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WIRTSCHAFT/8324: Märkte und Finanzen - 12.12.2019 (SB)


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Washington will Europa zur Aufgabe von Nord Stream 2 zwingen

Die US-Wirtschaft möchte ihr unter hohem Aufwand gefördertes, besonders umwelt- und klimaschädliches Fracking-Gas nach Europa exportieren, doch dort bezieht man preiswert Erdgas unter anderem aus Rußland. Im nächsten Jahr könnte die zweite Erdgasleitung durch die Ostsee fertiggestellt werden. Nord Stream 2 soll parallel zur bestehenden Pipeline Nord Stream ohne Umweg über Polen oder die Ukraine noch mehr Erdgas von Rußland direkt nach Greifswald in Mecklenburg-Vorpommern fördern, von wo aus es nach Westeuropa weitergeleitet werden kann. Gewissermaßen in letzter Minute vor Fertigstellung von Nord Stream 2 versucht die US-Regierung das europäische Projekt aufzuhalten. Das Repräsentantenhaus in Washington beschloß am Mittwoch, gegen die Unternehmen, welche die Ostseepipeline verlegen, und gegen Einzelpersonen Sanktionen zu verhängen. In wenigen Tagen dürfte der Senat folgen, so daß die Unterschrift von Präsident Trump unter dem Gesetz erwartet werden kann. Die US-Regierung will zudem die nach Südeuropa führende Pipeline Turkish Stream verhindern.

Bundesaußenminister Maas kommentierte die Entwicklung mit der Bemerkung, die europäische Energiepolitik werde nicht in den USA entschieden. Eingriffe von außen und Sanktionen mit extraterritorialer Wirkung lehne man grundsätzlich ab. In diesem Sinne äußerte sich auch eine Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums.

In Nord Stream 2 werden rund zehn Milliarden Euro investiert. An der Finanzierung sind neben dem federführenden russischen Energiekonzern Gazprom die Unternehmen OMV, Wintershall Dea, Engie, Uniper und Shell beteiligt. Für Nord Stream 2 setzen sich weiterhin die Deutsch-Russische Außenhandelskammer und der Ostausschuß der deutschen Wirtschaft ein. Die Agentur Interfax gab den russischen Vize-Außenminister Gruschko mit den Worten wieder, die USA wollten sich mit den Sanktionen Vorteile im Gasgeschäft verschaffen.

12. Dezember 2019


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