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POLITIK/8408: Aus Parlament und Gesellschaft - 20.02.2020 (SB)


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EU-Kommission stellt Digitalstrategie vor

Der EU-Industriekommissar Thierry Breton und die stellvertretende Kommissionspräsidentin Margrethe Vestager haben am Mittwoch einen Aktionsplan für die Bereiche Digitalisierung, Datennutzung und Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI) vorgelegt. In den Strategiepapieren werden Ziele und konkrete Maßnahmen formuliert. Unter anderem geht es darum, daß Europa in einigen Jahren Digitaltechnologie nicht mehr im außereuropäischen Ausland kauft, sondern bis dahin selbst entwickelt und dadurch zu einer globalen digitalen Schlüsselfigur wird. Bis 2025 soll die Zahl der Unternehmen in Europa, die KI einsetzen, verdreifacht werden. Die Zahl fehlender Fachkräfte von rund einer Million will man halbieren.

Das Potential Künstlicher Intelligenz hängt von der Menge der Daten ab, auf die die Algorithmen angesetzt werden. Deshalb sollen die Entwickler und Behörden erleichterten Zugang auf Datenmaterial aus dem Verkehrs-, Finanz- und Gesundheitssektor bekommen. Rechtliche Hindernisse sollen dem nicht im Wege stehen. Anonymisierung, standardisierte Datenformate und die Blockchain-Technologie sollen dies ermöglichen. Die Datenspeicher sollen europaweit vernetzt werden. Für die Infrastruktur stellt die Kommission rund zwei Milliarden Euro zur Verfügung. Den Risiken von KI für Bürger und Bürgerinnen will die Kommission mit strenger Überwachung und Regulierung begegnen. Die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen meinte dazu, Hochrisiko-KI müsse getestet und zertifiziert werden, bevor sie auf den Binnenmarkt komme. Bei weniger riskanter KI, die nicht bei der Personalrekrutierung, in der Medizin, im Verkehrswesen, bei der Polizei und der Justiz eingesetzt wird, genügt der Kommission ein freiwilliges Kennzeichnungssystem. Gewünscht sind regelbasierte KI-Systeme, die - ein Widerspruch in sich - transparent, nachverfolgbar und von Menschen kontrollierbar sind. Genaues weiß man bei der Kommission allerdings noch nicht. Deshalb sollen ab Mitte Mai Vertreter von Gesellschaft und Wirtschaft dazu befragt werden, was sie sich unter KI vorstellen. Was man weiß, ist, daß Facebook, Amazon, Google und andere Unternehmen in den USA beim Sammeln von Daten einen großen Vorsprung vor den Europäern haben. Vestager schließt nicht aus, daß die US-Konzerne zum Teilen ihrer Daten gezwungen werden könnten.

20. Februar 2020


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