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FORSCHUNG/231: Brasilien - Mit Wolbachia-Bakterium gegen das Dengue-Fieber (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 25. September 2012

Brasilien: Mit Wolbachia-Bakterium gegen Dengue-Fieber - Forscher kündigen Experimente an

von Fabiana Frayssinet



Rio de Janeiro, 25. September (IPS) - In Brasilien haben Wissenschaftler den Beginn von Experimenten mit einem Bakterium angekündigt, das die Übertragung des für die Dengue-Krankheit verantwortlichen Virus durch Stechmücken unterbinden soll.

Wie der Vorsitzende von Brasiliens Oswaldo-Cruz-Stiftung (Fiocruz), Paulo Gadelha, auf dem XVIII. Weltkongress für Tropenmedizin und Malaria (ICTMM) vom 23. bis 27. September in Rio de Janeiro erklärte, hofft man auf einen Durchbruch im Kampf gegen das Dengue-Fieber. Fiocruz ist eine dem brasilianischen Gesundheitsministerium zugeordnete Forschungseinrichtung, die sich mit innovativen Gesundheitstechnologien international einen Namen gemacht hat.

Die Methode wurde bereits in Australien, Indonesien und Vietnam erprobt und könnte sich zu einer der für Mensch und Natur gleichermaßen harmlosen Waffe gegen die Tropenkrankheit erweisen. Sie bedient sich eines in mehr als 70 Prozent aller Insekten wie Fruchtfliegen, Schmetterlingen und Libellen verbreiteten Erregers.

Nach Aussagen von Gadelha und des australischen Biologen Scott O'Neill, dem Leiter des Dengue-Fieber-Programms der australischen Universität von Monash, wirkt die Anwesenheit des Wolbachia-Bakteriums auf die Dengue-Überträgermücken wie eine Impfung, die das Dengue-Virus ausschaltet.

"Nach tausenden, langjährigen Versuchen ist es in Australien gelungen, das Bakterium mit Mikroinjektionen in die Eier der Aedes aegypti einzuschleusen", erläuterte der Fiocruz-Wissenschaftler Luciano Moreira am 24. September in Rio de Janeiro. "Sind die Larven geschlüpft und ausgewachsen werden sie in die Freiheit entlassen. Bei der Paarung mit freilebenden Aedes-Mücken wird das Bakterium von den Weibchen an ihre männlichen Nachkommen weitergegeben."

Die Methode sei ein Selbstläufer und somit kostengünstig, erläuterte Gadelha. In Australien seien die Aedes-aegypti-Mücken inzwischen zu 100 Prozent Wirte des Wolbachia-Bakteriums. Die Wahrscheinlichkeit sei somit sehr hoch, dass Dengue-Fieberinfektionen ausblieben. Spätestens im Mai 2014 wollen Brasiliens Wissenschaftler die mit dem Parasiten befallenen Mücken in dem größten Land Südamerikas aussetzen.

Denguefieber kann durch vier Serotypen übertragen werden. In ihrer hämorrhagischen Ausprägung verläuft die Krankheit tödlich. Der Weltgesundheitsorganisation zufolge leben derzeit 2,5 Milliarden Menschen in Dengue-Risikogebieten. Jedes Jahr kommt es in 100 Ländern zu insgesamt 50 Millionen bis 100 Millionen Infektionen. Etwa 500.000 Kranke müssen stationär behandelt werden und 2,5 Prozent von ihnen sterben.

In Lateinamerika und der Karibik wurden im ersten Halbjahr 554.499 Fälle von Dengue-Fieber registriert. Bisher konzentrieren sich die Behörden vor allem darauf, die Menschen darüber aufzuklären, dass sich achtlos herumliegender Müll, leere Becher und Gummireifen bei Regen in ideale Brutstätten der Aedes aegypti verwandeln. (Ende/IPS/kb/2012)


Links:

http://ictmm2012.ioc.fiocruz.br/
http://www.acronymfinder.com/International-Congress-on-Tropical-Medicine-and-Malaria-(ICTMM).html
http://www.ipsnoticias.net/nota.asp?idnews=101604

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Quelle:
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veröffentlicht im Schattenblick zum 27. September 2012