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KASSEN/823: Kurznachrichten der Kassenärztlichen Bundesvereinigung vom 27.07.2011 (KBV)


KBV-Kompakt - Kurznachrichten aus der KBV vom 27. Juli 2011


→  Ärzte sollen nicht auf EHEC-Kosten sitzen bleiben
→  Verhandlungen um Hausarztvertrag gescheitert
→  KV Sachsen-Anhalt - Kritik an geplanter Regelung zur Vergütung
→  Spezialärztliche Versorgung - Patientenvertreter fordern Mitspracherecht
→  DMP gegen Asthma - zwei- bis vierjährige Kinder haben keinen Anspruch
→  Krankenhäuser beklagen Verschlechterung für Leukämie-Patienten
→  Report der Barmer GEK - Kliniken behandeln immer mehr psychisch Kranke
→  Weltweit ist jeder Zwölfte an Hepatitis erkrankt

Raute

___Aus KBV und KVen___

Ärzte sollen nicht auf EHEC-Kosten sitzen bleiben

Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Schleswig-Holstein fordert die Politik auf, zu klären, wer die wegen der EHEC-Krise auf den ambulanten Bereich zukommenden hohen Kosten zu tragen hat. Seit Inkrafttreten des GKV-Finanzierungsgesetzes ist eine Regelung entfallen, in welcher in der Vergangenheit die Krankenkassen zur Übernahme von unvorhergesehenen Krankheitskosten verpflichtet waren. Die KV weist darauf hin, dass es einer generellen Regelung bedarf, um unvorhergesehene Massenerkrankungen wie durch EHEC oder andere Epidemien aufzufangen. Mit Blick auf die Überschüsse im Gesundheitsfonds schlägt die KV einen Sonderfonds vor, aus dem sowohl die stationären als auch die ambulanten Mehrausgaben finanziert werden sollen.

(Pressemitteilung der KV Schleswig-Holstein, 22. Juli 2011)


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Verhandlungen um Hausarztvertrag gescheitert

Die Verhandlungen zwischen dem Bayerischen Hausärzteverband (BHÄV) und der AOK Bayern über einen neuen Hausarztvertrag sind gescheitert. Nach Angaben der Krankenkasse lagen die Honorarforderungen des BHÄV deutlich über deren Angebot. Nun soll ein Schlichter benannt werden, um eine Einigung zu erzielen. Mit großer Sorge sieht die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Bayerns das Scheitern der Verhandlungen. Die Ankündigung eines bevorstehenden Schlichtungsverfahrens sei nicht dazu geeignet, wieder für Ruhe in der Ärzteschaft zu sorgen. Als überflüssig bezeichnete der Vorstandsvorsitzende der KV, Dr. Wolfgang Krombholz, den von der AOK geäußerten Hinweis, dass die KV rechtswidrige Aktionen der Hausärzte ahnden müsse. "Eine vorausschauende Warnung vor möglichem Fehlverhalten ist völlig unnötig", sagte Krombholz.

(Pressemitteilung der KV Bayerns, 22. Juli 2011)


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KV Sachsen-Anhalt - Kritik an geplanter Regelung zur Vergütung

Aus Sicht der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Sachsen-Anhalt ist der Entwurf des Versorgungsstrukturgesetzes nicht akzeptabel. Der Entwurf enthalte zwar im Bereich der Sicherstellung der ambulanten Versorgung einige positive Aspekte, die geplante Regelung zur Vergütung sieht die KV aber kritisch. "Leider arbeitet der Gesetzentwurf mit seiner Regelung zur bundesweit einheitlichen Steigerung der Vergütung um 1,25 Prozent für das Jahr 2012 gegen die Bemühungen der KV, die Folgen des Arztmangels zu mildern", erklärte der Vorsitzende der KV, Dr. Burkhard John. In Sachsen-Anhalt liegt die Vergütung um etwa acht Prozent unter dem Bundesdurchschnitt. Die KV befürchtet einen wachsenden Unterschied zwischen den Bundesländern.

