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MEDIEN/745: Neue Ausgabe von Forschung Frankfurt mit Beiträgen zur Gefäßforschung (Uni Frankfurt)


Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt - 23. April 2012

Gefäßerkrankungen: Radikale können auch nützen

Neue Ausgabe von Forschung Frankfurt mit Beiträgen zur Gefäßforschung und zur Archäologie



FRANKFURT. Gefäßerkrankungen geben der Forschung immer noch Rätsel auf. Zwar sind die meisten Risikofaktoren für Arteriosklerose, Herzinfarkt oder Schlaganfall schon lange bekannt, aber auf der zellulären Ebene sind die Ursachen noch längst nicht lückenlos erforscht. Hier spielen Enzyme, komplexe Signalkaskaden und Regelkreise eine entscheidende Rolle. Sie im Detail zu kennen, ist nicht nur die Voraussetzung dafür, Gefäßerkrankungen gezielt vorzubeugen, sondern auch durch Medikamente regulierend eingreifen zu können. In der aktuellen Ausgabe des Forschungsmagazins "Forschung Frankfurt" berichten Wissenschaftler des Exzellenzclusters "Herz-Kreislauf-System" über den aktuellen Stand der Forschung.

Prof. Ralf Brandes erklärt in seinem Beitrag, warum die Einnahme von Vitaminpräparaten in klinischen Studien keine positiven Wirkungen zeigte. Vitamine machen im Körper entstehende Sauerstoffradikale unschädlich. Da diese reaktiven Moleküle für Alterung, Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen verantwortlich gemacht werden, lag es nahe, auf die schützende Wirkung von Vitaminen zu bauen. Allerdings fand unter anderem die Arbeitsgruppe von Ralf Brandes am Institut für Kardiovaskuläre Physiologie heraus, dass Sauerstoffradikale nicht nur schädliche Nebenprodukte des Stoffwechsels sind, sondern auch lebensnotwendige Funktionen übernehmen. Sie werden daher im Körper in einem eng regulierten Bereich aktiv produziert.

Eine besondere Rolle spielt die Radikal-Produktion durch Nox-Enzyme - sie stehen im Zentrum der Forschung von Brandes. Bei systemischen Entzündungen der Gefäße produzieren sie überschüssige Radikale. Diese schädigen dann die Gefäßwand und führen zur Arteriosklerose. Um diesen Prozess aufhalten zu können, empfehlen die Wissenschaftler die Entwicklung von Nox-Hemmern.

Gefäßschäden gehören zu den häufigsten Folgen des Metabolischen Syndroms, des tödlichen Quartetts aus Fettleibigkeit, Bluthochdruck, erhöhten Blutfettwerten und Insulin-Resistenz. Die Betroffenen haben ein erhöhtes Risiko, Typ-II-Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu entwickeln. Doch wie hängen diese auf den ersten Blick recht unterschiedlichen Phänomene zusammen? Die Arbeitsgruppe von Prof. Ingrid Fleming am Institute for Vascular Signalling fand einen Zusammenhang über das Enzym AMPK. Es spielt sowohl bei der Cholesterin-Produktion als auch bei der Entwicklung einer Insulinresistenz eine Schlüsselrolle. Durch einen erhöhten Blutfluss, beispielsweise durch Sport, entfaltet das Enzym seine schützende Wirkung auf das Gefäßsystem, indem es Entzündungsreaktionen eindämmt und die Produktion freier Radikale hemmt. Ebenso fand die Forschergruppe erste Hinweise, warum der Verzehr von Fischölen, die reich an Omega-3-Fettsäuren sind, die Gefäße schützt.


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Vom Hessischen Ried über die Eurasische Steppe bis zur nigerianischen Subsahara: Schwerpunkte archäologischer Forschung

Die Frankfurter Archäologen erforschen Lebensbedingungen und Kulturen in ganz unterschiedlichen Regionen der Welt und zu verschiedensten Epochen. In der aktuellen Ausgabe des Wissenschaftsmagazins "Forschung Frankfurt" werden drei große Schwerpunkte ihrer Arbeit vorgestellt:

