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AIDS/910: Patente machen neuere HIV/Aids-Medikamente unerschwinglich (Ärzte ohne Grenzen)


Ärzte ohne Grenzen - 2. Juli 2013

Patente machen neuere HIV/Aids-Medikamente unerschwinglich

Ärzte ohne Grenzen stellt Studie zur Preisentwicklung vor



Kuala Lumpur/Berlin, 02. Juli 2013. Laut einer heute auf der Internationalen Aids-Konferenz in Kuala Lumpur veröffentlichten Studie der medizinischen Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen sind Patente auch weiterhin eine wesentliche Hürde für die Behandlung von HIV/Aids. Die Organisation untersucht in ihrer Studie die Preisentwicklung der wichtigsten Präparate zur Behandlung der Immunschwächekrankheit. Die Studie zeigt, dass Wettbewerb zwischen Herstellern dazu führt, dass die Preise für HIV/Aids-Medikamente stark sinken. Patentmonopole hingegen führen in der Regel zu weitaus höheren Preisen.

"Die gute Nachricht ist, dass der Preis für essentielle HIV/Aids-Medikamente auch weiterhin fällt, weil es immer mehr generische Hersteller gibt. Neuere Medikamente jedoch sind immer noch viel zu teuer", sagt Dr. Jennifer Cohn, medizinische Leiterin der Medikamentenkampagne von Ärzte ohne Grenzen. "Wir und andere behandelnde Organisationen brauchen die neuen Medikamente jedoch dringend für unsere Patienten, bei denen die alten Medikamente nicht mehr wirken. Patente verhindern das aber, indem sie die Medikamente unbezahlbar machen. Das Preisproblem ist daher alles andere als gelöst."

Ärzte ohne Grenzen behandelt seit dem Jahr 2000 Menschen mit HIV/Aids. Zurzeit sind es 285.000 Patienten in 21 Ländern weltweit. Wenn bei der Behandlung von HIV/Aids Resistenzen auftreten, müssen neue Medikamente zum Einsatz kommen. Diese stehen im Gegensatz zu den älteren sehr oft unter Patentschutz und sind daher, selbst in den ärmsten Ländern, teilweise bis zu 15-mal teurer - in Ländern wie Indien, Thailand oder Paraguay sogar noch um ein Vielfaches mehr.

"Patentbarrieren und Monopolpreise beschäftigen uns schon seit Jahren, und leider scheint die Situation eher schlimmer als besser zu werden", sagt Philipp Frisch, Koordinator der Medikamentenkampagne von Ärzte ohne Grenzen in Deutschland. "Dabei ist im internationalen Patentrecht klar geregelt, dass Ausnahmen zum Schutz der öffentlichen Gesundheit möglich sein müssen. Diese Regelungen werden aber immer wieder in internationalen Investitionsschutz- und Handelsabkommen unterlaufen oder gar von privaten Firmen gerichtlich bekämpft. Die Staaten müssen diese Ausnahmeregelungen verteidigen. Ein positives Beispiel in diesem Jahr ist die Entscheidung des indischen Intellectual Property Appellate Board (IPAB), eine Zwangslizenz gegen den deutschen Pharmakonzern Bayer aufrecht zu erhalten, wobei der Konzern dagegen Widerspruch eingelegt hat. Wir hoffen, dass dieses Beispiel Schule macht und mehr Regierungen gerade im Bereich HIV/Aids von ihren Möglichkeiten Gebrauch machen, die Interessen der Patienten zu schützen."


Die Studie "Untangling the Web of Antiretroviral Price Reductions" kann hier heruntergeladen werden:
http://msf.de/2I

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Quelle:
Ärzte ohne Grenzen
Pressemitteilung von 2. Juli 2013
Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin
Pressestelle: Telefon: 030/22 33 77 00
E-Mail: office@berlin.msf.org
Internet: www.aerzte-ohne-grenzen.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 5. Juli 2013