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ALLERGIE/239: Studie - Immuntherapie lindert Heuschnupfen und Asthma bei Kindern (idw)


Ruhr-Universität Bochum - 14.01.2009

RUB-Studie
Immuntherapie lindert Heuschnupfen und Asthma bei Kindern

RUB-Forscher testeten Graspollentablette
Studie im Journal of Allergy and Clinical Immunology


Die tägliche Einnahme einer Graspollentablette kann bei Kindern Heuschnupfen und Asthma lindern. Zu diesem Ergebnis kommt einer Studie von Medizinern der Ruhr-Universität Bochum um Prof. Dr. Albrecht Bufe (Experimentelle Pneumologie), die sie gemeinsam mit nationalen Kollegen an 253 Kindern durchgeführt haben. Asthmasymptome nahmen unter der Behandlung um 64 Prozent ab, Heuschnupfensymptome um 24 Prozent. Ihre Ergebnisse sind in der aktuellen Ausgabe des Journal of Allergy and Clinical Immunology veröffentlicht.


Gefürchteter Etagenwechsel

Bis zu 25 Prozent der Bevölkerung in westlichen Industrieländern haben Heuschnupfen. Schlimmer noch als die Einschränkung der Lebensqualität und der Arbeitskraft durch die Heuschnupfensymptome ist die Gefahr des so genannten Etagenwechsels insbesondere bei Kindern: 10 bis 50 Prozent aller kindlichen Patienten mit unbehandeltem Heuschnupfen entwickeln später Asthma. Um das zu verhindern, setzt die Medizin auf Immuntherapien, die darauf zielen, das Immunsystem langsam an die allergieauslösenden Pollen zu gewöhnen, so dass es nicht mehr überreagiert.


Wirkstoff gegen Placebo

Dieses Ziel hat auch die Graspollentablette, die die Patienten einmal täglich unter der Zunge zergehen lassen mussten. Die Studienteilnehmer zwischen 5 und 16 Jahren wurden zufällig zu einer der beiden Studiengruppen zugeordnet, die entweder echte Tabletten mit Wirkstoff oder wirkstofffreie Placebos bekamen. Die tägliche Einnahme begann zwischen zwei und sechs Monaten vor Beginn der Pollenflugsaison und wurde fortgesetzt, bis die Saison zuende war. Die Probanden führten über ihre Symptome und die Einnahme von symptombekämpfenden Medikamenten wie Nasen- oder Asthmaspray Buch. Außerdem wurde ihr Blut regelmäßig untersucht, um festzustellen, wie ihr Immunsystem reagierte.


Deutliche Besserung durch die Graspollentablette

Die Ergebnisse bestätigen die Wirkung der Graspollentabletten: Die Heuschnupfensymptome waren bei der Wirkstoffgruppe um 24 Prozent geringer ausgeprägt als bei der Placebogruppe. Entsprechend benötigte die Gruppe 34 Prozent weniger Medikamente. Asthmasymptome traten zu 64 Prozent weniger auf. Die immunologischen Blutuntersuchungen bestätigten die Wirkung der Tablette. Die Graspollentabletten wurden im Allgemeinen gut vertragen; lediglich Juckreiz im Mund trat häufig vorübergehend auf. "Ebenso wie bei Erwachsenen ist diese Immuntherapie mit der Anwendung unter der Zunge also auch bei Kindern erfolgversprechend", zieht Prof. Bufe Bilanz. Ob sich die Allergie auch langfristig bessert, müssen weitere Studien zeigen. "Die Standardtherapie des Heuschnupfens ist seit langem die Hyposensibilisierung/Immuntherapie mit Injektionen von Allergenen unter die Haut. Sollte sich zeigen, dass die Grastabletten eine ähnlich effektive und langfristige Wirkung zeigen, kann in vielen Fällen in Zukunft die Spritzentherapie durch die sublinguale Behandlung ersetzt werden, und das jetzt auch bei Kindern."


Titelaufnahme:
A. Bufe, P. Eberle, E. Franke-Beckmann, J. Funck, M. Kimmig, L. Klimek, R. Knecht, V. Stephan, B. Tholstrup, C. Weißhaar, F. Kaiser
Safety and efficacy in children of an SQ-standaradizes grass allergen tablet for sublingual immunotherapy.
In: Journal of Clinical Immunology, Vol. 123, Issue 1, Pages 167-173.e7
doi:10.1016/j.jaci.2008.10.044

Weitere Informationen:
Prof. Dr. med. Albrecht Bufe
Leiter der Abteilung Experimentelle Pneumologie
Medizinische Fakultät der RUB
Bürkle-de-la-Camp-Platz 1, 44789 Bochum
Tel.: 0234/302-4510, albrecht.bufe@rub.de
Institutshomepage Experimentelle Pneumologie
http://www.ruhr-uni-bochum.de/homeexpneu

Redaktion: Meike Drießen

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution2


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Ruhr-Universität Bochum, Dr. Josef König, 14.01.2009
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 16. Januar 2009