(Pressemitteilung der KV Sachsen-Anhalt, 25. Juli 2011)

Raute

___Aus den Verbänden___

Spezialärztliche Versorgung - Patientenvertreter fordern Mitspracherecht

Die Patientenvertretung im Gemeinsamen Bundesausschuss (GBA) fordert, dass der GBA für die Regelung der spezialärztlichen Versorgung verantwortlich sein soll. Pläne der Politik, diese Kompetenz der KBV, der Deutschen Krankenhausgesellschaft und dem Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherung zuzusprechen, lehnten die Patientenverbände ab.

"Alles was so erreicht würde wäre, dass die Öffentlichkeit und die Patientenvertretung aus der Entscheidung herausgehalten würden. Alle übrigen Akteure blieben die gleichen, nur könnten sie im Verborgenen regeln, was ihnen gefällt", kritisierte Ilona Köster-Steinebach vom Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv). Ihre Sorge sei es, dass ohne eine Beteiligung der Patienten die Qualität und Sicherheit der medizinischen Versorgung leiden würden.

In der Patientenvertretung im GBA vertreten sind der Deutsche Behindertenrat, die Bundesarbeitsgemeinschaft der PatientInnenstellen und -initiativen, die Deutsche Arbeitsgemeinschaft Selbsthilfegruppen sowie der vzbv.

(Pressemitteilung der Patientenvertretung im GBA, 21. Juli 2011)


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DMP gegen Asthma - zwei- bis vierjährige Kinder haben keinen Anspruch

Kinder im Alter von zwei bis vier Jahren haben keinen Anspruch darauf, in das Disease-Management-Programm (DMP) Asthma bronchiale aufgenommen zu werden. Das hat der Gemeinsame Bundesausschuss (GBA) beschlossen und damit begründet, dass in dieser Altersgruppe eine gesicherte Diagnose schwierig sei. So gesundete eine Gruppe von mit Asthma diagnostizierten Kindern später wieder, was die ursprüngliche Beurteilung infrage stelle. Damit sei das für eine Einschreibung in das DMP erforderliche Kriterium der gesicherten Diagnose einer chronischen Erkrankung nicht gegeben, argumentierte der GBA. "Wir bedauern, dass wir uns nicht darauf einigen konnten, auch Kinder zwischen dem zweiten und vierten Lebensjahr in dieses DMP aufzunehmen", sagte der Vorstand der KBV, Dr. Carl-Heinz Müller. Innerhalb des DMP hätte entschieden werden können, welche Impfungen bei Kindern mit Asthma bronchiale sinnvoll seien, wie körperlich belastbar sie seien oder inwieweit sie auch von ihrem Kinderarzt behandelt werden könnten, so Müller.

Darüber hinaus sprach sich der GBA dafür aus, ausstiegsbereiten Rauchern unter bestimmten Voraussetzungen zur einmaligen Anwendung im Rahmen des DMP geeignete Medikamente zur Raucherentwöhnung zu gewähren.

(Pressemitteilung des GBA, 21. Juli 2011; Deutsches Ärzteblatt, 22. Juli 2011)


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Krankenhäuser beklagen Verschlechterung für Leukämie-Patienten

Weil der Nutzen nicht belegt ist, hat der Gemeinsame Bundesausschuss (GBA) die autologe Stammzelltransplantation bei Erwachsenen mit einer akuten lymphatischen Leukämie (ALL) aus dem Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherung ausgeschlossen.

Die ALL ist eine seltene und lebensbedrohliche Erkrankung, die unbehandelt innerhalb weniger Monate zum Tode führt. Sie wird standardmäßig mit einer Chemotherapie und zu einem späteren Zeitpunkt mit einer Stammzelltransplantation mit familiärem oder fremdem Spender (allogene Transplantation) behandelt. Wenn diese Methoden keine Heilung bringen, besteht für Kassenpatienten ein verfassungsrechtlich begründeter Leistungsanspruch auf eine autologe Stammzelltransplantation, also eine Transplantation körpereigenen Gewebes.

