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KASSEN/851: Kurznachrichten der Kassenärztlichen Bundesvereinigung vom 11.01.2012 (KBV)


KBV-Kompakt - Kurznachrichten aus der KBV vom 11. Januar 2012


→  Schönheitsoperationen: Spahn fordert gesetzliche Regelung
→  Hausärztemangel in Bayern: KV weist Behauptung der AOK zurück
→  Bundesärztekammer mahnt vor Stillstand in der Gesundheitspolitik
→  Migrations-Wirrwarr in der Krankenversicherung
→  Hausarztzentrierte Versorgung: Nutzennachweis fehlt
→  Bundesärztekammer fordert Abschaffung der Praxisgebühr

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___Kompakt - Aus Berlin___

Schönheitsoperationen - Spahn fordert gesetzliche Regelung

Nach dem Bekanntwerden fehlerhafter Brustimplantate will der CDU-Gesundheitsabgeordnete Jens Spahn den Begriff "Schönheitschirurgie" gesetzlich schützen lassen und ins ärztliche Berufsrecht aufnehmen lassen. Zudem sprach er sich für ein Verbot nicht notwendiger Schönheitsoperationen an Minderjährigen aus. Die Neuregelungen sollen laut Spahn im Patientenrechtegesetz aufgenommen werden, das 2013 in Kraft treten soll.

Der Präsident der Bundesärztekammer (BÄK), Dr. Frank Ulrich Montgomery, widersprach Spahn. Bereits 2005 hätte der Deutsche Ärztetag beschlossen, in der Weiterbildungsordnung die Facharztbezeichnung "Plastische Chirurgie" um den Zusatz "Ästhetische" zu erweitern. "Die Anpassung zeigt, dass wir eine bundesweit einheitliche Facharztqualifikation zur Ausübung plastisch-ästhetischer Operationen haben", sagte Montgomery. Er stellte klar, dass Ärzte, die ohne hinreichende Qualifikation Schönheitsoperationen durchführen, berufswidrig handelten.

Die Kosten für eine Entfernung fehlerhafter Brustimplantate übernehmen dem Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) zufolge die Krankenkassen. Dabei spiele es keine Rolle, ob sich Frauen die Implantate aus medizinischen oder ästhetischen Gründen hätten einsetzen lassen. Im letzteren Fall allerdings müssten sie sich an den Kosten der Entfernung beteiligen.

(Agenturmeldung, 10. Januar; Pressemitteilung des GKV-Spitzenverbandes, 9. Januar; Pressemitteilung der BÄK, 10. Januar).

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___Kompakt - Aus KBV und KVen___

Hausärztemangel in Bayern - KV weist Behauptung der AOK zurück

Als wenig hilfreich für die Sicherung der hausärztlichen Versorgung hat der Vorstand der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Bayerns jüngste Aussagen der AOK kritisiert. Die Krankenkasse hatte behauptet, dass im Freistaat bereits heute mehr Hausärzte pro Einwohner tätig seien, als von der KV Bayerns für die Zukunft prognostiziert.

KV-Vorstandsvorsitzender Dr. Wolfgang Krombholz erwiderte, dass nur durch eine klare Definition des hausärztlichen Versorgungsauftrags nachgewiesen werden könne, wie es um die hausärztliche Versorgung der Bevölkerung tatsächlich bestellt sei. So seien in Bayern rund 18 Prozent der Hausärzte nicht der typischen hausärztlichen Versorgung zuzurechnen, da sie sich auf spezielle Themenfelder wie die Psychotherapie konzentriert hätten. Ohne diese Praxen ergebe sich ein Durchschnittswert von 1.666 Einwohnern pro Hausarzt. Krombholz rief die Kassen zudem auf, Verträge zur hausarztzentrierten Versorgung anzubieten.

