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DIABETES/1694: Mögliche Therapieoptionen der Zukunft - Wissenschaftler erforschen "Bio-Reaktor" (DDG)


Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) - 29.04.2013

Mögliche Therapieoptionen der Zukunft bei Diabetes mellitus: Dresdner Wissenschaftler erforschen "Bio-Reaktor"



Leipzig/Berlin, April 2013 - Gegenwärtig sind etwa sechs Millionen Menschen in Deutschland an Diabetes mellitus erkrankt. Rund 90 Prozent der Betroffenen leiden an Diabetes Typ 2, etwa 300.000 unter Diabetes Typ 1. Die Stoffwechselerkrankung ist nicht heilbar, der Therapieaufwand mit regelmäßigem Blutzuckermessen, Insulinspritzen und Mahlzeitenplanung insbesondere für Patienten mit Diabetes Typ 1 sehr hoch. Bei einigen Menschen mit Diabetes Typ 1, deren Blutzuckerspiegel trotz medikamentöser Behandlung nur sehr schwer einstellbar ist, können Ärzte durch eine Bauchspeicheldrüsen- oder Inselzell-Transplantation zumindest schon eine Verbesserung der Lebensqualität erzielen. Wissenschaftler des zum Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden gehörenden Paul Langerhans Instituts (PLID) erforschen außerdem derzeit im Tiermodell einen "Bio-Reaktor", der eventuell in der Zukunft im Körper von Typ-1-Diabetikern die Insulinproduktion übernehmen könnte. Dies ist eines der Themen, über die Experten beim Diabetes Kongress 2013, der 48. Jahrestagung der Deutschen Diabetes Gesellschaft, unter dem Motto "Forschung von heute für die Praxis von morgen" vom 8. bis 11. Mai 2013 in Leipzig diskutieren. Auf der Vorab-Pressekonferenz am Donnerstag, den 2. Mai 2013 in Berlin, stellt Professor Dr. med. Stefan R. Bornstein aus Dresden das Thema näher vor.

Diabetes Typ 1 tritt vor allem im Kindes- und Jugendalter auf und ist eine Autoimmunerkrankung. Das eigene Immunsystem greift die körpereigene Insulinproduktion in der Bauchspeicheldrüse an und zerstört die insulinproduzierenden Beta-Zellen. "Pankreas-Organ-Transplantationen sowie die Inselzell-Transplantation sind derzeit die einzigen Möglichkeiten, um die Beta-Zellen zu ersetzen", sagt Professor Dr. med. Stefan R. Bornstein, Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik III, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus an der Technischen Universität Dresden. "Beide therapeutischen Optionen bringen eine gute Kontrolle des Diabetes und können diabetischen Folgekrankheiten vorbeugen", erklärt der Diabetologe. Die Transplantation von Insulin-produzierenden Zellen aus einem Spenderorgan stelle für Menschen mit Diabetes Typ 1, die trotz medikamentöser Behandlung an starken Schwankungen ihres Zuckerhaushalts leiden, eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität dar.

Die Empfänger müssen nach der Transplantation jedoch Medikamente einnehmen, die die Funktionen ihres Immunsystems vermindern. Sonst würde dieses die fremden Zellen beziehungsweise das neue Organ abstoßen. Diese Immunsuppressiva machen allerdings anfällig für Infektionen oder andere mögliche Nebenwirkungen. Somit bleibt diese Therapie auf wenige Patienten beschränkt, die spezielle medizinische Kriterien erfüllen. Daher ist ein Ziel, mit den Möglichkeiten der regenerativen Medizin die Zerstörung oder eingeschränkte Funktion der Betazellen zu therapieren sowie eine Immuntherapie des Typ-1-Diabetes zu entwickeln.

Damit noch mehr Betroffene von dieser Therapieform profitieren, seien ganz neue therapeutische Möglichkeiten notwendig, so Professor Bornstein. "Wir erforschen gerade einen von einem israelischen Unternehmen entwickelten "Bio-Reaktor", der die Form einer kleinen Dose hat, mit Insulin-produzierenden Zellen befüllt ist und zukünftig im Körper von Typ-1-Diabetikern die Insulinproduktion übernehmen soll", erläutert der Dresdner. Entscheidender Vorteil dieser Kammer im Vergleich zur bisherigen Inseltransplantation soll sein, dass der Empfänger keine Immunsuppressiva mehr einnehmen muss, da die Kammer die Inselzellen vor der Immunantwort des Empfängers, nämlich der Abstoßung der Zellen, schützt. Derzeit wird der Bio-Reaktor im Tiermodell untersucht und ist noch nicht am Menschen einsetzbar.


Professor Dr. med. Stefan R. Bornstein vom Universitätsklinikum Carl Gustav Carus der Technischen Universität Dresden informiert über den aktuellen Stand der Forschung auf der Vorab-Pressekonferenz am 2. Mai 2013 in Berlin.

Forschen für eine Zukunft ohne Diabetes: Das Deutsche Zentrum für Diabetesforschung
Das Deutsche Zentrum für Diabetesforschung (DZD) wurde 2009 gegründet und vereint nationale Experten auf dem Gebiet der Diabetesforschung und verzahnt Grundlagen- und klinische Forschung im Sinne eines translationalen Prozesses, so dass Ergebnisse aus den Laboren möglichst schnell Einzug in die medizinische Praxis finden. Schon jetzt zeigt sich, dass im DZD durch die enge Zusammenarbeit der Grundlagenforscher und Kliniker sowie die gemeinsame Nutzung von Forschungsinfrastrukturen, herausragende wissenschaftliche Ergebnisse, die internationale Beachtung finden, erzielt werden konnten.

Beitrag des Paul Langerhans Instituts Dresden zum DZD-Forschungsprogramm
Die Gründung des Paul Langerhans Institut Dresden (PLID), einer der fünf Partner des DZD, ist als Bestätigung des langfristigen Engagements der Fakultät im Bereich "Exzellenz in der Diabetesforschung" und deren Anerkennung im In- und Ausland auf diesem Gebiet zu verstehen. Das PLID ist im Rahmen des DZD- Forschungsprogramms federführend im Bereich der Erforschung der pankreatischen Betazellen, die als Insulinproduzenten des Körpers bei der Krankheitsentstehung des Diabetes eine entscheidende Rolle spielen. Zentrales Ziel des PLID ist es, mit den Möglichkeiten der regenerativen Medizin die Zerstörung und/oder eingeschränkte Funktion der Betazellen zu therapieren sowie eine Immuntherapie des Typ-1-Diabetes zu entwickeln. Dadurch wollen die Wissenschaftler zukünftig den Diabetes verhindern bzw. heilen. Mit dem Aufbau einer Biobank mit Proben des humanen Pankreas trägt das PLID entscheidend zur breiten Forschungsinfrastruktur des DZD bei. Diese Gewebesammlung bildet die Basis für molekulare Untersuchungen, deren Ergebnisse zur Entwicklung von innovativen Medikamenten beitragen können. Weitere Informationen zum DZD:
www.dzd-ev.de

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Quelle:
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veröffentlicht im Schattenblick zum 7. Juni 2013