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GESCHICHTE/082: J.-B. Chappe d'Auteroche - Höchster Einsatz für die Wissenschaft (Sterne und Weltraum)


Sterne und Weltraum 6/12 - Juni 2012
Zeitschrift für Astronomie

Höchster Einsatz für die Wissenschaft
Die Venustransit-Expeditionen des Jean-Baptiste Chappe d'Auteroche

Von Gudrun Bucher



Der erste Astronom, dem es gelang, zwei Venusdurchgänge in voller Länge zu beobachten, bezahlte den wissenschaftlichen Erfolg mit seinem Leben. Die erste abenteuerliche Reise führte den Franzosen Jean-Baptiste Chappe d'Auteroche 1761 nach Sibirien, die zweite, von der er nicht wieder zurückkehrte, acht Jahre später in die spanische Kolonie Baja California im heutigen Mexiko.


In Kürze
  • Wenigen Menschen war es bisher vergönnt, zweimal einen Durchgang der Venus vor der Sonnenscheibe zu verfolgen.
  • Der Venustransit des Jahres 1761 war der erste, zu dessen Beobachtung europäische Astronomen in alle Teile der Welt aufbrachen.
  • Trotz enormer Strapazen während der Reisen war Jean-Baptiste Chappe d'Auteroche bei seinen Beobachtungen erfolgreich: Den Venusdurchgang vom 6. Juni 1761 verfolgte er vom russischen Tobolsk, denjenigen vom 3. Juni 1769 vom heutigen Mexiko aus. Dort erlag er einer Typhusepidemie.


Der Beobachtung der Venusdurchgänge des 18. Jahrhunderts wurde eine derart große Bedeutung beigemessen, dass einige Gelehrte sogar bereit waren, ihr Leben dafür zu geben. Schließlich ging es um nichts weniger, als die Größe des Universums herauszufinden. Bereits in den 1750er Jahren begannen die bedeutenden europäischen Akademien der Wissenschaften, sich auf die beiden Venusdurchgänge vorzubereiten, die für den 6. Juni 1761 und den 3. Juni 1769 vorausberechnet worden waren.

Zu den Männern, die sich an die Enden der damals bekannten Welt aufmachten, um den Transit zu dokumentieren, gehörte der in Mauriac in der Auvergne geborene Jean-Baptiste Chappe d'Auteroche (1728-1769; siehe Bild S. 47. Diese und die folgenden Seitenangaben und Abbildungshinweise beziehen sich auf die Druckausgabe der Zeitschrift). Der junge Abbé war leidenschaftlicher Astronom. Als die Mitglieder der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in St. Petersburg ihre französischen Kollegen um Unterstützung baten, erklärte sich Chappe bereit, den Venusdurchgang des Jahres 1761 von Tobolsk aus zu beobachten. Diese am Fluss Irtysch gelegene Stadt, damals Hauptstadt von Westsibirien, lag mehr als 5000 Kilometer östlich von Paris.

Als Chappe Ende November 1760 Paris verließ, war er längst nicht der Erste, der in Sachen Venus unterwegs war. Sein Kollege Guillaume Le Gentil war bereits acht Monate zuvor mit dem Schiff in Richtung Pondicherry an der Ostküste Indiens abgereist. Alexandre-Gui Pingré wiederum steuerte die Insel Rodrigues in der Nähe von Mauritius an. Möglichst weit voneinander entfernte Orte waren das Ziel, um aus den unterschiedlichen Pfaden, auf denen die Venus über die Sonnenscheibe ziehen würde, den Abstand der Erde von der Sonne zu ermitteln (siehe Bild S. 53).


Eine Reise durch Europas Winter

Eigentlich wollte Chappe den Seeweg nach St. Petersburg nehmen. Da er aber mit seinen Vorbereitungen zu spät fertig wurde, verpasste er das letzte Schiff des Jahres. Sein anfänglicher Ärger darüber verflog schnell, als er erfuhr, dass das Schiff vor der schwedischen Küste untergegangen war. Der Abbé fügte sich ins Unvermeidliche, mietete einen Vierspänner und begab sich im kalten Winter auf den Weg über Straßburg, Wien, Warschau und Riga nach St. Petersburg.

Die Landreise erwies sich als ausgesprochen beschwerlich. Starker Regen und mehrere Kutschenunfälle führten dazu, dass er allein acht Tage von Paris bis nach Straßburg benötigte und alle seine Thermometer und Barometer zu Bruch gingen. Die Beschaffung von Ersatz gestaltete sich schwierig und zeitaufwändig. Aus Angst um die wertvollen Instrumente setzte er die Reise von Ulm aus mit einem Schiff auf der Donau fort. Wegen des in dieser Jahreszeit häufigen Nebels ging es nur sehr langsam voran. Chappe nutzte seine freie Zeit, um eine Karte der Donau zu erstellen. Wenn das Schiff gar nicht weiterfahren konnte, stieg er aus und erklomm die Berge, um ihre Höhe mit seinem Barometer zu ermitteln.

Am 31. Dezember 1760 erreichte er Wien. Dank eines Empfehlungsschreibens brauchte er seine mit größter Sorgfalt verpackten Instrumente keiner Inspektion durch den Zoll auszusetzen. Höhepunkte seines Aufenthalts in der Donaustadt waren neben einem Empfang bei der Kaiserlichen Majestät das Zusammentreffen mit den beiden Astronomen Maximilian Hell (1720-1792) und Joseph Liesganig (1719-1799), die den Venustransit von Wien aus beobachten wollten.

Am 8. Januar setzte Chappe die Reise in Begleitung des neuen Sekretärs der französischen Botschaft in St. Petersburg fort. Trotz der großen Kälte waren die Flüsse nicht fest genug zugefroren, als dass man sie problemlos hätte überqueren können. Es galt zunächst, das Eis in Ufernähe zu brechen, und dann mit einer Fähre überzusetzen. Über Krakau und Warschau erreichte er am 7. Februar Riga, wo er erfuhr, dass man in Russland bereits voller Ungeduld auf ihn wartete. Der Wechsel von der Kutsche auf Schlitten beschleunigte die Fortbewegung, und Chappe war begeistert, weil er ohne weitere Unfälle binnen einer Woche St. Petersburg erreichte.

Kaum angekommen, nahm er Kontakt zur Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften auf. Zwar war er nun schon über zwei Monate unterwegs, hatte aber den größeren Teil der Strecke nach Tobolsk noch vor sich. In der Akademie befürchtete man, er werde Tobolsk nicht rechtzeitig erreichen, weshalb russische Transitbeobachter nach Irkutsk und Selenginsk entsandt worden waren. Besorgt schlug die Akademie Chappe vor, eine andere, weniger weit entfernt gelegene Beobachtungsstation zu wählen. Aber Chappe bestand auf Tobolsk, weil der Transit dort von kürzester Dauer sein sollte und es für die Messung gerade darauf ankam. Um der Wissenschaft willen hatte Chappe das Gefühl, nach Tobolsk reisen zu müssen - koste es, was es wolle.

Erst am 10. März waren alle Vorbereitungen für die Weiterfahrt abgeschlossen. Chappe musste alles mitführen, sogar Brot, Betten, Geschirr, einen Dolmetscher sowie einen Uhrmacher, der die erwarteten Reparaturen an den Uhren und sonstigen Instrumenten durchführen sollte. Der Astronom und seine Begleiter verließen St. Petersburg in vier geschlossenen Schlitten, jeder von fünf Pferden gezogen. Sie waren nun völlig vom Wetter abhängig - würde das Tauwetter zu früh einsetzen, drohten sie irgendwo in der Wildnis im Morast hängenzubleiben. Nur bei geschlossener Schneedecke und zugefrorenen Seen und Flüssen konnten sie zügig vorankommen.

Nach vier Tagen erreichten sie Moskau, wo sie sich neue Schlitten besorgen mussten, weil die alten irreparabel beschädigt waren. Am 17. März 1761 ging es weiter. In Briefen dokumentierte Chappe die gesamte Reise und informierte die Akademie in Paris ständig über den Stand der Dinge. Zum Glück blieb es kalt - die Oberfläche der Wolga war glatt wie Glas, und die Schlitten glitten leicht darüber hin. Bei Solikamsk überquerten sie den Ural und fuhren dann durch endlose Birken- und Kiefernwälder. Nur selten wurde die Einsamkeit der Reisenden durch einen Weiler oder eine Poststation, an der man Pferde wechseln konnte, unterbrochen. Chappe beschrieb die Natur und was er vom Leben der Menschen beobachten konnte. Besonders wies er auf die Banja, das Schwitzbad, und die Zügellosigkeit der Russen hin, erging sich in Kommentaren über Krankheiten und das Wetter und berichtete von Schwierigkeiten mit seinem Gefolge.


Magie und Aberglaube

Gegen Ende der Reise gestaltete sich das Vorankommen als Wettrennen mit dem nahenden Frühling und dem Tauwetter. Mit großem Glück erreichte er Tobolsk am 10. April. Bei der Überquerung des letzten Flusses stand bereits Wasser auf dem Eis, und die Kutscher weigerten sich, es zu betreten. Auch reichlich fließender Wodka konnte sie nicht umstimmen. Da griff Chappe zu einer List: Ihm fiel ein, dass seine russischen Gesellen mit ehrfürchtiger Überraschung die Bewegung des Quecksilbers in seinem Thermometer betrachtet hatten. Er erzählte ihnen nun, dass es sich dabei um ein magisches Tier handele. Es würde sie während der Flussüberquerung beschützen, wenn es ein bestimmtes Stück nach unten gewandert sei. Er erwärmte nun sein Thermometer über dem Ofen und brachte es dann nach draußen. Nach einiger Zeit kam einer der »Aufständischen«, dessen Hinausgehen Chappe übersehen hatte, hereingestürzt und teilte allen Anwesenden mit, das Tier sei sogar noch weiter nach unten gekrabbelt als die angegebene Markierung, und das sprach ja dafür, dass es die Männer sicher hinüber geleiten wolle. Also wurde die Überquerung des Flusses in Angriff genommen. Heil am anderen Ufer angekommen, wurde Chappe sich seiner Unvorsichtigkeit bewusst: Er hatte nicht nur sein Leben und das seiner Begleiter, sondern auch die unentbehrlichen Instrumente aufs Spiel gesetzt - aber er war nun endlich am Ziel!

Mit Hilfe des Gouverneurs von Tobolsk, der Chappe auch Begleitschutz für seinen Aufenthalt zur Verfügung stellte, errichtete er auf dem Gipfel eines nahegelegenen Vorgebirges ein Observatorium. Es glich zwar einer wackeligen Hütte, erfüllte aber seinen Zweck. Aus groben Balken baute Chappe einen Verschlag mit einem Fußboden aus Ziegelsteinen, in dem er fortan seine Instrumente aufbewahrte: zwei Pendeluhren, einen Quadranten und drei Fernrohre von 1,80 Meter, 3 Meter und 5,80 Meter Länge. Letzteres ermöglichte ihm ein vollständiges Bild der Sonnenscheibe und war mit einem Mikrometer versehen.

Am 11. Mai 1761 war seine Beobachtungsstation betriebsbereit. Eine Woche später bot sich ihm die Gelegenheit, den Beginn einer totalen Mondfinsternis zu dokumentieren, und am 3. Juni erlebte er eine partielle Sonnenfinsternis, die in Frankreich nicht zu sehen war, aber in Schweden, Dänemark und St. Petersburg beobachtet werden konnte. Chappe hoffte, dass jemand sie dokumentiert habe und er seine Messungen würde vergleichen können. Diese Beobachtungen waren wichtig, weil sie es Chappe ermöglichten, die geografische Länge seines Aufenthaltsorts genau zu ermitteln.

Das ungewöhnliche Treiben Chappes, sein Observatorium auf einem erhöhten Punkt und seine vielen Gerätschaften, deren Bedeutung sich den Einwohnern der Stadt nicht erschloss, riefen Argwohn hervor. Der Fluss brach in diesem Jahr mit großer Wucht auf, der Eisgang war heftig, und die Stadt wurde überflutet, was große Schäden hervorrief. Zunächst richteten die Einwohner ihre Wut gegen den Himmel, aber schon bald war der Schuldige gefunden: Chappe musste mit dem Teufel im Bunde stehen und über magische Fähigkeiten verfügen, da der Fluch mit ihm zusammen gekommen war. Glücklicherweise ließ der Gouverneur daraufhin Chappes Leibwache verstärken, so dass er unbehelligt seine Beobachtungen durchführen konnte.

Um sich mit dem Gouverneur und dem Erzbischof von Tobolsk gut zu stellen und ihnen für ihre Hilfsbereitschaft zu danken, errichtete Chappe ein Zelt in der Nähe seines Observatoriums, stellte ein Teleskop hinein und ließ die wichtigen Persönlichkeiten des Ortes dort an den Beobachtungen teilhaben.


Der Transit am 6. Juni 1761

In der Nacht vor dem Venusdurchgang war er so aufgeregt, dass er kein Auge zutat. Die Vorstellung, vielleicht nach Frank reich zurückkehren zu müssen, ohne seine Messungen durchgeführt zu haben, erfüllte ihn mit Grauen. Alle Unannehmlichkeiten hatte er aushalten und alle Beschwernisse in Kauf nehmen können, weil er auf den Erfolg der Beobachtung hoffte. Dies gab ihm Kraft und Rückhalt. Sollte alles vergeblich gewesen sein, sollte eine Wolke die Sonne verdecken - für diese Befürchtung fand er keine Worte.

So beschäftigte sich Chappe mit dem Wetter. Der Himmel war klar, schrieb er, die Sonne sank unter den Horizont, frei von allen Nebelschwaden, das milde Schimmern der Dämmerung und die perfekte Stille des Universums stimmten ihn zufrieden und heiter. Doch er konnte weder schlafen noch essen, und jedes noch so kleine Dunstwölkchen raubte ihm seine stille Heiterkeit, bis es sich wieder verzogen hatte.

Als es so weit war, beauftragte Chappe den Uhrmacher, die Daten aufzunehmen und die Uhr im Auge zu behalten, während der Dolmetscher die Zeit laut zählen sollte. Das Wetter war bestens, der Tag ruhig, so dass sich Chappe entschied, sein großes Fernrohr mit 5,80 Meter Brennweite und 134-facher Vergrößerung zu verwenden und es im Freien aufzubauen. Als er die Venus bemerkte, hatte sie sich bereits ein Stückchen vor die Sonnenscheibe geschoben, so dass er sich darauf vorbereitete, den inneren Kontakt zu messen. Ein Schauer durchzog ihn. Er fühlte eine innere Überzeugung von der Genauigkeit seiner Messung und erlebte ein tiefes Vergnügen dabei. Der Gedanke, etwas zu tun, was auch noch für spätere Generationen nützlich wäre, wenn er die Erde schon längst verlassen hätte, erfüllte ihn mit Freude. Und Chappe täuschte sich nicht: Wie sich später zeigte, waren seine Aufzeichnungen und die Messungen der Ein- und Austrittszeit von großem Nutzen für seine Zeitgenossen, und sie verloren bis zum Ende des 19. Jahrhunderts nichts von ihrer Bedeutung.

Die Ergebnisse von Chappes Transitbeobachtung wurden mit einem berittenen Kurier so schnell wie möglich nach St. Petersburg und Paris zu den jeweiligen Akademien gebracht, während er selbst noch bis zum 28. August in Tobolsk blieb, weitere wichtige Beobachtungen durchführte und sich mit Geologie, Meteorologie und Naturgeschichte sowie der Lebensweise der Völker in der Umgebung von Tobolsk beschäftigte. Dies war ein Kennzeichen fast aller Venustransit-Expeditionen: Um den wissenschaftlichen Nutzen zu erhöhen, sammelten die Gelehrten so viel Informationen wie möglich über die Regionen, die in Europa fast unbekannt waren. Als Chappe und sein Diener die Stadt endlich verließen, atmete die Bevölkerung auf - glaubte sie doch, der Fluss Irtysch würde erst nach der Abreise der seltsamen Ausländer, die bestimmt mit dem Teufel im Bunde standen, in sein Bett zurückkehren. Die Hitze war vorbei, das Klima zum Reisen recht angenehm.


Ärger mit der Zarin

Den Winter 1761/62 verbrachte der Abbé in St. Petersburg, schrieb dort über seine Beobachtungen und ließ die Abhandlung auch gleich drucken. Im Frühjahr 1762 kehrte er schließlich nach Paris zurück und verfasste eine ausführliche Reisebeschreibung, die im Jahr 1768 mit dem Titel »Voyage en Sibérie fait par orde du roi en 1761« erschien (siehe Bild S. 48).

In dieser »Reise durch Sibirien« äußerte Chappe unumwunden seine Meinung. Sehr missbilligend schrieb er über die Rückständigkeit Russlands und die Ausbeutung der Leibeigenen und schilderte die Zeit nach dem Tod von Zarin Elisabeth Petrowna bis zur Inthronisation von Peter III. Ansonsten befasste er sich mit den Künsten und Wissenschaften in Russland, die seiner Ansicht nach nicht sonderlich weit entwickelt waren.

