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KASSEN/760: Kurznachrichten der Kassenärztlichen Bundesvereinigung vom 04.11.2010 (KBV)


KBV-Kompakt - Kurznachrichten aus der KBV vom 4. November 2010


→  2010 keine zahnärztliche Behandlung mehr für Versicherte der AOK und IKK
→  KBV kontrovers: Flexible Berufsausübungsmöglichkeiten für Ärzte gefordert
→  Finanzielle Anreize überzeugen Studenten von einer Niederlassung auf dem Land
→  Wahlen im KV-System: Saarland und Baden-Württemberg haben neuen Vorstand
→  DKG kritisiert: Zwei Jahre Kostendämpfung für Ärzte ist Provokation
→  Arztbibliothek informiert mit Leitlinie zur Chronischen Herzinsuffizienz
→  Winn: Söder soll sich für Entbürokratisierung stark machen
→  Psychologische Therapeuten können Stellen ärztlicher Psychotherapeuten nachbesetzen1

Raute

___Aus Berlin___

2010 keine zahnärztliche Behandlung mehr für Versicherte der AOK und IKK

Dr. Jürgen Fedderwitz, Vorsitzender der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV), hat vor Einschränkungen für bestimmte Kassenmitglieder gewarnt und für massive Kritik gesorgt. Da die Zahnärzte ihr Honorarbudget für dieses Jahr bereits aufgebraucht hätten, würden viele Versicherte in dem zu Ende gehenden Jahr nur noch im Notfall behandelt werden. Betroffen von den Einschränkungen sind vor allem die Versicherten der AOK Berlin-Brandenburg und die meisten der mehr als fünf Millionen Versicherten der Innungskrankenkassen (IKK). Von der Politik forderte Fedderwitz, höhere Budgets zuzulassen. Das Bundesgesundheitsministerium und der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) reagierten mit Unverständnis. "Alle Kassenzahnärzte sind verpflichtet, ihre Patientinnen und Patienten umfassend zu behandeln. Es ist die gesetzliche Aufgabe der Kassenzahnärztlichen Vereinigung (KZV), dies sicherzustellen", sagte Gesundheitsstaatssekretär Daniel Bahr (FDP). Die stellvertretende Pressesprecherin des GKV-Spitzenverbandes, Ann Marini, warf der KZBV vor, "die Ängste von Patienten zu schüren, nur um eigenen Honorarforderungen im Zuge der aktuellen Reformdebatte Nachdruck zu geben." Das Geld der Krankenkassen für die KZVen reiche, betonte Marini. Wenn dies nicht der Fall ist, läge es daran, dass das interne Verteilungsmanagement versagt hat.

(Agenturmeldung, 2. November; Pressemitteilung des GKV-Spitzenverbandes, 2. November)

Raute

___Aus KBV und KVen___

KBV kontrovers: Flexible Berufsausübungsmöglichkeiten für Ärzte gefordert

Unter dem Thema "Deutschland: Wo sind deine Ärzte?" fand am 28. Oktober in Berlin die Diskussionsrunde KBV kontrovers statt. Zum Auftakt verwies der KBV-Vorstandsvorsitzende Dr. Andreas Köhler auf den drohenden Medizinermangel. "Wenn alle Medizinstudierenden tatsächlich in die Patientenversorgung gingen, hätten wir kein Nachwuchsproblem. Aber: Im Zeitraum 2003 bis 2008 haben sich knapp zwölf Prozent der Absolventen gegen eine Tätigkeit als Arzt entschieden oder sind direkt ins Ausland gegangen. Bis 2020 müssen allein im ambulanten Bereich 52.000 Ärzte ersetzt werden. Wenn wir nichts unternehmen, wird der Ärztemangel in Deutschland gravierend werden, mit entsprechenden Folgen für die medizinische Versorgung der Bevölkerung", warnte Köhler. Um den Arztberuf attraktiver zu machen, schlug KBV-Vorstand Dr. Carl-Heinz Müller verschiedene Maßnahmen vor. "Wir müssen Kooperationen in der medizinischen Versorgung weiter ausbauen und fördern - auch sektorenübergreifend", sagte er. Darüber hinaus forderte Müller, die ärztlichen Berufsausübungsmöglichkeiten flexibler zu gestalten, sodass Ärzte zwischen einer Niederlassung und einer Anstellung wählen können.

