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KULTUR/8411: Sprache, Kunst und Medium - 14.05.2020 (SB)


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"Störenfried" Rolf Hochhuth in Berlin gestorben

In seiner Berliner Wohnung ist am Mittwoch der Dramatiker Rolf Hochhuth 89jährig gestorben. Trotz seines hohen Alters kam der Tod des stets streitbaren Theaterautors überraschend, wie sein Herausgeber Gert Ueding gegenüber der ARD Tagesschau erklärte.

Hochhuth wurde nach dem Zweiten Weltkrieg einer der erfolreichsten deutschen Bühnendramatiker. Den Durchbruch schaffte er 26jährig mit dem dokumentarischen Theaterstück "Der Stellvertreter", in dem er die Rolle des Vatikans beziehungsweise von Papst Pius XII. während der NS-Herrschaft beleuchtete. Nach langem Zögern seines Verlags konnte der umstrittene Ausnahme-Regisseur Erwin Piscator die Inszenierung des Dramas übernehmen und damit 1963 einen Skandal auslösen, der weltweit hohe Wellen schlug. Von dem Taschenbuch wurden über zwei Millionen Exemplare verkauft.

Auch in den folgenden Jahrzehnten sorgte der Dramatiker mit seinen Theaterstücken und Erzählungen, mit denen er bevorzugt Personen des öffentlichen Lebens sowie gesellschaftliche Mißstände aufgriff, für Aufsehen. Besonders konservative Politiker sahen in ihm einen unliebsamen Störenfried.

Bevor Hochhuth als Autor den Schritt in die Selbständigkeit machte, hatte er beim Bertelsmann Verlag als Lektor gearbeitet. Er hinterläßt ein umfangreiches Werk.

14. Mai 2020


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