Dieses Buch erregte bei Katharina II., die inzwischen auf dem Zarenthron saß, erhebliches Missfallen. Zwar handelte Chappes Bericht von der Regierungszeit Elisabeth Petrownas, aber er war im Präsens abgefasst, so dass Katharina der Ansicht war, darauf reagieren zu müssen. Ihre Antwort erschien im Jahr 1770 anonym unter dem Titel »Antidote, ou examen du mauvais livre superbement imprimé intitulé 'Voyage en Sibérie'«. In Frankreich und auf Chappes Karriere hatte diese von höchster Stelle geäußerte Kritik aber keine Auswirkung.

Eigentlich hätte Chappe sich nun auf seinen Lorbeeren ausruhen und ein geruhsames Leben in Paris führen können. Aber trotz der zwiespältigen Erfahrungen, die er 1761 in Sibirien gemacht hatte, war er bereit, erneut an irgendein Ende der Welt zu reisen, um den zweiten Venusdurchgang des Jahrhunderts am 3. Juni 1769 zu beobachten. In den acht Jahren zwischen den beiden Transiten befasste er sich weiter mit Astronomie, beobachtete Mond- und Sonnenfinsternisse, wann immer sie auftraten und studierte die Bewegungen von Kometen und Planeten.


Neues Ziel: Baja California

Ursprünglich hatte es in England Pläne gegeben, zum Transit 1769 eine Beobachtungsstation in Mexiko einzurichten. Der aus Dubrovnik stammende Jesuitenpater Roger Joseph Boscovich (1711-1787) war dafür ausgewählt worden, weil man glaubte, einem Katholiken würde die Einreise ins spanische Kolonialgebiet eher erlaubt als einem britischen Anglikaner. Als 1767 alle Jesuiten aus der Neuen Welt ausgewiesen wurden, erwies sich dieser Plan als hinfällig. Eine britische Anfrage, englische Gelehrte nach Mexiko schicken zu dürfen, wurde brüsk abgelehnt, weil Spanien England misstraute, politische Gründe für die Reise unterstellte und in den Gelehrten potenzielle Spione und Aufrührer vermutete. Um zu verhindern, dass englische Astronomen heimlich nach Mexiko reisten, wurde der Vizekönig von Mexiko aufgefordert, das englische Eindringen auf jeden Fall zu unterbinden. Die Royal Society war also gezwungen, die Idee der Einrichtung einer Beobachtungsstation auf der Halbinsel Baja California aufzugeben, statt dessen wurde James Cook beauftragt, in die Südsee zu reisen.

Die offizielle Anfrage der Briten bezüglich einer Beobachtungsstation in Mexiko setzte jedoch einiges in Bewegung: Erstens beschloss Spanien eine eigene Expedition zu organisieren, denn man besann sich darauf, dass es auch auf der Iberischen Halbinsel gute Astronomen, Mathematiker und Instrumentenmacher gab. Zweitens erhielt Frankreich - auf Grund der in jener Zeit bestehenden freundschaftlichen Beziehungen - jene Erlaubnis, die Großbritannien verweigert worden war. Eine informelle Anfrage Frankreichs führte zu einer offiziellen spanischen Einladung, die Beobachtungen 1769 von Baja California aus durchzuführen.

Allerdings gab es Auflagen: Die französischen Gelehrten hatten gemeinsam mit zwei spanischen Marineoffizieren zu reisen, die ihrerseits den Durchgang beob achten sollten. Sie hießen Vicente de Doz (1736-1781) und Salvador de Medina. Von Letzterem ist außer seiner Teilnahme an der Venusexpedition von 1769, von der er nicht zurückkehrte, nichts weiter bekannt. Von französischer Seite wurde Chappe d'Auteroche für die Expedition nach Mexiko ausersehen. Ihm blieb nichts anderes übrig, als die spanische Auflage zu akzeptieren, sich ständig in Begleitung der spanischen Beobachter zu bewegen, und sich zu verpflichten, sich ausschließlich auf seine wissenschaftlichen Aufgaben zu beschränken. Zu Chappes eigenem Gefolge gehörten ein Diener und drei Assistenten, der Ingenieur und Geograf Jean-Paul Pauly, der Künstler Alexandre-Jean Noël (1752-1834) und der Uhrmacher Dubois.