(KBV-Pressemitteilung, 28. Oktober)


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Finanzielle Anreize überzeugen Studenten von einer Niederlassung auf dem Land

Weil sie sich nach ihrem Medizinstudium für mindestens zwei Jahre in einer unterversorgten Region in Sachsen-Anhalt niederlassen werden, erhalten drei Medizinstudentinnen im sechsten Studienjahr ab sofort ein Stipendium von jeweils 700 Euro monatlich. Die Stipendienverträge haben der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Sachsen-Anhalt, Dr. Burkhard John, der sächsische Gesundheitsminister, Norbert Bischoff, und der Vorstandsvorsitzende der regionalen AOK, Uwe Dreh, am 3. November überreicht. Das Programm ist eine gemeinsame Aktion, die für angehende Ärzte einen Anreiz schaffen soll, sich in unterversorgten Gebieten Sachsen-Anhalts niederzulassen. Bis Ende 2013 stehen dafür insgesamt 900.000 Euro zur Finanzierung von bis zu 50 Stipendien zur Verfügung. Studierende ab dem vierten Studienjahr können 300 Euro, ab dem fünften Jahr 500 Euro und ab dem sechsten Jahr 700 Euro je Monat erhalten. Seit dem Start des Programms vor vier Monaten haben etwa 40 Studierende Interesse an einer Förderung bekundet. Sieben Verträge konnten bislang geschlossen werden.

(Pressemitteilung des Ministeriums für Gesundheit und Soziales Sachsen-Anhalt, 3. November)


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Wahlen im KV-System: Saarland und Baden-Württemberg haben neuen Vorstand

Die Mitglieder der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Saarland haben am 27. Oktober ihren Vorstand gewählt. Vorsitzender bleibt Dr. Gunter Hauptmann. Sein Stellvertreter wurde Dr. Joachim Meiser. Während Hauptmann für den fachärztlichen Versorgungsbereich zuständig ist, vertritt Meiser die Hausärzte. Die Amtszeit des Vorstandes beträgt sechs Jahre.

Auch die KV Baden-Württemberg hat einen neuen Vorstand. So haben die Delegierten der Vertreterversammlung Dr. Norbert Metke zum Vorstandsvorsitzenden und Dr. Johannes Fechner zum Stellvertreter gewählt. Nach der Wahl sprach sich Metke für ein Nebeneinander von Selektivverträgen und dem Kollektivvertrag aus. Fechner, der auch dem baden-württembergischen Hausarztverband angehört, versprach den Vertragsärzten und -psychotherapeuten, die Strukturen innerhalb der KV hin zu einer verstärkten Ausrichtung auf die Mitglieder verändern zu wollen. "Der neue Vorstand wird daher ein enges Verhältnis zu den Mitgliedern pflegen und dafür die Kommunikationsstrukturen der KV verbessern", sagte Fechner.

(Pressemitteilung der KV Saarland, 27. Oktober; Pressemitteilung der KV Baden-Württemberg, 27. Oktober)

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___Aus den Verbänden___

DKG kritisiert: Zwei Jahre Kostendämpfung für Ärzte ist Provokation

Georg Baum, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), hat sich zu den von der Regierungskoalition vorgesehenen Änderungen im GKV-Finanzierungsgesetz (GKV-FinG) geäußert. Er sieht es als Provokation, dass Kliniken dauerhaft Kostendämpfungsbeiträge leisten sollen, während für Ärzte und Zahnärzte die Kostendämpfung nach zwei Jahren beendet wird. Baum erklärt: "Die Koalition verlässt mit dieser Vorgabe die Grundprinzipien der leistungsorientierten Vergütung."

Ein zentrales Problem ist nach Baum auch die Lücke zwischen den aus seiner Sicht zu niedrigen Preiszuwachsraten mit ungeminderten Kostenzuwächsen. "Die von Bundeskanzlerin und Bundeswirtschaftsminister befürworteten Tarifabschlüsse von über drei Prozent sind mit diesen für die Krankenhäuser per Gesetz festgelegten Preiszuwächsen nicht zu finanzieren", so Baum, der die Regierung auffordert, das GKV-FinG nachzubessern.