Die Krankenhäuser kritisieren den Beschluss. "Für gesetzlich Versicherte mit Leukämie ist eine wichtige Behandlungsalternative im Krankenhaus ausgeschlossen worden. Auch wenn jährlich nur etwa zehn Patienten betroffen sind, so wird die Versorgung von Leukämiepatienten durch diesen Beschluss nachhaltig verschlechtert", sagte der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Georg Baum. Seinen Worten zufolge gibt es Studien, die eine Vergleichbarkeit der autologen Stammzelltransplantation und der alternativ anwendbaren alleinigen Chemotherapie belegen.

(Pressemitteilung des GBA, 21. Juli; Pressemitteilung der DKG, 22. Juli 2011)


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Report der Barmer GEK - Kliniken behandeln immer mehr psychisch Kranke

Immer mehr Menschen kommen wegen psychischer Störungen ins Krankenhaus. Einer Studie der Krankenkasse Barmer GEK zufolge hat ihre Zahl in den letzten zwanzig Jahren um 129 Prozent zugenommen. Waren 1990 noch rund 3,7 von 1.000 Versicherten betroffen, so wurden 2010 bereits 8,5 gezählt. Noch schneller stieg die Zahl der Patienten, die speziell wegen Depressionen und anderer affektiver Störungen im Krankenhaus behandelt wurden. Hier beträgt das Plus seit dem Jahr 2000 rund 117 Prozent. Gleichzeitig ist dem Barmer-GEK-Report Krankenhaus 2011 zu entnehmen, dass die Verweildauer pro Fall von 45 auf 31 Tage sank. "Es ist beachtlich, in welchem Umfang sich deutsche Krankenhäuser mittlerweile um die Versorgung psychisch kranker Menschen kümmern. Dennoch muss man fragen, ob jeder Fall ins Krankenhaus gehört", sagte der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Barmer GEK, Dr. Rolf-Ulrich Schlenker. Nicht immer sei die vollstationäre Versorgung die beste Lösung. Vieles spreche für eine stärkere wohnortnahe Versorgung durch ein und dasselbe Behandlungsteam im ambulanten oder teilstationären Bereich. "Nirgendwo sonst sind individuelle Behandlungskonzepte und sektorenübergreifende Ansätze dringlicher als im Bereich der psychischen Erkrankungen", erklärte Schlenker.

(Pressemitteilung der Barmer GEK, 26. Juli 2011)

Raute

___Aus der Welt___

Weltweit ist jeder Zwölfte an Hepatitis erkrankt

Erstmals findet der Welt-Hepatitis-Tag am 28. Juli dieses Jahres als offizieller Gesundheitstag der Weltgesundheitsorganisation WHO statt. Die Hepatitisformen B und C wurden von der WHO als dringlich zu bekämpfende Infektionskrankheiten anerkannt. Etwa 500 Millionen Menschen sind mit diesen Viren infiziert; das ist weltweit jeder Zwölfte. Der Aktionstag soll zur Aufklärung der Bevölkerung, zur Prävention und besseren Diagnose und Therapie der Hepatitis beitragen. Zum Welt-Hepatitis-Tag hat die Arztbibliothek auf ihrer Website www.arztbibliothek.de aktuelle Informationen rund um die Erkrankung zusammengestellt.

(Pressemitteilung der Deutschen Lebenshilfe, Mai 2011)


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Quelle:
Newsletter KBV-Kompakt vom 27. Juli 2011
Herausgeber: Kassenärztliche Bundesvereinigung
Impressum: http://www.kbv.de/8.html
Redaktion: Dezernat Kommunikation der KBV
Telefon: 030 / 4005 - 2203, Fax: 030 / 4005 - 27 2203
E-Mail: info@kbv.de
Internet: www.kbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 30. Juli 2011