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MELDUNG/828: Stationäre Versorgung - Personal fehlt auch künftig (SH Ärzteblatt)


Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt 3/2017

Stationäre Versorgung
Personal fehlt auch künftig

von Dirk Schnack


Parlamentarischer Abend der Krankenhausgesellschaft Scheswig-Holstein (KGSH) im Wissenschaftszentrum.


Krankenhäuser benötigen weitere Entlastungen, damit sie unter höheren Qualitätsvorgaben wirtschaftlich arbeiten können. Diese Forderung erhoben Klinikvertreter beim Parlamentarischen Abend der Krankenhausgesellschaft Schleswig-Holstein (KGSH) in Kiel.

Insbesondere die Diskussion um das Personal verdeutlichte, wie schwer Krankenhäusern der Spagat zwischen Wirtschaftlichkeit auf der einen und Qualität sowie angemessener Betreuung und Bezahlung auf der anderen Seite fällt. Georg Baum, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), verwies in Kiel auf die steigenden Tarife für das Klinikpersonal. Zwar erfahren die Kliniken über einige Regelungen des Krankenhausstrukturgesetzes tatsächlich auch Entlastungen, wie Baum einräumte, diese blieben aber hinter den Mehrkosten für Personal zurück. Für ihn steht fest, dass die wirtschaftlichen Probleme systembedingt, und nicht hausgemacht sind: "Wenn 30 Prozent der Krankenhäuser wirtschaftliche Probleme haben, kann man dies nicht auf Managementfehler zurückführen." Er forderte deshalb, dass den Krankenhäusern Tariferhöhungen voll ausgeglichen werden.

Weiteres Problem: Offene Stellen lassen sich immer schwerer wiederbesetzen, weil der Arbeitsmarkt dies nicht hergibt. Das wird nach Beobachtung Baums in der politischen Diskussion über Personalmindestmengen oft verdrängt. Baum stellte klar: "Viele Kliniken wären bereit, mehr Personal einzustellen."

Unterstützung erhielt er vom KGSH-Vorsitzenden Dr. Jörn Klimant. Der Dithmarscher Landrat verwies auf die Unterschiede zwischen Städten und dünner besiedelten Regionen, in denen der Fachkräftemangel Klinikträger vor erhebliche Probleme stellt. Ohne mehr Geld, so Klimants Appell, könnten Krankenhäuser die Rahmenbedingungen in der Fläche auch nicht attraktiver für interessierte Arbeitskräfte gestalten.

Die Mittel sollten nach Ansicht der Klinikvertreter aus verschiedenen Töpfen stärker sprudeln. So kommen trotz einiger Verbesserungen die Bundesländer ihrer Pflicht bei der Investitionskostenfinanzierung noch immer nicht ausreichend nach. Nicht zufrieden sind sie auch mit dem Sicherstellungszuschlag. Für dieses vom Klinikverband begrüßte Instrument wurden die Bedingungen im GBA nach Ansicht Baums so lange erschwert, bis kaum noch Kliniken dafür infrage kamen. Er forderte in Kiel, die Hürden für den Sicherstellungszuschlag wieder zu senken. Insbesondere für die Notfallversorgung benötigen die Krankenhäuser eine bessere Bezahlung, wie Baum deutlich machte. Er forderte die Politik in diesem Zusammenhang auf, "die Realität zum Maßstab für Lösungen zu nehmen". "Wir werden von den Menschen überrannt", verdeutlichte Baum. Das heißt für ihn: Die Honorierung muss sich an der massiven Inanspruchnahme der Klinik-Notfallambulanzen orientieren. Die Bezahlung dieser Leistungen über die KVen sei nicht ausreichend und sollte auch nicht von KV-Vertretern bestimmt werden.

Die stellvertretende Leiterin der Abteilung Gesundheit im Sozialministerium, Silke Seemann, verwies in ihrem Grußwort u. a. auf das steigende finanzielle Engagement des Landes in der Investitionskostenfinanzierung. Derzeit befinden sich nach ihren Angaben 51 Vorhaben mit einem Gesamtvolumen von mehr als 300 Millionen Euro in unterschiedlichen Stadien der Umsetzung. Die eingeläuteten Erhöhungen - bedingt u. a. durch das Impuls-Programm - sind nach ihrer Auffassung so umfangreich, dass man von einem Paradigmenwechsel sprechen könne. Seemann ging auch auf die im Vorwege von Krankenkassen und Teilen der Politik geäußerte Kritik am neuen Klinikplan ein. Sie zeigte sich zuversichtlich, dass der Plan für Schleswig-Holstein langfristig Wirkung entfalten wird.


Gesamtausgabe des Schleswig-Holsteinischen Ärzteblatts 3/2017 im Internet unter:
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Quelle:
Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt
70. Jahrgang, März 2017, Seite 16
Herausgegeben von der Ärztekammer Schleswig-Holstein
mit den Mitteilungen der
Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein
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veröffentlicht im Schattenblick zum 6. April 2017

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