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SUCHT/679: Ein Jahr "Mama denk' an mich" - Initiative bietet abhängigen Müttern eine Perspektive (idw)


Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden - 09.05.2017

Ein Jahr "Mama denk' an mich": Initiative bietet abhängigen Müttern eine Perspektive

Interdisziplinäres Versorgungsprojekt für Crystal-abhängige Eltern und deren Kinder zieht positive Bilanz auf tschechisch-deutschem Symposium in Prag


Am 9. und 10. Mai präsentieren Prof. Ulrich Zimmermann, stellvertretender Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie sowie Leiter der Suchtambulanz, und PD Dr. Jürgen Dinger, stellvertretender Leiter des Fachbereiches Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, im Rahmen einer internationalen Tagung in Prag die ersten Ergebnisse des einjährigen Projekts "Mama denk' an mich". Im Rahmen des interdisziplinären Projektes des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus Dresden arbeiten die Kliniken für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, für Kinder- und Jugendmedizin sowie für Psychiatrie und Psychotherapie eng zusammen, um abhängigen Müttern - aber auch Vätern - eine Perspektive auf ein suchtfreies Familienleben zu ermöglichen. Nun zeigt das Projekt erste Erfolge: Insgesamt haben sich schon 45 Mütter in der Suchtambulanz vorgestellt. 56 Prozent davon entschieden sich für eine strukturierte ambulante Behandlung. Dadurch konnte der Anteil der Neugeborenen, die mit ihren Müttern nach der Geburt nachhause gehen konnten, von 37 Prozent im Jahr 2015 auf 52 Prozent im Folgejahr 2016 deutlich gesteigert werden.

"Die Suchtproblematik macht weder vor institutionellen noch vor Ländergrenzen halt. Die Dresdner Hochschulmedizin steht deshalb in der Pflicht mit innovativen Programmen betroffenen Familien passgenaue Therapien anzubieten, die ihnen in ein suchtfreies Leben zurückhelfen", erklärt Prof. Michael Albrecht, Medizinischer Vorstand des Universitätsklinikums Dresden. "Dank der engen interdisziplinären Zusammenarbeit am Uniklinikum können wir nach einem Jahr auf eine positive Bilanz zurückblicken, die zeigt, dass die Mechanismen der neuen Initiative greifen. Darüber hinaus setzen wir auch auf eine länderübergreifende Zusammenarbeit im Bereich der Forschung, die vom Sächsischen Staatsministerium für Soziales und Verbraucherschutz unterstützt wird", so der Medizinische Vorstand weiter.

Insgesamt 45 Mütter und Väter haben sich bisher in der Suchtambulanz der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie vorgestellt. "Es sind vor allem jüngere Frauen und Männer bis zu einem Alter von 30 Jahren, die drogenabhängig sind. 32 unserer 45 Patienten konsumieren Crystal Meth", erklärt Prof. Ulrich Zimmermann, Leiter der Suchtambulanz. Das hat dramatische Folgen für die Neugeborenen: Viele leiden unter Zitter- und Krampfanfällen, innerer Unruhe und weiteren während der Schwangerschaft durch Drogen ausgelösten Symptome. Zudem sind Frühgeburten besonders häufig. 56 Prozent der Patienten, die sich im vergangenen Jahr im Uniklinikum vorgestellt haben, konnten ihre Behandlung erfolgreich abschließen oder sind noch in ambulanter Behandlung. Von 26 Patienten, die eine Behandlung an der Suchtambulanz im Uniklinikum Dresden begannen, absolvierten zwei Drittel die Therapie zu Ende. Anschließend wurden die Mütter und Väter an Suchtberatungsstellen vermittelt. Dieses Ergebnis wirkt sich auch auf die Anzahl der Neugeborenen aus, die direkt mit ihren Eltern nach Hause gehen konnten: von 2015 (37 Prozent) auf 2016 (53 Prozent) erhöhte sich der Anteil signifikant.

Mama denk' an mich

Die Initiative "Mama denk' an mich" bietet den Betroffenen ein enges Zusammenspiel von Ärzten aus den Bereichen Geburtshilfe, Neugeborenenmedizin und Suchttherapie. "Viele der betroffenen Frauen haben Angst vor einer Stigmatisierung und dem Verlust ihres Kindes, wenn Sie sich den Ärzten gegenüber offenbaren. Mit der im März 2016 gestarteten Initiative 'Mama denk' an mich' bieten wir ein umfangreiches Versorgungsprogramm und können neben den Neugeborenen auch die Eltern optimal betreuen, erklärt PD Dr. Dinger, stellvertretender Leiter der Neonatologie und pädiatrischen Intensivmedizin am Uniklinikum. "Viele der betroffenen Eltern haben, wenn sie sich der Sucht stellen, eine gute Chance das Sorgerecht für das eigene Kind zu behalten." Der Raum Dresden profitiert in Sachsen besonders von der Initiative des Dresdner Uniklinikums, da sich die Fallzahlen hier in den letzten Jahren auf hohem Niveau stabilisiert haben. Doch auch in Chemnitz und Leipzig gibt es heute steigende Tendenzen.

Deutsch-Tschechisches Symposium

Das vom tschechischen Regierungsrat für drogenpolitische Koordination ausgerichtete "Symposium zur Prävention und Behandlung von Methamphetamin" findet vom 9. bis 10. Mai in Prag statt. Im Rahmen der internationalen Veranstaltung geben Prof. Ulrich Zimmermann und PD Dr. Jürgen Dinger ihre Erfahrungen in der interdisziplinären Zusammenarbeit weiter und klären deutsche und tschechische Kollegen über die Initiative "Mama denk' an mich auf". Das Praxisbeispiel ist dabei eines von mehreren im Rahmen des Symposiums vorgestellten Pilotprojekten, die dem steigenden Drogenmissbrauch entgegenwirken sollen.


Kontakt für Betroffene
Klinik für Kinder- und Jugendmedizin
FamilieNetz - Initiative "Mama, denk' an mich"
Heike Menz
E-Mail: mama.dam@ukdd.de

Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe
Spezialambulanz für Crystal-abhängige Schwangere
Oberärztin Dr. Katharina Nitzsche
E-Mail: katharina.nitzsche@uniklinikum-dresden.de
www.uniklinikum-dresden.de/gyn

Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Suchtambulanz
Leiter und stellvertretender Klinikdirektor:
Prof. Dr. Ulrich Zimmermann
E-Mail: Ulrich.Zimmermann@uniklinikum-dresden.de
www.uniklinikum-dresden.de/psy

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution1564

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden, Holger Ostermeyer, 09.05.2017
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 13. Mai 2017

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