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MEDIEN/862: Rückblick 2014 - Flüchtlinge... Ärzte ohne Grenzen zeigt Web-Doku "Exodus" unter www.exodus.msf.org (ÄoG)


Ärzte ohne Grenzen - 29. Dezember 2014

Ärzte ohne Grenzen zeigt Web-Doku zu Flucht und Migration



2014 ist das Jahr der Flüchtlinge. Erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg hat die Zahl der Personen auf der Flucht laut des UN-Flüchtlingshilfswerks die 50-Millionen-Marke überschritten. Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen hat unter exodus.msf.org eine Web-Dokumentation veröffentlicht, die das Leid der Menschen thematisiert, die vor Gewalt fliehen. Durch Videos, Fotos, Texte und Infografiken können Besucher syrische Flüchtlinge auf dem Weg nach Europa begleiten, ein südsudanesisches Vertriebenenlager besuchen oder mit Migranten den gefährlichen Weg auf dem "La Bestia" genannten Güterzug durch Mexiko Richtung USA antreten. Alle Personen sind den Mitarbeitern von Ärzte ohne Grenzen in den medizinischen Projekten begegnet.

"Menschen, die vor Gewalt geflohen sind, haben vieles erlebt. Doch eine Sache haben sie alle gemeinsam: Sie haben in einem Umfeld gelebt, das von Grausamkeit und Brutalität geprägt ist", sagt Joan Tubau, Geschäftsführer der Einsatzzentrale von Ärzte ohne Grenzen in Barcelona.

"Exodus" thematisiert drei unterschiedliche Kontexte: Den Krieg in Syrien, vor dem drei Millionen Menschen geflohen sind; den Konflikt im Südsudan, der katastrophale Auswirkungen auf die Bevölkerung hat, die sich schon zuvor in einer humanitären Krisensituation befand; und Migranten aus Lateinamerika, die vor gewalttätigen Banden in ihrer Heimat in Richtung USA fliehen - und unterwegs mit noch mehr Gewalt konfrontiert werden.


Link zur Web-Dokumentation "Exodus":
exodus.msf.org/de


Auszüge aus der Web-Dokumentation:

Scharfschützen auf Hausdächern hatten den Platz im Visier. Salwah Mekrsh wusste das, aber sie entschied sich trotzdem, den Platz zu überqueren. Die Sonne begann schon über der Altstadt von Aleppo unterzugehen, und bald würde es für die Scharfschützen zu dunkel sein, um etwas zu erkennen. Das spielte sich im Herbst 2012 ab. Aleppo war damals die strategisch wichtigste Stadt im Norden Syriens und einer der Hauptschauplätze der Kämpfe zwischen den syrischen Regierungstruppen und den bewaffneten Oppositionsgruppen. Salwah wurde von einem Scharfschützen in den Rücken getroffen.

"Jeden Tag kamen etwa 10 bis 15 Männer mit Gewehren ins Spital", erzählt Ronyo. "Sie verlangten Mobiltelefone und Geld. Wer ihnen nichts gab, wurde erschossen. Auf meiner Station wurden Leute erschossen. Sie nahmen auch einige Frauen mit." Teams von Ärzte ohne Grenzen fanden im Spital elf Leichen und bei einem der Eingangstore drei weitere. "Die humanitäre Arbeit wird immer weniger respektiert", sagt Carlos Francisco, Koordinator der Organisation in Malakal. "Weder Gebäude noch Gesundheitspersonal noch Patienten werden verschont."

"Bitte, lasst uns leben." Juan Ramón Salvador Moreno liegt in einem Reisfeld im Süden von Mexiko, nahe der Grenze zu Guatemala, und bittet um Gnade. Ohne Kleider liegt er am Boden, in dieser saftig-grünen Gegend in Chiapas. Neben ihm seine drei Söhne und sein Bruder. Sie alle wurden gefesselt; von bewaffneten Kriminellen, die nun ihre Taschen durchsuchen. Die Männer befehlen ihnen, sich nicht zu bewegen. Doch Juan Ramóns Bruder ist taubstumm und begreift nicht, was geschieht. Seine beunruhigten Bewegungen werden mit einer Serie von Tritten gegen seinen Körper quittiert.

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veröffentlicht im Schattenblick zum 30. Dezember 2014


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