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AUSLAND/1528: Uganda - Eine neue Untersuchung belegt einen eklatanten Mangel an Verhütungsmitteln (DSW)


DSW [news] - März 2010
Deutsche Stiftung Weltbevölkerung

Eine neue Untersuchung belegt einen eklatanten Mangel an Verhütungsmitteln in Uganda

Fehlende Möglichkeiten zur Familienplanung schaden den Frauen am meisten


Die meisten Frauen im ländlichen Uganda bevorzugen Verhütungsmittel mit einer lang anhaltenden Wirkung wie injizierte Depot-Medikamente. Doch gerade an ihnen herrscht ein starker Mangel in dem ostafrikanischen Land, wie eine im März vorgelegte Untersuchung von Reproductive Health Uganda (RHU) beweist.

Eine der betroffenen Frauen ist die 37-jährige Eseza Nabbanja aus dem Distrikt Mityana, die mit 16 Jahren ihr erstes Kind bekam. Nachdem sie mit 22 Jahren das vierte Baby bekommen hatte, suchte sie Hilfe - erst bei einem traditionellen Heiler, dann im Gesundheitszentrum. Doch dort gab es nur Anti-Baby-Pillen, die Eseza Nabbanja nicht weiterhalfen: "Ich konnte sie nicht nehmen, weil mein Mann nicht damit einverstanden war. Er wollte noch mehr Kinder."

Gesundheitsexperten wie Mary Akullu aus dem Distrikt Apac bestätigen Eseza Nabbanjas Geschichte. "Wir haben eine Menge Pillen", bekräftigt sie, "manche liegen hier so lange auf Lager, dass ihre Haltbarkeit verfällt. Doch die Frauen bitten uns um langfristig wirkende Verhütungsmittel."

Viele Abtreibungen trotz Verbot

Der Mangel an diesen Verhütungsmitteln führt dazu, dass Frauen heimlich abtreiben lassen - was in Uganda gesetzlich verboten ist. Deshalb fragen die betroffenen Frauen auch nicht lange, ob diejenigen, die eine Abtreibung bei ihnen vornehmen, auch eine entsprechende Qualifikation nachweisen können. Viele der Frauen, die sich zu diesem verzweifelten Schritt durchringen, bezahlen ihre Entschlossenheit deshalb mit Gesundheitsschäden wie Fisteln, Verletzungen der Harnblase oder Unfruchtbarkeit. Andere sterben in Folge der unsachgemäß durchgeführten Eingriffe.

Uganda gehört weltweit zu den Ländern mit dem höchsten Anteil von Frauen - 41 Prozent -, die die Zahl ihrer Kinder gerne begrenzen oder den zeitlichen Abstand zwischen den Geburten strecken würden. Nur 18 Prozent aller verheirateten Frauen benutzen eine moderne Verhütungsmethode. Landesweit liegt die Fertilitätsrate bei 6,7 Prozent. Auf dem Land haben die Frauen nicht selten zehn Kinder. Die Untersuchung der RHU zeigt jedoch, dass sie ihre Kinderzahl gerne auf fünf beschränken würden, wenn sie Zugang zu der Verhütungsmethode ihrer Wahl hätten.

Weltweit gehen die Mittel der Geberländer für reproduktive Gesundheit zurück, obwohl der Bedarf an Verhütungsmitteln aufgrund des Bevölkerungswachstums steigt. Entwicklungshilfe macht in Uganda 32,6 Prozent des nationalen Budgets aus, aber 85 Prozent der Mittel für reproduktive Gesundheit stammen von der Geberseite.


Quellen: New Vision (Kampala, Uganda), AllAfrica, beide 21. März 2010.


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Die DSW [news] werden im Rahmen der europäischen Öffentlichkeitskampagne "Reproductive Health For All" herausgegeben. Die Kampagne wird von der Europäischen Union finanziell gefördert. Für den Inhalt der DSW [news] ist allein die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung verantwortlich; der Inhalt kann in keiner Weise als Standpunkt der Europäischen Union angesehen werden.

Internet: www.weltbevoelkerung.de/DSW_news/pdfs/DSW__news__M_rz_2010.pdf


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Quelle:
DSW [news] - März 2010
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veröffentlicht im Schattenblick zum 7. April 2010