Schattenblick → INFOPOOL → NACHRICHTEN → VOM TAGE


MILITÄR/8346: Sicherheitspolitik, Rüstung und Konflikte - 03.01.2020 (SB)


VOM TAGE


Drohende militärische Eskalation im Nahen Osten

Das US-Militär im Irak hat auf Befehl von US-Präsident Trump gezielt den iranischen General Qasim Soleimani getötet. Dieser war Kommandeur der Eliteeinheit Al-Kuds-Brigaden. Bei dem Raketenangriff auf dessen Konvoi am Bagdader Flughafen kam in der Nacht auf Freitag auch der Vizekommandeur der irakischen Volksmobilisierungskräfte ums Leben.

Angesichts der drohenden Ausweitung des Konflikts der USA und des Irans sagte die stellvertretende Sprecherin der Bundesregierung, Ulrike Demmer, in Berlin, das amerikanische Vorgehen sei eine Reaktion auf eine ganze Reihe von Provokationen, für die der Iran die Verantwortung trage. Es komme jetzt auf Deeskalation an. Aus dem Berliner Außenamt verlautete, eine weitere Eskalation könnte für die Region gefährliche Konsequenzen haben.

Das Nachrichtenmagazin Der Spiegel hat mit den beiden in Teheran aufgewachsenen Bundestagsabgeordneten Bijan Djir-Sarai (FDP) und Omid Nouripour (Grüne) unter anderem über die jüngste Entwicklung im Nahen Osten gesprochen. Zur Frage, ob Deutschland an der Seite der Amerikaner stehen sollte, wenn jetzt ein Krieg ausbreche, sagte Djir-Sarai, im Konflikt zwischen den USA und Iran beginne eine neue Eskalationsphase. Der Angriff auf den iranischen Kommandeur Soleimani habe eine größere Dimension als die Tötung von Osama Bin Laden. Das iranische Regime werde zeitnah reagieren. Ein Krieg wäre eine große Katastrophe für die gesamte Region und müsse daher verhindert werden. Das wäre eine echte Aufgabe für Deutschland und die EU. Nouripour bestätigte das und ergänzte, es räche sich nun leider die europäische Mutlosigkeit à la Heiko Maas. Wer anderthalb Jahre lang seit dem Rückzug der Amerikaner aus dem Atom-Abkommen nichts liefere, der werde es schwer haben, glaubhaft wirksame Krisendiplomatie zu betreiben. Diese brauche es aber dringend, denn eine militärische Auseinandersetzung zwischen den USA und Iran würde unsere Nachbarschaftsregion nicht nur destabilisieren. Der Nahe Osten würde explodieren.

3. Januar 2020


Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang