Schattenblick →INFOPOOL →MEDIZIN → GESUNDHEITSWESEN

AUSLAND/1475: Verhütungsmittelkrise in Entwicklungsländern (DSW)


DSW [news] - Juli 2009
Deutsche Stiftung Weltbevölkerung

Verhütungsmittelkrise in Entwicklungsländern

Viele Regierungen schenken der Versorgung mit Verhütungsmitteln und medizinischen Hilfsgütern zu wenig Aufmerksamkeit und setzen damit das Leben von Tausenden Frauen aufs Spiel.


Hilfsgüter der sexuellen und reproduktiven Gesundheit wie Verhütungsmittel, HIV-Tests und wichtige medizinische Verbrauchsmaterialien sind in Entwicklungsländern Mangelware. Obwohl viele Regierungen seit einigen Jahren Richtlinien erlassen haben, die Familienplanung befürworten und die Verfügbarkeit von Kondomen und Kontrazeptiva gewährleisten sollen, bestehen weiterhin massive Versorgungsschwierigkeiten.

Wie eine Untersuchung der Nichtregierungsorganisation Population Action International (PAI) in Zusammenarbeit mit der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung (DSW) in sechs ausgewählten Ländern in Afrika, Asien und Lateinamerika zeigt, ist dies vor allem darauf zurückzuführen, dass reproduktive Gesundheit auf der politischen Agenda der Staaten keine hohe Priorität genießt. Die wortreichen Regierungspapiere werden folglich kaum umgesetzt, Gelder zur Finanzierung von Hilfsgütern der sexuellen und reproduktiven Gesundheit gehen sogar zurück.

Die Regierungen verlassen sich meist auf die Unterstützung internationaler Geber, die allein jedoch bei weitem nicht ausreicht, um den Bedarf an Verhütungsmitteln und Hilfsgütern zu decken. 2007 stellte die internationale Gemeinschaft 223 Millionen US-Dollar (ca. 158 Millionen Euro) zur Verfügung, etwa ein Viertel der benötigten Gelder.


Krankenhäuser leiden unter permanentem Mangel

Die Studie macht zudem deutlich, dass neben finanziellen auch logistische Probleme für die mangelhafte Versorgung mit Verhütungsmitteln verantwortlich sind. Darunter leiden vor allem Krankenhäuser und anderen medizinische Einrichtungen auf Bezirksebene. Immer wieder gehen hier die Bestände an notwendigen medizinischen Hilfsgütern aus, und das obwohl die Lagerhallen der Regierung gut bestückt sind. Vor allem Transportschwierigkeiten aufgrund fehlender Infrastruktur und mangelnde Kompetenzen beim zuständigen Personal, behindern die Weitergabe der Hilfsgüter an die Einrichtungen, in denen sie dringend benötigt werden.


Zivilgesellschaftliche Organisationen stärken

Den Autoren der Studie zufolge müssen zivilgesellschaftliche Organisationen in den jeweiligen Ländern insbesondere im Bereich der Lobbyarbeit gestärkt werden. Dies sei eine Schlüsselmaßnahme, um auf Seiten der Regierungen ein stärkeres Bewusstsein für die Notwendigkeit zu schaffen, der Bevölkerung ausreichend Verhütungsmittel zugänglich zu machen.

Derzeit können mehr als 200 Millionen Frauen weltweit nicht verhüten, obwohl sie es wollen. Würde dieser ungedeckte Bedarf an Verhütungsmitteln gedeckt, ließen sich laut der Studie jedes Jahr etwa 52 Millionen ungewollte Schwangerschaften und 22 Millionen Abtreibungen vermeiden sowie das Leben von 140.000 Frauen.


Zur Zusammenfassung der Studie Reproductive Health Supplies In Six Countries.
Themes and Entry Points in Policies, Systems and Financing (PDF-Datei)
http://www.populationaction.org/Publications/Reports/Reproductive_Health_Supplies_in_Six_Countries/Synthesis.pdf


*


Die DSW [news] werden im Rahmen der europäischen Öffentlichkeitskampagne "Reproductive Health For All" herausgegeben. Die Kampagne wird von der Europäischen Union finanziell gefördert. Für den Inhalt der DSW [news] ist allein die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung verantwortlich; der Inhalt kann in keiner Weise als Standpunkt der Europäischen Union angesehen werden.


*


Quelle:
DSW [news] - Juli 2009
Herausgeber: Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (DSW)
Göttinger Chaussee 115, 30459 Hannover
Telefon: 0511/943 73-0, Telefax: 0511/943 73-73
E-mail: info@dsw-hannover.de, dswnews@dsw-hannover.de
Internet: www.weltbevoelkerung.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 12. August 2009