Schattenblick → INFOPOOL → NACHRICHTEN → VOM TAGE


POLITIK/8177: Aus Parlament und Gesellschaft - 07.06.2019 (SB)


VOM TAGE


Große Themen bezahlbares Wohnen und öffentlicher Nahverkehr

Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) hat den Präsidenten des Deutschen Städtetags, Münsters Oberbürgermeister Markus Lewe (CDU), im Amt abgelöst. Dem Deutschlandfunk benannte Jung am Freitag als seine zentralen Themen bezahlbaren Wohnraum in den großen Metropolen und die Finanzierung des öffentlichen Nahverkehrs. Diese beiden Themen schließen städtische Verantwortung, Klimaschutz, Emissionsfreiheit, Verkehrsentwicklung und insgesamt Mobilität ein. Zum Thema Wohnen sagte Jung in dem Interview unter anderem, wir bräuchten auf der einen Seite schnelleres, preiswertes, dennoch qualitätsvolles Bauen. Auf der anderen Seite seien einige Mieten kaum noch zu bezahlen. Der Bundespräsident habe gesagt, ein Busfahrer, eine Pflegerin müßten in der Stadt wohnen können und nicht morgendliche Anfahrtszeiten von einer Stunde in Kauf nehmen. Jung sieht hier einen komplexen und auch interessanten Zusammenhang mit den Vorgaben der Bürokratie, den energetischen Vorschriften und den Sozialraumbindungen. Dazu führte der neue Städtetagspräsident aus, Wohnen sei auch Heimat, sei Grundrecht, sei existenzielles Bedürfnis des Menschen. Deshalb bräuchte es im besten Falle vernünftige, kluge Bündnisse vor Ort zwischen Investoren, der öffentlichen Hand, der Wirtschaft, den Kammern, um dort miteinander Lösungen zu finden. Es könne nicht so weitergehen mit unanständigen Margen, das Höchstmögliche rauszupressen aus einer Wohnung, sondern es müsse auch darum gehen, in sozialer Verantwortung miteinander Lösungen zu finden. Außerdem tritt Jung für eine Verkehrswende ein, welche die Menschen von Herzen mittragen können. Dabei dürfte das Entscheidende sein, den öffentlichen Nahverkehr zu entwickeln. Um hier einen Qualitätssprung zu machen, brauchen die Kommunen laut Jung für die nächsten zehn Jahre mindestens 20 Milliarden Euro. Dann können Straßenbahnen und Busse in einer Qualität angeboten werden, daß Menschen motiviert sind, ihr Auto stehenzulassen, es nicht mehr zu nutzen oder abzuschaffen. Es gibt Beispiele von Menschen, die aufs Land gezogen sind und in die Stadt pendelten, als eine entsprechende S-Bahn gebaut wurde. Jung will seinen Worten zufolge nicht den Autoverkehr verteufeln, aber Anreize schaffen für die Bahn, die Straßenbahn und das Fahrrad und auch die Fußwegsicherheit verbessern. Schließlich sind in den Städten teilweise bis zu 18 Prozent des öffentlichen Raums von Autos zugestellt.

7. Juni 2019


Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang