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SCHMERZ/488: Computersystem verbessert Schmerzbehandlung bei Tumorpatienten (idw)


Universitätsklinikum Heidelberg - 03.08.2009

Computersystem verbessert Schmerzbehandlung bei Tumorpatienten

- Kompetente Beratung zur Anwendung internationaler Therapie-Richtlinien erfolgreich getestet
- Heidelberger Klinische Pharmakologen veröffentlichen in "Pain"


Die Schmerztherapie bei Tumorpatienten - in der Klinik oder ambulant - ist häufig mangelhaft. Am Universitätsklinikum Heidelberg ist jetzt der Einsatz eines neuartigen elektronischen Systems - kombiniert mit der Beratung durch einen erfahrenen Klinischen Pharmazeuten - erfolgreich erprobt worden. Die Behandlung der Patienten wies weniger Abweichungen von internationalen Leitlinien zur Schmerztherapie auf. Außerdem gaben die Patienten an, weniger Schmerzen zu haben. Die Ergebnisse der Studie sind in der Zeitschrift "Pain" veröffentlicht.

Der elektronische Schmerzmittelberater AiDPainCare ist ein zusätzliches Instrument des elektronischen Arzneimittel-Beraters AiDKlinik, der den Arzt sicher durch den aktuellen deutschen Arzneimittelmarkt mit über 64.000 Arzneimitteln lotst und falsche Dosierungen, Nebenwirkungen, gefährliche Wechselwirkungen zwischen Arzneimitteln sowie Doppelverschreibungen erfolgreich vermeiden hilft. Die Verordnung des Arztes kann aus AiDKlinik direkt auf ein Rezept oder in einen Arztbrief übertragen werden. Das System ist derzeit in 10 Kliniken in Deutschland im Einsatz und kann auch von niedergelassenen Ärzten abonniert werden
(www.doctors-aid.de).


Neues Beratungsmodul für den elektronischen Arzneimittellotsen AiDKlinik

AiDKlinik wurde 2003 von der Abteilung Innere Medizin VI, Klinische Pharmakologie und Pharmakoepidemiologie der Medizinischen Universitätsklinik Heidelberg, gemeinsam mit der Klinikums-Apotheke entwickelt. Seine Entwicklung wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziell unterstützt. Speziell für die Entwicklung von AiDPainCare wurden Drittmittel der Ferdinand-Heinrich-Mörsel-Stiftung eingeworben.

"Die Sicherheit der Arzneimitteltherapie von der Verordnung bis zur Anwendung ist ein zentraler Aspekt unserer Arbeit", erklärt Professor Dr. Walter E. Haefeli, Ärztlicher Direktor der Abteilung Innere Medizin VI, Klinische Pharmakologie und Pharmakoepidemiologie. Deren Kooperationseinheit Klinische Pharmazie (Leiter: Dr. Thilo Bertsche) hat gemeinsam mit dem Heidelberger Schmerzzentrum unter Leitung von Professor Dr. Hubert Bardenheuer die international etablierten Behandlungsleitlinien in elektronischer Form aufbereitet. Das System wurde auf den Stationen der Heidelberger Universitätsklinik für Radioonkologie und Strahlentherapie (Ärztlicher Direktor: Professor Dr. Dr. Jürgen Debus) in der Schmerztherapie von Tumorpatienten getestet und erfolgreich angewandt.


Co-Analgetika werden nicht ausreichend verschrieben

Die Wissenschaftler stellten in einer Pilotphase der Studie fest, dass bei auswärts begonnenen Schmerztherapien Unterdosierungen von morphinhaltigen Präparaten häufig waren und dass so genannte Co-Analgetika, z.B. Anti-Depressiva oder Kortison-Präparate, nicht ausreichend genutzt wurden. "Gerade Co-Analgetika können häufig die Schmerztherapie bei Patienten verbessern, werden heute aber immer noch zu selten verordnet", so Bertsche.

Der Einsatz von AiDPainCare verbesserte die fachgerechte Verschreibung solcher Co-Analgetika sowie die Verordnung von opioiden (opiathaltigen) Schmerzmitteln zur Behandlung von Schmerzspitzen und Durchbruchschmerzen. Gerade auf diesem Gebiet konnte mit Hilfe von AiDPainCare die ärztliche Therapie beim individuellen Patienten unterstützt werden. Zusätzlich sind allgemeine Grundlagen zur Opioidbehandlung und rechtliche Hinweise im Modul schnell verfügbar. So sollen unbegründete Ängste vor der Verordnung eines Betäubungsmittels abgebaut werden. Auch speziell für den Patienten konzipierte Flyer können direkt ausgedruckt werden.


Einführung in Universitätsklinikum Heidelberg erfolgt in Kürze

Nach seiner erfolgreichen Erprobung wird AiDPainCare in Kürze auf allen Rechnern am Universitätsklinikum den Ärzten zur Verfügung stehen. Damit soll die Schmerztherapie in Heidelberg effektiver und verträglicher werden und Ängste der Patienten vor Schmerzen im Krankenhaus abgebaut werden. Darüber hinaus ist geplant, auch den externen Nutzern von AiDKlinik das Modul anzubieten.


Literatur:
T Bertsche, V Askoxylakis, G Habl, F Laidig, J Kaltschmidt, SPW Schmitt, H Ghaderi, A Zabel-du Bois, S Milker-Zabel, J Debus, HJ Bardenheuer, WE Haefeli.
Multidisciplinary pain management based on computerized decision support in cancer pain patients.
Pain 2009.

Weitere Informationen im Internet:
Abteilung Klinische Pharmakologie und Pharmakoepidemiologie am Universitätsklinikum Heidelberg
www.klinikum.uni-heidelberg.de/Klinische-Pharmakologie-und-Pharmakoepidemiologie-.106667.0.html

Elektronischer Arzneimittellotse AiDKlinik:
www.aidklinik.de
www.dosing-gmbh.de
www.doctors-aid.de

Schmerzzentrum Heidelberg:
www.klinikum.uni-heidelberg.de/Schm-Palliativmedizin.692.0.html

Ansprechpartner:
Dr. Thilo Bertsche
Leiter der Kooperationseinheit Klinische Pharmazie
Im Neuenheimer Feld 410, 69120 Heidelberg
E-Mail: thilo.bertsche(at)med.uni-heidelberg.de

Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Heidelberg
Krankenversorgung, Forschung und Lehre von internationalem Rang

Das Universitätsklinikum Heidelberg ist eines der größten und renommiertesten medizinischen Zentren in Deutschland; die Medizinische Fakultät der Universität Heidelberg zählt zu den international bedeutsamen biomedizinischen Forschungseinrichtungen in Europa. Gemeinsames Ziel ist die Entwicklung neuer Therapien und ihre rasche Umsetzung für den Patienten. Klinikum und Fakultät beschäftigen rund 7.000 Mitarbeiter und sind aktiv in Ausbildung und Qualifizierung. In mehr als 40 Kliniken und Fachabteilungen mit 1.600 Betten werden jährlich rund 500.000 Patienten ambulant und stationär behandelt. Derzeit studieren ca. 3.100 angehende Ärzte in Heidelberg; das Heidelberger Curriculum Medicinale (HeiCuMed) steht an der Spitze der medizinischen Ausbildungsgänge in Deutschland. (Stand 12/2008)
www.klinikum.uni-heidelberg.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution665


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Universitätsklinikum Heidelberg, Dr. Annette Tuffs, 03.08.2009
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 5. August 2009