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MELDUNG/649: Weltnichtrauchertag 2015 - Keine Chance dem Tabakschmuggel (idw)


Deutsches Krebsforschungszentrum - 20.05.2015

Weltnichtrauchertag 2015 - Keine Chance dem Tabakschmuggel!


Zum diesjährigen Weltnichtrauchertag ruft die Weltgesundheitsorganisation WHO dazu auf, dem Tabakschmuggel ein Ende zu setzen. Ein wichtiges politisches Instrument hierfür ist das WHO-Protokoll zur Unterbindung des unerlaubten Handels mit Tabakerzeugnissen, dessen amtliche deutsche Übersetzung das DKFZ zum Weltnichtrauchertag veröffentlicht. Das DKFZ will das WHO-Protokoll der Politik und Öffentlichkeit als wertvolles Instrument zur Bekämpfung des illegalen Handels bekanntmachen.

Vor allem sollen auch politische Entscheidungsträger dazu aufgerufen werden, das Protokoll zu ratifizieren. Denn erst wenn 40 Unterzeichner des Protokolls es auch ratifiziert haben, können die darin enthaltenen Maßnahmen mit Nachdruck umgesetzt werden.

Laut Welt-Zollorganisation haben Fahnder in der Europäischen Union im Jahr 2012 nahezu zwei Milliarden Zigaretten beschlagnahmt - das sind rund 95 Prozent aller weltweit beschlagnahmten Zigaretten. Der unerlaubte Handel mit Tabakprodukten kostet die EU jährlich zwischen neun und elf Milliarden Euro. Zudem untergräbt er erfolgreiche Maßnahmen, die den Tabakkonsum reduzieren sollen, wie beispielsweise Tabaksteuererhöhungen.

Schmuggelzigaretten sind billiger als legale Zigaretten und fördern das Rauchen und insbesondere den Einstieg ins Rauchen unter Jugendlichen. Darüber hinaus tragen Schmuggelzigaretten keine oder nur unzureichende Gesundheitswarnungen und können dadurch über die Gesundheitsgefahr hinwegtäuschen.

Das Protokoll zur Unterbindung des unerlaubten Handels mit Tabakerzeugnissen hat die WHO als Teil des ersten weltweiten Gesundheitsabkommens erstellt, dem Rahmenübereinkommen zur Eindämmung des Tabakgebrauchs. Es stellt wirksame Maßnahmen vor, die dem Tabakschmuggel vorbeugen und das Ausmaß des bestehenden Schmuggels eindämmen: Länder, die das Protokoll unterzeichnen und völkerrechtlich bindend annehmen, müssen ein Verfolgungs- und Rückverfolgungssystem für Tabakprodukte etablieren, um die Lieferkette vom Hersteller zum Händler nachvollziehbar zu machen. Zusätzlich ist eine Lizenzierung aller an der Lieferkette Beteiligten vorgesehen.

Das Protokoll regelt auch den gegenseitigen Informationsaustausch, erleichtert die länderübergreifende rechtliche Zusammenarbeit und definiert und erweitert die Strafverfolgung krimineller Delikte im Zusammenhang mit dem unerlaubten Handel.

Nicht nur kriminelle Netzwerke sind für den unerlaubten Handel mit Tabakerzeugnissen verantwortlich, sondern auch die Tabakindustrie ist darin verwickelt. "Schmuggel ist eine Businessstrategie der Tabakindustrie", sagte WHO-Generaldirektorin Dr. Margaret Chan im März 2015 in ihrer Rede zur 16. Weltkonferenz zur Tabakkontrolle. Deswegen beschreibt die Veröffentlichung des DKFZ zum Weltnichtrauchertag auch Strategien, mit denen die Tabakindustrie Maßnahmen zur Eindämmung des Tabakschmuggels unterwandert.

Das Protokoll ist für die unterzeichnenden Länder erst dann völkerrechtlich bindend, wenn 40 von ihnen es auch ratifiziert haben. Aktuell haben 53 Parteien und die Europäische Union das Protokoll unterzeichnet, jedoch erst sieben haben es auch ratifiziert.

"Auch Deutschland zählt zu den Ländern, die das Protokoll zwar unterzeichnet, aber noch nicht ratifiziert haben", sagt Dr. Martina Pötschke-Langer, Leiterin des WHO Kollaborationszentrum Tabakkontrolle am DKFZ. "Mit einer Ratifikation würde Deutschland nicht nur als Vorbild für andere Länder dienen, sondern auch ein Signal an die Tabaklobby senden, dass sich deutsche Politiker nicht gegen das Protokoll instrumentalisieren lassen."


Die Publikation des Deutschen Krebsforschungszentrums ist abrufbar unter:
http://www.dkfz.de/de/tabakkontrolle/download/fctc/FCTC_Illegaler_Handel.pdf

Das Buch kann kostenlos bestellt werden unter:
WHO-CC@dkfz.de


Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Über 1000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Krebsinformationsdienstes (KID) klären Betroffene, Angehörige und interessierte Bürger über die Volkskrankheit Krebs auf. Gemeinsam mit dem Universitätsklinikum Heidelberg hat das DKFZ das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg eingerichtet, in dem vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik übertragen werden. Im Deutschen Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK), einem der sechs Deutschen Zentren für Gesundheitsforschung, unterhält das DKFZ Translationszentren an sieben universitären Partnerstandorten. Die Verbindung von exzellenter Hochschulmedizin mit der hochkarätigen Forschung eines Helmholtz-Zentrums ist ein wichtiger Beitrag, um die Chancen von Krebspatienten zu verbessern. Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft deutscher Forschungszentren.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution386

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Deutsches Krebsforschungszentrum, Dr. Stefanie Seltmann, 20.05.2015
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 23. Mai 2015

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