Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt 7-8/2016
Gesundheitswirtschaft
Wachstum wird weitergehen
Von Dirk Schnack
Dies erwarten zumindest die Autoren einer Studie zur Gesundheitswirtschaft. Jeder Teilmarkt hat jedoch spezielle Risiken.
Die Gesundheitsbranche in Deutschland wird in den kommenden
Jahren auf einem überdurchschnittlichen Wachstumskurs bleiben - die
Teilmärkte stehen aber vor unterschiedlichen Herausforderungen.
Insbesondere in der Pflege besteht laut der im Juni vorgestellten
Studie der HSH Nordbank zur Gesundheitswirtschaft ein erheblicher
Konsolidierungsdruck. Aber auch andere Teilbereiche des
Gesundheitswesens weisen einige Risiken auf.
"Die demografische Entwicklung in Kombination mit einem steigenden Gesundheitsbewusstsein lässt innerhalb aller Bevölkerungsschichten neue Absatzmärkte für Gesundheitsgüter entstehen", heißt es in der Studie. Speziell für den Pflegemarkt berichten die Studienautoren von zunehmenden Übernahmeaktivitäten, die von Finanzinvestoren forciert werden. Die Anbieter im Markt müssen sich mit Fachkräftemangel, niedrigen Gewinnmargen und immer größeren Wettbewerbern auseinandersetzen. Zwar sorgt die Alterung der Bevölkerung für steigenden Bedarf an Pflegeleistungen, doch besteht laut Studie "langfristig Unklarheit, wie stark steigende Pflegebedürftigkeit gesellschaftlich finanziert werden kann." Die Autoren schließen nicht aus, dass es zu einem regionalen Verdrängungswettbewerb kommen wird. HSH-Gesundheitsexperte Thomas Miller gibt auch zu bedenken, dass einige Unternehmen in der Pflege gegenüber Pharma oder Kliniken Schwächen in der Bonität aufweisen. Pflegeeinrichtungen mit effizienter Ausstattung sehen die Studienautoren aber auch künftig als "grundsätzlich attraktiv für privates Kapital".
Im Krankenhausmarkt sehen die Autoren kommunale Kliniken "qualitativ an der Spitze". Diese Position halten sie aber für gefährdet, weil den kommunalen Kliniken gegenüber der privaten Konkurrenz der Zugang zu frischem Kapital erschwert wird. Diesen Wettbewerbsvorteil nutzen die privaten Träger nach Beobachtung der Bank auch aus - "damit können sie modernisieren, digitalisieren und technisieren". Als Folgen stellten sich steigende Auslastung und Effizienz ein. Als weitere Nachteile der kommunalen Träger nennt die HSH u. a. unklare Zuständigkeiten, politisch getriebene Entscheidungen und geringe Veränderungsbereitschaft. Als Lösung empfehlen sie neue Wege in der Finanzierung, auch unbesicherte Instrumente. Als Problem für die Branche nennen die Studienautoren neben dem Kampf um knappe finanzielle Ressourcen u. a. regionale Überkapazitäten und geringe Spielräume bei der Preisfestsetzung.
Quelle Grafik: Statistisches Bundesamt
Im Pharmamarkt sehen die Autoren Wachstumspotenzial. Ob Unternehmen
dieses ausschöpfen können, hängt laut HSH von der eigenen
Wettbewerbsfähigkeit, der Innovationskraft der Forschung und der
Effizienz des Gesundheitssystems ab. Für die deutschen Unternehmen
nennt die Bank fehlende Blockbuster und die im internationalen
Vergleich geringe Größe als Nachteile. Als wesentliches Risiko wird
der zunehmende Preisdruck angesehen. Insgesamt sprechen sie aber von
einer "soliden Profitabilität" und erwarten ein zwar moderates, aber
intaktes Marktwachstum. Hohe Wachstumschancen sehen sie im
Biotech-Segment.
Quelle Grafik: Statistisches Bundesamt
Auch die Medizintechnik wird nach Einschätzung der Bank ein
Wachstumsfeld bleiben. Neben dem technischen Fortschritt und der
demografischen Entwicklung stützt auch die steigende Bereitschaft der
Menschen, mehr Geld für Gesundheit auszugeben, diese Annahme. Risiken
für die Medizintechnik sind u. a. der Fachkräftemangel und der
Preisdruck.
Das Kreditvolumen der HSH in der Gesundheitswirtschaft betrug im vergangenen Jahr 1,3 Milliarden Euro, das Neugeschäft 2016 prognostiziert die Bank auf 400 Millionen Euro.
Gesamtausgabe des Schleswig-Holsteinischen Ärzteblatts 7-8/2016 im
Internet unter:
http://www.aeksh.de/shae/2016/201607/h16074a.htm
Zur jeweils aktuellen Ausgabe des Schleswig-Holsteinischen Ärzteblatts:
www.aerzteblatt-sh.de
*
Quelle:
Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt
69. Jahrgang, Juli/August 2016, Seite 21
Herausgegeben von der Ärztekammer Schleswig-Holstein
mit den Mitteilungen der
Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein
Redaktion: Dirk Schnack (Ltg.)
Bismarckallee 8-12, 23795 Bad Segeberg
Telefon: 04551/803-127, -119, Fax: -188
E-Mail: aerzteblatt@aeksh.de
www.aeksh.de
www.arztfindex.de
www.aerzteblatt-sh.de
Das Schleswig-Holsteinische Ärzteblatt erscheint 12-mal im Jahr.
veröffentlicht im Schattenblick zum 6. August 2016
Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang