Schattenblick → INFOPOOL → MEDIZIN → GESUNDHEITSWESEN


STATISTIK/290: Die Zahl der Ärzte nimmt zu (SH Ärzteblatt)


Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt 5/2016

Statistik
Die Zahl der Ärzte nimmt zu

Von Dirk Schnack


Der Beruf bleibt attraktiv: In der stationären und der ambulanten Versorgung sind mehr Ärzte tätig. Regionale und fachgruppenspezifische Unterschiede.


Die Zahl der Ärzte in Schleswig-Holstein ist im vergangenen Jahr erneut deutlich gestiegen. Zum Jahresende 2015 waren 16.643 Mitglieder bei der Ärztekammer Schleswig-Holstein gemeldet, dies sind 352 Ärzte mehr als ein Jahr zuvor. Der Anstieg um 2,1 Prozent bedeutet aber nicht, dass damit zwangsläufig ein entsprechender Anstieg der Versorgungskapazitäten einhergeht.

Die größte Steigerung ist bei der Zahl der angestellten Ärzte in der ambulanten Versorgung zu beobachten. Das Plus von 8,8 Prozent geht auch auf Teilzeitangestellte zurück. Im Gegenzug hat die Zahl der in eigener Praxis niedergelassenen Ärzte etwas abgenommen von 4.142 auf 4.108 (minus 0,8 Prozent). Insgesamt sind in der ambulanten Versorgung jetzt 5.218 Ärzte tätig, dies entspricht einem Zuwachs um 1,1 Prozent. Eine deutlichere Zunahme gab es bei den in stationärer Versorgung tätigen Ärzten. Hier stieg die Gesamtzahl um 289 auf 6.327, dies entspricht einem Plus von 4,8 Prozent.

Unter den 16.643 Mitgliedern in Schleswig-Holstein sind inzwischen 7.543 Ärztinnen (45,3 Prozent). Ihr Plus fiel mit 236 (3,2 Prozent) stärker aus als bei den Männern (116 bzw. 1,3 Prozent). Unter den Ärzten in stationärer Versorgung sind sie bereits in der Mehrzahl (3.202 Frauen und 3.125 Männer), ebenso unter den angestellten Ärzten in der ambulanten Versorgung (684 Frauen und 426 Männer). Unter den selbstständigen Praxisinhabern dagegen stagniert die Zahl der Frauen mit 1.433 (1.425 im Vorjahr), die der Männer ist leicht rückläufig (2.675 statt 2.717). Nahezu ausgeglichen ist das Geschlechterverhältnis inzwischen bei den Sanitätsoffizieren, hier stellen die Frauen 50 der 109 Mediziner. Unter den Ärzten bei Gesundheitsbehörden haben sie ihren Vorsprung ausgebaut, von 338 Ärzten sind hier 206 Frauen.

Ohne ärztliche Tätigkeit - darunter fallen auch Rentner - waren zum Jahresende in Schleswig-Holstein 4.120 Mitglieder der Ärztekammer, dies waren sieben weniger als im Jahr zuvor. Die Zahlen widerlegen zugleich das Vorurteil, dass Ärzte wegen vermeintlich unattraktiver Rahmenbedingungen einem anderen Beruf nachgehen. In Schleswig-Holstein gingen im vergangenen Jahr 515 Mitglieder der Ärztekammer keiner ärztlichen, sondern einer berufsfremden Tätigkeit nach. Dies waren zwar sieben mehr als im Jahr zuvor, ihr Anteil an der Gesamtzahl der Mitglieder bleibt mit drei Prozent aber gering.

Bundesweit zeigt sich in der Statistik der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), dass die Zahl der angestellten Vertragsärzte und -psychotherapeuten deutlich zunimmt. 2015 stieg sie um 10,6 Prozent auf 27.174. Ihre Zahl hat sich damit nach KBV-Angaben seit 2005 nahezu verzehnfacht, damals waren es noch 2.772. Insgesamt nahmen vergangenes Jahr 167.316 Ärzte und Psychotherapeuten in Deutschland an der vertragsärztlichen Versorgung teil, darunter 144.769 Ärzte und 22.547 Psychologische Psychotherapeuten. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die Gesamtzahl zwar um 2.369 erhöht (1,4 Prozent). "Jedoch ist damit die Anzahl der geleisteten Arztstunden nicht unbedingt gestiegen. Angesichts des anhaltenden Trends zur Teilzeittätigkeit ergibt sich lediglich ein Plus von 0,2 Prozent", stellte die KBV fest.

Weitere Daten aus der Arztstatistik der KBV:

Der Rückgang der Zahl der Hausärzte setzte sich 2015 mit minus 0,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr fort. Ihre Zahl sinkt damit auf 51.765. Das sind 1.170 Hausärzte weniger als noch 2009. Besonders stark war der Rückgang im Saarland (minus 1,9 Prozent verglichen mit 2014) und in Schleswig-Holstein (minus 1,7 Prozent). Dem bundesweiten Trend entgegensetzen konnten sich u. a. Brandenburg (plus 1,1 Prozent), Hessen (plus 0,3 Prozent) sowie Thüringen und Hamburg (plus 0,2 Prozent).

Auch in einigen anderen Arztgruppen hat sich die Zahl der Mediziner verringert, wie etwa bei den Frauenärzten (minus 0,1 Prozent), Kinder- und Jugendärzten (minus 0,2 Prozent) und Nervenärzten (minus 0,8 Prozent). Nach Veröffentlichung der Daten hatte u. a. Prof. Frank Ulrich Montgomery gefordert, dass mehr Ärzte als bislang ausgebildet werden müssten. Schleswig-Holsteins Kammerpräsident Dr. Franz Bartmann kommt zu einer etwas anderen Einschätzung: "Bevor wir mehr Ärzte fordern und damit den innerärztlichen Verteilungskampf weiter verschärfen, sollten wir schauen, welche Aufgaben Ärzte an andere Gesundheitsberufe delegieren können. Durch die Konzentration auf unsere Kernkompetenzen und die Anerkennung der hohen Expertise anderer Gesundheitsberufe in Teilbereichen des Gesundheitswesens würde unsere eigene Professionalität eher gestärkt. Immer mehr Ärzte, das kann jedenfalls nicht als alleinige Lösung der demografischen Herausforderung stehenbleiben."

Die Anzahl der Psychotherapeuten stieg laut KBV im vergangenen Jahr um zwei Prozent. Dieser Zuwachs um 453 Psychotherapeuten ist vor allem auf einen starken Anstieg in den neuen Bundesländern zurückzuführen - etwa in Mecklenburg-Vorpommern (plus 12,3 Prozent), Brandenburg (plus 10,4 Prozent) oder in Sachsen-Anhalt (plus 8,6 Prozent). Moderate Zuwächse gab es auch bei Fachinternisten und Orthopäden.

Ärzte und Ärztinnen in Schleswig-Holstein
2014
2015
Ärzte
Ärztinnen
8.984
7.307
9.100
7.543
Zahl der Ärzte und Ärztinnen in stationärer Versorgung
2014
2015
Ärzte
Ärztinnen
3.012
3.026
3.125
3.202
Zahl der Ärzte und Ärztinnen in ambulanter Versorgung
2014
2015
Ärzte
Ärztinnen
3.108
2.054
3.101
2.117
Ohne ärztliche Tätigkeit/Elternzeit/Altersteilzeit
2014
2015
Ärzte
Ärztinnen
2.399
1.728
2.409
1.711

*


Info

- 51.765 Hausärzte waren 2015 in Deutschland tätig. Dies waren 1.170 weniger als im Jahr zuvor.
- Schleswig-Holstein war eines der Bundesländer mit einem Rückgang. Um 1,7 Prozent fiel hier die Zahl der Hausärzte.
- Neben den Allgemeinmedizinern sank auch die Zahl in einigen anderen Fachgruppen, darunter Frauenärzte, Pädiater und Nervenärzte.
- Insgesamt gab es 167.316 niedergelassene Ärzte in Deutschland.


Gesamtausgabe des Schleswig-Holsteinischen Ärzteblatts 5/2016 im Internet unter:
http://www.aeksh.de/shae/2016/201605/h16054a.htm

Zur jeweils aktuellen Ausgabe des Schleswig-Holsteinischen Ärzteblatts:
www.aerzteblatt-sh.de

*

Quelle:
Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt
69. Jahrgang, Mai 2016, Seite 21
Herausgegeben von der Ärztekammer Schleswig-Holstein
mit den Mitteilungen der
Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein
Redaktion: Dirk Schnack (Ltg.)
Bismarckallee 8-12, 23795 Bad Segeberg
Telefon: 04551/803-127, -119, Fax: -188
E-Mail: aerzteblatt@aeksh.de
www.aeksh.de
www.arztfindex.de
www.aerzteblatt-sh.de
 
Das Schleswig-Holsteinische Ärzteblatt erscheint 12-mal im Jahr.


veröffentlicht im Schattenblick zum 6. Juli 2016

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang