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AUSLAND/1524: Familienplanung rettet Leben (Deutsche Stiftung Weltbevölkerung)


DSW [news] - Februar 2010
Deutsche Stiftung Weltbevölkerung

Familienplanung rettet Leben

Investitionen in den Zugang zu Familienplanung senken die Zahl ungewollter Schwangerschaften und Abtreibungen.


Jedes Jahr lassen 20 Millionen Frauen eine Abtreibung vornehmen - unter medizinisch unsicheren Bedingungen und oft illegal. Drei Millionen Frauen der insgesamt 8,5 Millionen Frauen, die infolge einer Abtreibung medizinische Hilfe benötigen, erhalten diese nicht. Würde man die finanziellen Mittel für Familienplanung und gesundheitliche Versorgung der Mütter und Neugeborenen verdoppeln, könnten 75 Prozent dieser unsicheren Schwangerschaftsabbrüche vermieden werden. Ungewollte Schwangerschaften würden sich dann voraussichtlich von 76 auf 22 Millionen verringern, das heißt um mehr als zwei Drittel.

In der Zeit von 1995 bis 2003 ist die Zahl der induzierten Schwangerschaftsabbrüche von 46 auf 42 Millionen zurückgegangen. Diese rückläufige Entwicklung betraf aber hauptsächlich die entwickelten Länder, wo fast alle Schwangerschaftsabbrüche medizinisch sicher und legal sind. In den Entwicklungsländern hingegen werden die meisten Abtreibungen vorgenommen, und der Großteil davon wird unter riskanten Bedingungen und illegal durchgeführt. Der fehlende Zugang zu und die mangelnde Anwendung von modernen Verhütungsmethoden trägt zu diesen hohen Zahlen von Abbrüchen bei: 200 Millionen Frauen würden gerne verhüten, wenn sie die Möglichkeit dazu hätten.

Die Daten belegen außerdem, dass die gesetzlichen Beschränkungen hinsichtlich der Abtreibung keine Auswirkung auf die Zahl der Abbrüche hat. Eine Kriminalisierung erhöht lediglich die Gefahren für die betroffenen Frauen. Komplikationen infolge von unsicheren Abtreibungen verursachen 13 Prozent der Müttersterblichkeit.

Nepal hat die Abtreibung legalisiert

Bis 2002 war die Abtreibung in Nepal illegal. Dann wurde das Gesetz geändert. Rechtsanwalt Sapana Malla, der sich für die Rechte von Frauen einsetzt, erläutert die Zusammenhänge: "Die Legalisierung der Abtreibung war ein Meilenstein in der Geschichte unseres Landes, ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Verbesserung der Lebensbedingungen der nepalesischen Frauen." Malla spielte eine entscheidende Rolle im langen Kampf um die Legalisierung der Abtreibung in dem Himalajastaat.

Das Gesetz, erläutert Malla, stelle eine bisher nie da gewesene Anerkennung des Rechts der Frauen dar, über ihre körperliche Unversehrtheit zu bestimmen. "Das soziale, kulturelle und politische Umfeld ist für die Anwendung des Gesetzes von grundlegender Bedeutung", fährt Malla fort. "Denn auch nach der Legalisierung müssen die betroffenen Frauen noch starke Widerstände vor allem in der Familie überwinden." Es sei daher von grundlegender Bedeutung, dass sich ein gesellschaftlicher Wandel vollzieht und solchen Kulturen und Praktiken die Stirn geboten wird, die den Frauen die Gleichheit und Rechte bei der Entscheidungsfindung verweigern. In dieser Hinsicht habe die Zivilgesellschaft von Nepal die wichtige Aufgabe, Informationen über das neue Gesetz zu verbreiten. Informiert werden müsse zudem über die Gefahren von traditionellen Praktiken sowie über die Verfügbarkeit von sicherer Abtreibung in gut ausgestatteten Krankenhäusern. Natürlich sind für die erfolgreiche Umsetzung der neuen Regelungen auch angemessene Gesundheitsstrukturen notwendig, die in einem armen Land wie Nepal alles andere als leicht zu verwirklichen sind.


Weitere Informationen:

Guttmacher Institute: "Abortion Worldwide: A Decade of Uneven Progress" [1] , 2009 (PDF-Datei).
Vergleichen Sie zudem das Fallbeispiel Nepal in der Studie der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung: "Müttergesundheit im Rahmen der aktuellen Entwicklungspolitik" [2], Februar 2010 (PDF-Datei, 1,4 MB).

[1] http://www.guttmacher.org/pubs/AWWfullreport.pdf
[2] http://www.dsw-hannover.de/pdf/Bericht_TDTH_V5.pdf


Die DSW [news] werden im Rahmen der europäischen Öffentlichkeitskampagne "Reproductive Health For All" herausgegeben. Die Kampagne wird von der Europäischen Union finanziell gefördert. Für den Inhalt der DSW [news] ist allein die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung verantwortlich; der Inhalt kann in keiner Weise als Standpunkt der Europäischen Union angesehen werden.

Internet: www.weltbevoelkerung.de/DSW_news/pdfs/DSW__news__Februar_2010.pdf


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Quelle:
DSW [news] - Februar 2010
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veröffentlicht im Schattenblick zum 6. März 2010