Schattenblick →INFOPOOL →MEDIZIN → KRANKHEIT

DIABETES/1268: Erhöhtes Risiko für Typ 2-Diabetes in der älteren deutschen Bevölkerung (idw)


Helmholtz Zentrum München / Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt - 22.10.2009

Studie zeigt ein erhöhtes Risiko für Typ 2-Diabetes mellitus in der älteren deutschen Bevölkerung

(Gemeinsame Pressemeldung des Deutschen Diabetes-Zentrums und des Helmholtz Zentrums München)


(Düsseldorf, Neuherberg, 22.10.2009) Das Deutsche Diabetes-Zentrum in Düsseldorf und das Helmholtz Zentrum München haben in einer jetzt veröffentlichten Studie gemeinsam herausgefunden, dass die ältere deutsche Bevölkerung im europäischen Vergleich ein hohes Risiko hat, an Typ 2 Diabetes zu erkranken. Männer zwischen 55 und 74 Jahren haben dabei ein doppelt so hohes Risiko wie Frauen.

In der Altersgruppe der 55 bis 74-jährigen entwickeln Männer doppelt so häufig einen Typ 2-Diabetes wie Frauen. Dies Ergebnis ist Teil der Nachfolgeuntersuchung des bevölkerungsbezogenen KORA Surveys, die von Herrn Dr. Rathmann und Mitarbeitern des Deutschen Diabetes-Zentrums (DDZ) in Kooperation mit Frau Dr. Meisinger und Mitarbeitern vom Helmholz Zentrum in München durchgeführt wurde. In den Jahren von 1999 bis 2001 wurde in der Region Augsburg bei einer repräsentativen Stichprobe der älteren Bevölkerung (55-74 Jahre) ein oraler Zuckerbelastungstest (OGTT) durchgeführt, um eine wissenschaftlich fundierte Aussage über die Anzahl von Menschen mit Diabetes zu erhalten. Der OGTT ist der "Goldstandard" zur Diabetes-Diagnose in epidemiologischen Studien. Wenn der Blutzuckerwert im OGTT zwar nicht mehr normal ist, aber auch noch nicht die Grenzwerte für Diabetes überschreitet, bezeichnet man dass als "Prädiabetes".


Die Folgeuntersuchung nach 7 Jahren zeigte folgende Ergebnisse:

1. 10,5% der Teilnehmer entwickelten innerhalb von 7 Jahren neu einen Typ 2-Diabetes, hierunter befanden sich etwa doppelt so viele Männer wie Frauen.

2. Von den Patienten, die zu Beginn einen Prädiabetes sowohl mit einem erhöhten Nüchternblutzucker zwischen 110 und 125 mg/dl als auch einem erhöhten 2-Stundenwert im OGTT (140 bis 199 mg/dl) aufwiesen, entwickelte etwa die Hälfte einen manifesten Diabetes.

3. Als weitere Risikofaktoren für die Diabetesentwicklung zeigten sich insbesondere ein erhöhter Bauchumfang (Männer >=102 cm, Frauen >=88 cm), starkes Übergewicht (Body mass index über 30 kg/m2), sowie das Vorhandensein eines Diabetes bei mindestens einem Elternteil (genetische Belastung). Zudem zeigt die Studie, dass Rauchen die Progression der Diabetes-Erkrankung unterstützen könnte.


Die Daten der KORA-Studie zeigen den erhöhten Bauchumfang als wichtigen Faktor für das höhere Diabetesrisiko bei Männern: im Durchschnitt wurde 10 cm mehr Bauchumfang gemessen als bei Frauen. Die sog. abdominale Adipositas (zentrale Fettleibigkeit, "zuviel an innerem Bauchfett") geht mit Insulinresistenz (d.h. einer Unempfindlichkeit der Körperzellen gegenüber Insulin) einher. Ursache ist die Stoffwechselaktivität des abdominalen Fettes, das eine Reihe von Substanzen produziert, die u. a. den Blutzucker nachteilig beeinflussen können. Um das Risiko für einen Typ 2 Diabetes möglichst frühzeitig zu erkennen, sollte daher nicht nur das Körpergewicht, sondern auch der Bauchumfang gemessen werden.

Damit kann zum ersten Mal das Auftreten von Typ 2 Diabetes mellitus in der älteren deutschen Bevölkerung abgeschätzt werden. "Unsere Ergebnisse zeigen, dass vor allem ältere deutsche Männer im europäischen Vergleich ein hohes Risiko haben, einen Typ 2 Diabetes mellitus zu entwickeln," so Dr. Wolfgang Rathmann vom DDZ. "Unsere Studie zeigt den oralen Glukosetoleranztest nicht nur zur Sicherung der Diagnose, sondern auch zur Risiko-Vorhersage als nützliches Instrument," ergänzt PD Dr. Christa Meisinger vom Helmholtz Zentrum München.

An der Erstuntersuchung in den Jahren 1999 bis 2001 hatten insgesamt 1.353 zufällig ausgewählte Personen teilgenommen, an der zwischen 2006 und 2008 durchgeführten Nachfolgeuntersuchung 887. Die Ergebnisse verdeutlichen den Wert von Kohortenstudien für die epidemiologische Forschung: durch die langjährige Beobachtung der Personen können Erkrankungsrisiken bestimmt werden und so neue Vorhersage- und Vorsorgemöglichkeiten entwickelt werden.


Weitere Informationen
Originalveröffentlichung:
W. Rathmann, K. Strassburger, M. Heier, R. Holle, B. Thorand , G. Giani, C. Meisinger:
Incidence of Type 2 Diabetes in the Elderly German Population and the Effect of Clinical and Lifestyle Risk Factors: KORA S4/F4 Cohort Study, Diabetic Medicine 2009
DOI: 10.1111/j.1464-5491.2009.02863.x

KORA (Kooperative Gesundheitsforschung in der Region Augsburg) stellt eine Untersuchungs-Plattform für bevölkerungsbasierte Gesundheitsforschung in Epidemiologie, Gesundheitsökonomie und Versorgungsforschung dar. KORA ist ein Netzwerk von bevölkerungsrepräsentativen Surveys und darauf aufbauenden Follow-up-Studien. Die Besonderheit dieser Plattform ist die breite Beteiligung externer Partner an der Planung, Durchführung und Finanzierung der einzelnen Vorhaben.

Weitere Informationen:

http://www.helmholtz-muenchen.de/kora

Das Deutsche Diabetes-Zentrum (DDZ) gehört der "Wissenschaftsgemeinschaft Gottfried Wilhelm Leibniz" (WGL) an. In der Leibniz-Gemeinschaft sind 86 Institute vereint. Die wissenschaftlichen Beiträge des DDZ sind auf die Ziele der Verbesserung von Prävention, Früherkennung, Diagnostik und Therapie des Diabetes mellitus und seiner Komplikationen sowie der Verbesserung der epidemiologischen Datenlage in Deutschland ausgerichtet. Daneben versteht sich das DDZ als deutsches Referenzzentrum zum Krankheitsbild Diabetes, indem es Ansprechpartner für alle Akteure im Gesundheitswesen ist, wissenschaftliche Informationen zu Diabetes mellitus aufbereitet und für die breite Öffentlichkeit bereitstellt.

Näheres unter
- http://www.ddz.uni-duesseldorf.de/index.html
- http://www.leibniz-gemeinschaft.de

Das Helmholtz Zentrum München ist das deutsche Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt. Als führendes Zentrum mit der Ausrichtung auf Environmental Health erforscht es chronische und komplexe Krankheiten, die aus dem Zusammenwirken von Umweltfaktoren und individueller genetischer Disposition entstehen. Das Helmholtz Zentrum München beschäftigt rund 1680 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Der Hauptsitz des Zentrums liegt in Neuherberg im Norden Münchens auf einem 50 Hektar großen Forschungscampus. Das Helmholtz Zentrum München gehört der größten deutschen Wissenschaftsorganisation, der Helmholtz-Gemeinschaft an, in der sich 16 naturwissenschaftlich-technische und medizinisch-biologische Forschungszentren mit insgesamt 26500 Beschäftigten zusammengeschlossen haben.


Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.helmholtz-muenchen.de/presse-und-medien/pressemitteilungen/
pressemitteilungen-2009/pressemitteilung-2009detail/article/12413/9/index.html
(Link bitte im Browser zusammenfügen)

Zu dieser Mitteilung finden Sie Bilder unter:
http://idw-online.de/pages/de/image102562

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution44


*


Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Helmholtz Zentrum München - Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt
Michael van den Heuvel, 22.10.2009
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 24. Oktober 2009