(Pressemitteilung der KV Bayerns, 5. Januar)

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___Kompakt - Aus den Verbänden___

Bundesärztekammer mahnt vor Stillstand in der Gesundheitspolitik

Der Präsident der Bundesärztekammer (BÄK), Dr. Frank Ulrich Montgomery, ruft alle Beteiligten dazu auf, sich mehr um die Finanzierungsfragen des Gesundheitssystems zu kümmern. Er will das Thema auch auf die Agenda des nächsten Deutschen Ärztetags setzen. Von der Politik fordert Montgomery: "Stillstand bedeutet Rückschritt - deshalb darf sich die Regierungskoalition nach Inkrafttreten des Versorgungsstrukturgesetzes keine gesundheitspolitische Auszeit nehmen. Sie muss die verbleibende Zeit bis zur Bundestagswahl nutzen, um akute Probleme in der Gesundheitsversorgung zu lösen und Konzepte für eine nachhaltige Finanzierung des Gesundheitswesens zu erarbeiten", sagte er auf der Neujahrspressekonferenz der BÄK in Berlin.

(Pressemitteilung der BÄK, 11. Januar)


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Migrations-Wirrwarr in der Krankenversicherung

Ob mehr Versicherte von den privaten in die gesetzlichen Krankenkassen wechseln oder andersherum, darüber herrscht aktuell Uneinigkeit. Auslöser der Debatte ist ein Artikel im Magazin "Spiegel", der berichtete, dass immer mehr Privatversicherte aufgrund der steigenden Prämien in die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) wechselten oder wechseln wollten. Einige gesetzliche Krankenkassen bestätigen diese Aussage mit ihren eigenen Zahlen. Der Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbands, Jürgen Graalmann, sieht durch die gestiegenen Zahlen bestätigt, dass die PKV als Vollversicherung überholt sei und deren Zeit zuende gehe. Der Verband der privaten Krankenversicherung widerspricht den Zahlen und betont, dass jährlich immer noch mehr Versicherte von der GKV in die PKV wechselten.

(Spiegel, 9. Januar; Pressemitteilung des AOK-Bundesverbands, 9. Januar; Pressemitteilung des Verbands der privaten Krankenversicherung, 9. Januar)


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Hausarztzentrierte Versorgung - Nutzennachweis fehlt

Die Gemeinschaft Fachärztlicher Berufsverbände (GFB) sieht keine Überlegenheit der hausarztzentrierten Versorgung gegenüber der bisherigen Versorgung. Der GFB fehlen die Beweise dafür. Sie wünscht sich vielmehr eine Förderung "der Kooperation zwischen Haus- und Fachärzten im Interesse der Patienten". Die GFB reagiert damit auf eine Forderung von Prof. Attila Altiner, Leiter des Rostocker Instituts für Allgemeinmedizin. Altiner hatte sich für eine stärkere Rolle der Hausärzte innerhalb der Versorgung ausgesprochen. Die GFB bezeichnet seine Feststellungen zu dem Thema als "realitätsfern" und seine Forderung als "klaren Affront gegen Fachärzte und Patienten".

(Nordkurier, 2. Januar; Pressemitteilung der GFB, 4. Januar)


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Bundesärztekammer fordert Abschaffung der Praxisgebühr

Vergiftet das Verhältnis zwischen Arzt und Patient, verursacht hohe Bürokratiekosten und hat keinen Steuerungseffekt: Die Praxisgebühr gehöre abgeschafft, fordert der Präsident der Bundesärztekammer (BÄK), Dr. Frank Ulrich Montgomery. Montgomery spricht sich auch gegen das Modell einer Bürgerversicherung aus, wie es SPD, Grüne und Linke fordern. Er sieht darin die Gefahr einer "Turbozündung in die Zweiklassenmedizin".

(Agenturmeldung, 11. Januar; Pressemitteilung der BÄK, 9. Januar)


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Quelle:
Newsletter KBV-Kompakt vom 11. Januar 2012
Herausgeber: Kassenärztliche Bundesvereinigung
Impressum: http://www.kbv.de/8.html
Redaktion: Dezernat Kommunikation der KBV
Telefon: 030 / 4005 - 2203, Fax: 030 / 4005 - 27 2203
E-Mail: info@kbv.de
Internet: www.kbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 14. Januar 2012