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BERICHT/054: Weltgrößtes Radioteleskop erhält "königlichen Segen" (idw)


Jacobs University Bremen - 14.06.2010

Weltgrößtes Radioteleskop erhält "königlichen Segen"


Am 12. Juni 2010 gab die holländische Königen Beatrix den offiziellen Startschuss für die Inbetriebnahme von LOFAR, dem größten und modernsten Radioteleskop der Welt. An der Zeremonie in den Niederlanden nahmen Astronomen aus der ganzen Welt teil. Anschließend unterzeichneten Vertreter der LOFAR-Forschungskonsortien in Deutschland, Frankreich, Großbritannien, den Niederlanden und Schweden das offizielle Memorandum zur wissenschaftlichen Zusammenarbeit im Rahmen dieses europäischen Großforschungsvorhabens. Vertreter des deutschen Konsortiums war Marcus Brüggen, Professor of Astrophysics an der Jacobs University.

LOFAR (das Akronym steht für LOw Frequency ARay) ist ein komplett elektronisches Teleskop "der nächsten Generation", das vom holländischen Institut für Radio-Astronomie ASTRON entwickelt wurde. Es ermöglicht Astronomen die gemeinsame Nutzung eines Antennen-Netzwerks, das sich von seinem Zentrum im Nordosten der Niederlande aus über tausende von Kilometern durch Europa erstreckt.

Dr. René Vermeulen, Direktor des ASTRON-Radio-Observatoriums, ist begeistert über die neuen Möglichkeiten der internationalen Zusammenarbeit: "Durch seine einmalige europäische Dimension steht LOFAR einer großen internationalen Forschergemeinschaft zur Verfügung, die mit Hilfe der niedrigsten, von der Erde aus messbaren Radiofrequenzen simultan das Universum in bisher nie dagewesener Detailliertheit untersuchen können."

"Die LOFAR-Technologie wird die Radioastronomie ebenso revolutionieren, wie die Digitalkameras das Fotografieren revolutioniert haben. Durch die ungeheure Größe des LOFAR-Netzwerkes und die besondere Untersuchungsfrequenz werden wir zudem Einblicke in das Universum bekommen, wie niemals zuvor", sagte Marcus Brüggen, Vizepräsident des deutschen Langewellen-Forschungskonsortiums und Projektleiter an der Jacobs University, anlässlich der LOFAR-Einweihung. Unter der Federführung der Jacobs-Astrophysics-Gruppe um Brüggen und mit einer Gesamtfördersumme von 1,3 Millionen Euro beteiligt sich der deutsche LOFAR-Forscherverbund aus insgesamt sechs Universitäten und Forschungsinstitutionen mit einem Antennenfeld an dem Radioteleskop und entwickelt darüber hinaus die Programme zur Analyse und Verarbeitung der LOFAR-Daten. Die Jacobs University, die mit 860.000 Euro den Löwenanteil des BMBF-Fördervolumens erhält, errichtet bei Jülich in der Nähe der holländischen Grenze ihr eigenes Antennenfeld, das diesen Sommer fertig gestellt wird.


Über LOFAR
(www.lofar.org)

LOFAR ist der Wegbereiter für eine neue Generation von digitalen Radioteleskopen. Im Gegensatz zu klassischen Systemen haben diese Teleskope keine beweglichen Parabolantennen, um den Himmel zu scannen, sondern bestehen aus einem Netz fest am Boden installierter Antennenfelder, die zum Teil hunderte Kilometer voneinander entfernt sind. Jedes Antennenfeld ist circa Fußballfeld-groß und besteht aus hunderten Antennen. Über Glasfaserkabel mit Übertragungsraten von 3 Gb/s ist jedes Antennenfeld mit einem zentralen Supercomputer in den Niederlanden verbunden, der die digitalisierten Signale der einzelnen Antennenfelder zu einem Bild zusammenfügt. LOFAR, das auf diese Weise eine Auflösung erreicht, die der einer klassischen Parabolantenne von über 1000 Kilometern Durchmesser entspricht, ist in der Lage, in mehrere Richtungen zu "blicken" und so gleichzeitig mehrere Astronomen-Teams mit Daten zu versorgen.

Außerdem ermöglicht LOFAR erstmals die Messung langwelliger Radiostrahlung von bis zu 10 m Wellenlänge. Die Wissenschaftler wollen so beispielsweise Strahlung von Wasserstoffgas aus der Frühzeit des Universums auffangen, um Einblicke in die Entstehung der ersten Sterne zu erhalten. Darüber hinaus erwarten sich die Wissenschaftler Aufschlüsse über extragalaktische Magnetfelder, Informationen über Schwarze Löcher und extrasolare Planeten. Auch die Radiostrahlung von Eruptionen auf der Sonne lässt sich mit LOFAR mit einer bislang unerreichten Präzision verfolgen und erlaubt so ein besseres Verständnis von Prozessen auf der Sonnenoberfläche und deren Einfluss auf das Leben auf der Erde.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/pages/de/institution698


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Jacobs University Bremen, Dr. Kristin Beck, 14.06.2010
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 16. Juni 2010