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FORSCHUNG/213: Unterschätzte Fliegen - Übertragung von gefährlichen Erregern möglich (aid)


aid-Newsletter Nr. 32 vom 8. August 2012

Unterschätzte Fliegen

Übertragung von gefährlichen Erregern möglich



(aid) - Lästig sind sie allemal, Fliegen, die Mensch und Tier gleichermaßen zu plagen wissen. Doch als Überträger von gefährlichen Erregern hatte die Wissenschaft sie bislang eigentlich nicht übermäßig auf der Rechnung. Nun fanden Forscher im Rahmen einer deutsch-niederländischen Studie heraus, dass Fliegen sehr wohl Erreger verbreiten können, beispielsweise solche, die schwere Darmentzündungen und bedrohliche Durchfälle hervorrufen. Um Genaueres über die Verbreitungswege von Krankheitserregern von Mensch und Tier in Ballungsräumen zu erfahren, wurden Fliegen und Vogelkotproben in der Nähe von Ställen, Hundewiesen, Badeseen und Naherholungsstätten gesammelt. Die Ergebnisse überraschten: Während zwar Bakterien der Campylobacter-Gruppe weniger häufig als vermutet nachgewiesen wurden, fanden sich in etwa der Hälfte der Proben enteropathogene E.coli-Bakterien, die zu Durchfällen führen können.

Zur Zeit arbeiten die durchführenden Arbeitsgruppen aus Mikrobiologen und Parasitologen unter der Leitung von Prof. Dr. Klaus Pfeffer und Prof. Dr. Heinz Mehlhorn der Universität Düsseldorf daran herauszufinden, ob unter den gefundenen E. coli auch solche Stämme sind, die sogenannte "extended spectrum beta lactamase" bilden. ESBL-bildende Keime sind deshalb gefürchtet, weil Beta Lactamasen in der Lage sind, die Wirkmechanismen vieler Antibiotika außer Gefecht zu setzen - was schlussendlich zu Antibiotikaresistenzen führt. Das wäre fatal, denn so könnten Fliegen und Vögel schnell zu Überträgern von Krankheiten und auch Antibiotika-Resistenzen werden.

Die Forscher fordern daher, die Kontrolle der Fliegenpopulationen in Mastbetrieben, aber auch in Lebensmittelverarbeitenden Betrieben, Restaurants, Schulküchen, Altenheimen, Lagern etc. mit besonderer Aufmerksamkeit durchzuführen. Lebensmittel sollten auf jeden Fall fliegensicher aufbewahrt werden und Kot jeglicher Art in der Nähe von Schulen, Kindergärten, Heimen, Restaurants etc. entfernt werden. Aus einem Gramm Kot kann fast ein Gramm Fliegenmaden entstehen, so dass diese Verunreinigungen das Fliegenaufkommen erheblich fördern können.

Friederike Heidenhof, www.aid.de

Weitere Informationen:
http://www.giqs.org/aktuelles/artikel/news/fliegen-erreger

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Quelle:
aid-Newsletter 32/12 vom 8.8.2012
Herausgeber: aid infodienst
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veröffentlicht im Schattenblick zum 18. August 2012