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KREBS/851: Ambulante Palliativdienste - Sterben dort, wo man zuhause ist (DKH)


Magazin der Deutschen Krebshilfe, Ausgabe Nr. 2/2010

Sterben dort, wo man zuhause ist


AUGSBURG (jti) - Ziel der Hospiz- und Palliativarbeit ist es, dass Sterbende ihre letzten Wochen und Tage in vertrauter Umgebung verbringen können. Häufig wissen Betroffene jedoch nichts von dieser Möglichkeit. Die ambulante Palliativ-Versorgung ist zudem noch nicht flächendeckend verfügbar.


"Mein Mann ist friedlich zuhause gestorben. Das hatte er sich sehr gewünscht und für mich und unsere Kinder war es auch tröstlich", erzählt die Ehefrau eines kürzlich verstorbenen Krebs-Patienten. "Ohne die Unterstützung durch den ambulanten Hospizdienst wäre das nicht möglich gewesen". Viele Menschen haben den Wunsch, dort zu sterben, wo sie zuhause sind. Die ambulante Hospiz- und Palliativarbeit in Deutschland trägt diesem Bedürfnis Rechnung. Jetzt haben Wissenschaftler der Universität Augsburg in Kooperation und mit Unterstützung des Deutschen Hospiz- und PalliativVerbands (DHPV) diese Form der Sterbebegleitung untersucht. Die Deutsche Krebshilfe unterstützte die Studie mit 145.000 Euro.

"Die meisten Menschen haben leider nur recht diffuse Vorstellungen von dem, was ein Hospiz ist und was ambulante Palliativdienste anbieten können", sagt Werner Schneider. Schneider ist Soziologe an der Philosophisch-Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Augsburg und leitete die Studie zur Palliativarbeit. "In den Köpfen vieler Menschen ist das Wort 'Hospiz' immer noch gleichgesetzt mit 'in Kürze sterben'". Daher würden Angehörige häufig erst Kontakt mit einem Hospizdienst aufnehmen, wenn der Betroffene bereits im Sterben liegt. "So können sich die Hospiz-Mitarbeiter nicht mehr so gut auf die individuellen Bedürfnisse der Betroffenen einstellen", so Schneider. Er fordert daher eine verstärkte Öffentlichkeitsarbeit für die ambulante Sterbebegleitung.

Obwohl prinzipiell jeder Sterbende Anspruch auf palliativmedizinische Betreuung hat, kann diesem Anspruch in der Praxis noch nicht überall Rechnung getragen werden. Vor allem in ländlichen Gebieten ist dies oft nicht möglich. Das liegt einerseits an der Organisation der Dienste, zum anderen an fehlender Infrastruktur in ländlichen Gebieten. Hier sehen die Wissenschaftler noch großen Handlungsbedarf: "Die Strukturen für die ambulante Palliativarbeit müssen weiter ausgebaut werden", fasst Schneider zusammen.



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Quelle:
Magazin der Deutschen Krebshilfe, Ausgabe Nr. 2/2010, Seite 7
Herausgeber: Deutsche Krebshilfe e.V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 3. September 2010