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DIABETES/1621: Vorstellung neuer Insuline beim 48. Europäischen Diabeteskongress in Berlin 2012 (DGE)


Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) - 31. Oktober 2012
Medizinischen Kurznachrichten aus der Endokrinologie - Hormone und Stoffwechsel

Neue Insuline beim EASD-Kongress Berlin 2012



Während des 48. Europäischen Diabeteskongresses vom 1.-5. Oktober 2012 in Berlin wurden in den Symposien, den oralen freien Vorträgen und den Postern zahlreiche Daten zu neuen Therapieoptionen vorgestellt. Hier soll über Neues auf dem Insulinsektor berichtet werden:

Das demnächst wohl die Zulassung erlangende langwirkende Insulinanalog Degludec (Novo Nordisk, vorgesehener Handelsname Tresiba®) wurde bei Typ-2-Diabetes mit einer nur dreimal wöchentlichen Injektion geprüft. Es wurde kombiniert mit täglichem Metformin oder Dipeptidylpeptidase-4-Hemmer. Die Studie dauerte 26 Wochen. Degludec 3x wöchentlich war der einmal täglichen Gabe von Glargin (Lantus®) nicht überlegen. Die Hypoglykämieraten waren bei dreimal wöchentlicher Degludec-Injektion insgesamt etwas ungünstiger als unter täglicher Glargingabe. De Vries und Mitautoren sprechen sich daher gegen eine dreimal wöchentliche Degludec-Gabe aus und empfehlen, das neue Insulin täglich zu verabfolgen (1). Bei täglicher Degludec-Gabe im Vergleich zu täglichem Insulin Glargin über 1 Jahr beobachteten Zinman und Mitarbeiter (2) insgesamt eine gleiche Rate bestätigter und schwerer Hypoglykämien, schwere sowie bestätigte nächtliche Hypoglykämien waren aber unter Deglutec seltener als unter Glargin. Der Gewichtsverlauf war nicht unterschiedlich (+2.4 kg mit Degludec, +2.1 kg mit Glargin).

Über ein besonders rasch wirkendes Insulinpräparat berichteten Skyler et al. (3): Den rasch wirkenden Insulinanaloga Lispro und Aspart wurde rekombinante menschliche Hyaluronidase zugesetzt, wodurch die Penetration ins Gewebe rascher erfolgen konnte. Im Vergleich zu Lispro-Insulin ohne Hyaluronidase-Zusatz wurden geringere postprandiale Blutzuckeranstiege bei gleichem HbA1c gefunden.

Interessante, präklinische Daten an streptozotocindiabetischen sowie nephrektomierten Ratten wurden für ein besonders lang wirkenden Insulinpräparat von Beals et al. (4) aus den Forschungslaboratorien der Firma Lilly gezeigt. Das Präparat LY2605541 stellt ein PEGyliertes Insulin von 20-kDa dar, welches viele Tage lang wirksam ist. Schon vorher war gezeigt worden, dass sich bei wöchentlicher Gabe an Tiere ein recht konstanter Insulinspiegel einstellt.

Schließlich wurde von Madsen et al. (5) über Experimente an Hunden mit einem besonders stark auf die Leber wirkendes Insulinanalog (Insulin 327, Novo Nordisk) berichtet.


Literatur:

(1) J.H. De Vries et al.:
Two phase 3 trials of 3-times weekly insulin degludec versus once-daily insulin glargine in insulin-naïve people with type 2 diabetes
Diabetologia 55, Suppl. 1, October 2012, S21

(2) B . Zinman et al.:
Effect of insulin degludec on glycaemic control and nocturnal hypoglycaemia compared with insulin glargine: a 1-year trial in insulin-naive patients with type 2 diabetes.
Diabetologia 55, Suppl. 1, October 2012, S22

(3) J.S.Skyler et al.:
Human hyaluronidase + rapid analogue insulin (RAI) improves postprandial glycaemic control in type 1 diabetes compared to insulin lispro alone.
Diabetologia 55, Suppl. 1, October 2012, S22

(4) J.M.Beals et al.:
LY2605541: Leveraging hydrodynamic size to develop a novel basal insulin.
Diabetologia 55, Suppl. 1, October 2012, S23

(5) P. Madsen et al.:
Effect of peripheral delivery of a liver preferential insulin analogue on glucose and fat metabolism.
Diabetologia 55, Suppl. 1, October 2012, S21

Publiziert am 19. Oktober 2012 [1] von Prof. Helmut Schatz [2]


[1] http://blog.endokrinologie.net/neue-insuline-easd-berlin-2012-542/
[2] http://blog.endokrinologie.net/author/schatz/

Raute

Endokrinologie ist die Lehre von den Hormonen, Stoffwechsel und den Erkrankungen auf diesem Gebiet. Hormone werden von endokrinen Drüsen, zum Beispiel Schilddrüse oder Hirnanhangdrüse, aber auch bestimmten Zellen in Hoden und Eierstöcken, "endokrin" ausgeschüttet, das heißt nach "innen" in das Blut abgegeben. Im Unterschied dazu geben "exokrine" Drüsen, wie Speichel- oder Schweißdrüsen, ihre Sekrete nach "außen" ab.

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Quelle:
Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie e.V. (DGE)
Medizinische Kurznachrichten vom 31.10.2012
Mediensprecher: Prof. Helmut Schatz, Bochum
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veröffentlicht im Schattenblick zum 2. November 2012