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EPIDEMIE/120: Welttuberkulosetag am 24. März - Entwicklung neuer Therapien gefordert (Ärzte ohne Grenzen)


Ärzte ohne Grenzen - 19. März 2014

Welttuberkulosetag am 24. März

Neue Medikamente machen Hoffnung im Kampf gegen gefährliche Bakterienstämme
Ärzte ohne Grenzen fordert schnelle Entwicklung neuer Therapien



Berlin, 19. März 2014. Nach der Zulassung neuer Tuberkulosemedikamente fordert die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen die rasche Entwicklung neuer Medikamentenkombinationen gegen die gefährliche resistente Tuberkulose. In fast allen Ländern der Welt sind bereits Resistenzen aufgetreten. Die Weltgesundheitsorganisation schätzt, dass sich jedes Jahr fast eine halbe Million Menschen mit Tuberkulose infizieren, gegen die die beiden wichtigsten Antibiotika unwirksam sind. Für diese Patienten gibt es derzeit keine akzeptable Behandlung.

"Weltweit breiten sich resistente Tuberkuloseerreger aus, aber wir haben keine gut wirksame Behandlung dagegen", sagte Sebastian Dietrich, Leiter der Projektabteilung von Ärzte ohne Grenzen in Deutschland. "Die Patienten müssen zur Zeit über Jahre hinweg Tausende Pillen einnehmen und bekommen Hunderte Injektionen. Die Medikamente führen zu Erbrechen, verursachen Schmerzen und psychische Beschwerden und können taub machen - und trotzdem kann nur etwa jeder Zweite damit geheilt werden. Wir brauchen dringend eine bessere Behandlung, um in unseren Projektländern Leben zu retten."

In den vergangenen Monaten haben Behörden in Europa und den USA zwei Antibiotika namens Bedaquilin und Delamanid zur Behandlung schwerer Fälle von Tuberkulose zugelassen. "Zum ersten Mal seit mehr als 40 Jahren gibt es jetzt neue Tuberkulosemedikamente - das ist ein Hoffnungszeichen für Hunderttausende Patienten weltweit, bei denen die gängigen Medikamente nicht wirken", erklärte Philipp Frisch, Koordinator der Medikamentenkampagne von Ärzte ohne Grenzen in Deutschland. "Aber zwei einzelne neue Medikamente reichen nicht aus, um diese globale Bedrohung in den Griff zu bekommen. Für eine wirksame Behandlung der Tuberkulose braucht man immer mindestens vier verschiedene Antibiotika und komplexe Therapiepläne. Solche Behandlungsregime müssen jetzt dringend mit den neuen Medikamenten entwickelt werden."

Je nach der Art der Resistenzen unterscheidet man verschiedene Formen der Tuberkulose (TB). Von multiresistenter Tuberkulose (MDR-TB) spricht man, wenn die beiden wichtigsten Antibiotika, Isoniazid und Rifampicin, unwirksam sind. Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation infizieren sich jährlich 450.000 Menschen mit MDR-TB. Ärzte ohne Grenzen hat im Jahr 2012 in 18 Ländern etwa 1.500 MDR-TB-Patienten behandelt.

Patienten von Ärzte ohne Grenzen haben angesichts ihrer verzweifelten Situation zusammen mit ihren Ärzten und Pflegern ein Tuberkulose-Manifest verfasst. In dem Online-Appell, der mittlerweile von Tausenden unterstützt wird, fordern sie die Staatengemeinschaft auf, endlich aktiv zu werden. "Auch die Bundesregierung muss mehr Geld für die Forschung sowie für die Behandlung der tödlichen Infektionskrankheit zur Verfügung stellen", forderte Philipp Frisch.

Weltweit erkranken jedes Jahr etwa acht Millionen Menschen an Tuberkulose. Obwohl die nicht-resistente Form relativ leicht heilbar ist, sterben jedes Jahr 1,3 Millionen Erkrankte. Ärzte ohne Grenzen hat 2012 in 91 Projekten mehr als 25.000 TB-Patienten behandelt.

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Quelle:
Ärzte ohne Grenzen
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veröffentlicht im Schattenblick zum 21. März 2014