Das Hessische Ried ist nach dem rheinischen Kohleabbaugebiet die am intensivsten erforschte Landschaft im römischen Deutschland. Wissenschaftler des Instituts für Archäologische Wissenschaften unter Leitung von Prof. Hans-Markus von Kaenel haben die Entwicklung dieser Region im rechtsrheinischen Vorfeld der Garnisonsstadt Mogontiacum/Mainz von der Zeitenwende bis um 500 n. Chr. in einem mehrjährigen Projekt rekonstruiert. Als die Römer zwischen 17 und 13 v. Chr. die erste Legion in Mainz stationierten, profitierte auch das Ried von der neuen Wirtschaftskraft. Im frühen zweiten Jahrhundert n. Chr. wurden dann Dörfer und zahlreiche Gutshöfe gegründet. Nach einem Rückgang der Besiedlung erlebte das Ried im vierten Jahrhundert eine neue Blütezeit.

Mit der Region im Trans-Ural an der Grenze zwischen Europa und Asien beschäftigt sich das deutsch-russische Forscherteam um Prof. Rüdiger Krause. In dieser zunächst nahezu unbesiedelten Region erblühte zu Anfang des zweiten Jahrtausends v. Chr. für mehr als zwei Jahrhunderte eine Kulturlandschaft, die ihresgleichen sucht. Wer waren ihre Bewohner und woher kamen sie? Was wollten sie in dieser Gegend? Wie kommt es zu den zahlreichen Innovationen? Die Forscher sind angetreten, diese Rätsel der Eurasischen Steppe zu lösen; über erste Ergebnisse berichten sie in "Forschung Frankfurt". Besonders aufschlussreich sind die gefundenen Gräber mit ihren reichen Kupfer- und Bronzebeigaben. Zu den besonders aufregenden Funden gehören zweirädrige Streitwagen - die ältesten der Welt und eine echte Innovation!

Seit 2005 Jahren erforschen Frankfurter Archäologen die Nok-Kultur in Nigeria, und sie können ihre erfolgreiche Arbeit auch in den nächsten Jahren fortsetzen: Mit circa 1,6 Millionen Euro unterstützt die Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) auch die zweite Phase des bis 2020 konzipierten Langfristvorhabens. "Die aus gebranntem Ton hergestellten Plastiken der Nok-Kultur sind über 2000 Jahren alt und verkörpern die älteste großformatige Figuralkunst im subsaharischen Afrika", berichtet Forschungsleiter Prof. Dr. Peter Breunig. Seine Professur ist die einzige deutschlandweit, die ganz der afrikanischen Archäologie gewidmet ist. Einige der kunstvollen, bis lebensgroßen Terrakotta-Figuren von Menschen und Tieren werden 2013 bei einer Ausstellung im Frankfurter Liebieghaus zu sehen sein, anschließend wird die gesamte Ausstellung nach Nigeria gehen. Die Nok-Kultur gehört zu einer der bekanntesten bisher archäologisch untersuchten Kulturen Afrikas.

"Forschung Frankfurt" kostenlos bestellen:
ott@pvw.uni-frankfurt.de
Im Internet:
www.forschung-frankfurt.uni-frankfurt.de/2011/index.html


Die Goethe-Universität ist eine forschungsstarke Hochschule in der europäischen Finanzmetropole Frankfurt. 1914 von Frankfurter Bürgern gegründet, ist sie heute eine der zehn drittmittelstärksten und größten Universitäten Deutschlands. Am 1. Januar 2008 gewann sie mit der Rückkehr zu ihren historischen Wurzeln als Stiftungsuniversität ein einzigartiges Maß an Eigenständigkeit. Parallel dazu erhält die Universität auch baulich ein neues Gesicht. Rund um das historische Poelzig-Ensemble im Frankfurter Westend entsteht ein neuer Campus, der ästhetische und funktionale Maßstäbe setzt. Die "Science City" auf dem Riedberg vereint die naturwissenschaftlichen Fachbereiche in unmittelbarer Nachbarschaft zu zwei Max-Planck-Instituten. Mit über 55‍ ‍Stiftungs- und Stiftungsgastprofessuren nimmt die Goethe-Universität laut Stifterverband eine Führungsrolle ein.

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Quelle:
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt
Pressemitteilung Nr. 88 vom 23. April 2012
Herausgeber: Der Präsident der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main
Redaktion: Senkenberganlage 31, 60054 Frankfurt am Main
Telefon: 069/798-23 266 oder -28 626, Fax: 069/798-28 530
Internet: www.uni-frankfurt.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 3. Mai 2012