Baum möchte außerdem, dass eine Öffnungsklausel für die anteilige Refinanzierung von Tarifsteigerungen in das Gesetz aufgenommen wird.

(Pressemitteilung der DKG, 1. November)


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Arztbibliothek informiert mit Leitlinie zur Chronischen Herzinsuffizienz

;-EASY Die Chronische Herzinsuffizienz steht im November im Fokus der Arztbibliothek. Mit der nationalen VersorgungsLeitlinie Chronische Herzinsuffizienz, macht die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften, der Bundesärztekammer und der KBV auf die Krankheit aufmerksam.

Die VersorgungsLeitlinie gibt Empfehlungen zu Diagnostik und Therapie der Herzinsuffizienz. Zudem wird in ihr Wert auf Multimorbidität und geriatrische Aspekte gelegt. Außerdem enthält die Leitlinie Informationen zum sektorübergreifenden Versorgungsmanagement und zum Qualitätsmanagement.

Herzinsuffizienz gehört in Deutschland zu den häufigsten Diagnosen bei stationären Patienten. Es ist zu erwarten, dass die Zahl der Patienten mit Herzinsuffizienz künftig weiter ansteigt.

(Pressemitteilung des ÄZQ, 1. November)


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Winn: Söder soll sich für Entbürokratisierung stark machen

Der Vorsitzende des Hartmannbundes, Prof. Dr. Kuno Winn, hat den bayerischen Gesundheitsminister, Dr. Markus Söder (CSU), aufgefordert, Maßnahmen zur Entbürokratisierung im Gesundheitswesen zu konkretisieren. Söder hatte zuvor wiederholt betont, dass sich mit entsprechenden Maßnahmen im System der Gesetzlichen Krankenversicherung pro Jahr Milliarden Euro einsparen lassen. "Ein solcher, konkret mit Zahlen hinterlegter Maßnahmenkatalog wäre ein wichtiger und vor allem auch konstruktiver Beitrag zur Problemlösung, der nicht nur bei uns Ärzten, sondern sicher auch beim Gesundheitsminister auf offene Ohren stieße", argumentierte Winn. Er wies darauf hin, dass es in der Vergangenheit vor allem Ärzte gewesen seien, die auf den Abbau von Bürokratie im Gesundheitswesen gedrängt hätten. Wenn Söder antrete, diesen riesigen "Entlastungsschatz" zu heben, stünden der medizinischen Versorgung mehrere Milliarden Euro zusätzlich zur Verfügung, so Winn. "Wir sind in diesem Sinne jederzeit bereit, konkrete Vorschläge des Ministers zu prüfen und gegebenenfalls auch entschlossen gegenüber Gesundheitsminister Rösler zu unterstützen", bekräftigte der Vorsitzende des Hartmannbundes.

(Pressemitteilung des Hartmannbundes, 3. November)


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Psychologische Therapeuten können Stellen ärztlicher Psychotherapeuten nachbesetzen

In Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) dürfen einem aktuellen Gerichtsurteil zufolge psychologische Psychotherapeuten Stellen von ärztlichen Psychotherapeuten besetzen. Nachdem sowohl die Landesgerichte Baden-Württemberg und Hessen die Nachbesetzung frei werdender Stellen für psychologische Psychotherapeuten zugelassen haben, ist nun auch das Landessozialgericht Nordrhein-Westfalen diesem Urteil gefolgt. Hierbei ging es um die Nachbesetzung von zwei angestellten psychologischen Psychotherapeuten in einem MVZ. Der Sitz war durch das Ausscheiden einer ärztlichen Psychotherapeutin frei geworden. Auf die Stelle hatte sich kein Arzt beworben. Das Sozialgericht Düsseldorf hatte zuvor als Vorinstanz genauso entschieden.

(Pressemitteilung der DPtK, 1. November)

Raute

Quelle:
Newsletter KBV-Kompakt vom 4. November 2010
Herausgeber: Kassenärztliche Bundesvereinigung
Dr. Andreas Köhler (1. Vorsitzender der KBV, v.i.S.d.P.)
Redaktion:
Dezernat Kommunikation der KBV
Tel: 030 / 4005 - 2203
Fax: 030 / 4005 - 27 2203
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veröffentlicht im Schattenblick zum 6. November 2010