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FORSCHUNG/511: Kleiner Zellfortsatz mit großer Wirkung - wie Zilien und Diabetes zusammenhängen (idw)


Helmholtz Zentrum München / Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt - 06.11.2014

Kleiner Zellfortsatz mit großer Wirkung - wie Zilien und Diabetes zusammenhängen



Neuherberg, 06.11.2014. Zilien sind winzige Fortsätze an Zellen, ihnen kommen viele wichtige Funktionen zu. Ein Wissenschaftsteam unter der Leitung von Dr. Jantje Gerdes und Prof. Dr. Per-Olof Berggren konnten nun zeigen, dass auf den Zilien von Betazellen in der Bauchspeicheldrüse Insulinrezeptoren sitzen. Damit spielen die Zellfortsätze eine wichtige Rolle für die Insulinausschüttung. Eine veränderte Zilienfunktion kann mit der Entstehung eines Typ-2-Diabetes zusammenhängen, berichten die Wissenschaftler in der Fachzeitschrift "Nature communications".

Das Wissenschaftlerteam vom Helmholtz Zentrum München (HMGU) in Zusammenarbeit mit dem Karolinska Institut (KI), Stockholm, und dem University College London untersuchte die Funktion von ziliären Zellfortsätzen in der Bauchspeicheldrüse. Werden die insulinbildenden Betazellen stimuliert, finden sich vermehrt Insulinrezeptoren auf ihren Zilien. Die Zilien spielen somit eine wichtige Rolle für die Ausschüttung und die weitere Signalübertragung des zuckersenkenden Hormons Insulin.

Defekte Zilien führen zu erhöhten Blutzuckerspiegeln und erniedrigter Insulinausschüttung

Das Team um Dr. Jantje Gerdes vom Institut für Diabetes- und Regenerationsforschung am HMGU fand im Tiermodell deutlich erhöhte Blutzuckerspiegel, wenn Zilien genetisch bedingt vermindert oder funktionseingeschränkt waren. Auch die Insulinausschüttung war im präklinischen Modell mit defekten Zilien reduziert.

"Schon länger ist bekannt, dass Typ-2-Diabetes bei Personen mit einer Ziliopathie - also einer krankhaften Veränderung der Zilienfunktion - überdurchschnittlich häufig auftritt. Unsere Ergebnisse bestätigen diese Beobachtung und liefern zudem die Erklärung, wie Zilien mit dem Zuckerstoffwechsel und Diabetes zusammenhängen", erklärt Studienleiterin Gerdes.

Professor Per-Olof Berggren vom KI ergänzt: "Ziliäre Dysfunktion und eine gestörte Zuckerverwertung hängen direkt zusammen. Ziliopathien besitzen daher eine potentielle Modellfunktion, um viele noch unbekannte Mechanismen, die Diabetes zugrunde liegen, zu erforschen."


Original-Publikationen:
Gerdes, J. et al. (2014). Ciliary dysfunction impairs insulin secretion and promotes development of Type 2 Diabetes in rodents, Nature communications, doi: 10.1038/ncomms6308

Link zur Fachpublikation
http://www.nature.com/ncomms/2014/141106/ncomms6308/full/ncomms6308.html

Fachlicher Ansprechpartner
Dr. Jantje Gerdes, Helmholtz Zentrum München
Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt (GmbH)
Institut für Diabetes und Regenerationsforschung
Ingolstädter Landstr. 1, 85764 Neuherberg
E-Mail: jantje.gerdes@helmholtz-muenchen.de


Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.helmholtz-muenchen.de/aktuelles/uebersicht/pressemitteilungnews/article/25415/index.html


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http://www.helmholtz-muenchen.de/index.html

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http://www.helmholtz-muenchen.de/idr/index.html

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution44

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Helmholtz Zentrum München - Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt
Susanne Eichacker, 06.11.2014
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 8. November 2014