95 auf 27 Todesfälle pro 100.000 Lebendgeburten sank.

In den Industriestaaten wurde die Müttersterblichkeit im gleichen Zeitraum um 48 Prozent von 23 auf zwölf Fälle pro 100.000 Lebendgeburten reduziert.

Die Millenniumsziele umfassten neben der Bekämpfung von Armut und Hunger auch die Beseitigung von HIV/Aids, die Gewährung angemessenen Schutzes, die Förderung der Gleichbehandlung der Geschlechter, Bildung für alle, globalen Umweltschutz und den Aufbau einer weltweiten Nord-Süd-Entwicklungspartnerschaft. (Ende/IPS/ck/16.11.2015)


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http://www.ipsnews.net/2015/11/maternal-deaths-decline-by-44-percent-says-new-study/

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IPS-Tagesdienst vom 16. November 2015
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veröffentlicht im Schattenblick zum 19. November 2015

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