Chappe verließ Paris am 18. September 1768 und erreichte drei Tage später Le Havre, wo er sich nach Cadiz einschiffte. Seine Reise stand von Beginn an unter schlechten Vorzeichen. Heftigste Stürme führten dazu, dass er 21 Tage bis Cadiz benötigte, doppelt so lang, wie sonst üblich. Endlich angekommen, warteten bereits weitere Probleme auf ihn: Zwar lag die spanische Flotte, die nach Mexiko segeln wollte, schon seit einem Monat im Hafen von Cadiz, es gab aber keinen genauen Termin für die Abfahrt. Eine vorsichtige Nachfrage von Chappe ergab, dass man seinen Begleitern nicht gestatten wollte, an Bord zu gehen. Diverse Petitionen wurden ausgetauscht mit dem Resultat, dass Chappe, seine Begleiter und die beiden spanischen Marineoffiziere auf einem kleineren Schiff unter französischer Flagge nach Mexiko segeln würden. Am 21. Dezember liefen sie schließlich aus und erreichten Vera Cruz am 8. März 1769 nach 77 Tagen Überfahrt.

Während der Zeit auf See blieb Chappe nicht untätig: Er arbeitete detaillierte Pläne für die Beobachtung des Transits aus und erklärte seinen Assistenten ihre Aufgaben und die Benutzung der Instrumente, die er mit Bedacht und Sorgfalt ausgewählt hatte. Er reiste mit einem in Frankreich von Canivet hergestellten 90-Zentimeter-Quadranten, einem 45-Zentimeter-Quadranten aus englischer Produktion, zwei achromatischen Teleskopen von John Dollond, eines davon mit 3 Meter und das andere mit 90 Zentimeter Brennweite, einem Passageinstrument (siehe Bild rechts) und einer Pendeluhr von Berthoud. Außerdem führte er täglich Temperaturmessungen in verschiedenen Wassertiefen durch, um so die Dichte des Wassers zu ermitteln. Ergänzt wurde sein Forschungsprogramm durch astronomische und naturkundliche Beobachtungen, genaue Längengradbestimmungen und durch die gewissenhafte Dokumentation von Kompassabweichungen. Da Chappe ja damit rechnen musste, dass schlechtes Wetter die Venusbeobachtung vereiteln könnte, wollte er wenigstens einen Beitrag zur Erforschung der Welt geliefert haben. Darum ließ er nichts aus, was in irgendeiner Form von naturwissenschaftlichem Interesse sein könnte.


In 28 Tagen quer durch Mexiko

Am 6. März 1769 erreichten sie die mexikanische Küste, konnten wegen hoher Wellen aber erst zwei Tage später die Einfahrt in den Hafen von Vera Cruz ansteuern, wobei sie fast auf einen Felsen aufliefen. Da der Kapitän um sein Schiff fürchtete, signalisierte er, dass er einen Lotsen brauche, und hisste die französische Flagge, obwohl Doz und Medina ihn gewarnt hatten, es sei ausländischen Schiffen verboten, den Hafen anzulaufen. Die Antwort war ein Kanonenschuss, der sie stoppte. Die beiden Spanier begaben sich an Land, um den Behörden zu erklären, dass dieses französische Schiff über eine Sondererlaubnis verfüge. Nach zähen Verhandlungen schickte man zwei Stunden später ein Boot, in dem Chappe und Pauly zum Ufer übersetzen sollten. Aufkommender Wind kündigte einen Sturm an und bescherte ihnen eine äußerst raue und feuchte Überfahrt. Glücklicherweise erreichten sie die Küste, bevor der Sturm richtig losbrach.

Chappe musste nun drei Tage lang zusehen, wie das Schiff mit seinen Kameraden und den wertvollen, so dringend benötigten Instrumenten den Naturgewalten ausgeliefert war. Sobald sich das Meer wieder beruhigt hatte, wurde alles ausgeladen und Chappes Begleiter wurden wohlwollend empfangen.

Von Vera Cruz aus musste die Gruppe nun über Land nach San Blas an der Pazifikküste reisen, um sich dort nach Baja California einzuschiffen. Für Doz und Medina sowie für Chappe und Pauly wurde je eine Sänfte gemietet, die anderen ritten gemeinsam mit den Indianern, welche die Lasttiere antrieben, auf Maultieren voraus. Am 18. März brachen sie auf. Acht Tage später erreichten sie Mexiko Stadt, wo sie freundlich vom Vizekönig empfangen und im ehemaligen Haus der Jesuiten untergebracht wurden. Chappe war begeistert von Mexiko Stadt, insbesondere von der Vielzahl der Kirchen, Kapellen und Konvente. Kurz vor der Weiterreise lernte Chappe einen Franzosen kennen, der Spanisch und einige mexikanische Sprachen beherrschte und sich gut auskannte, weil er bereits einige Jahre im Land lebte. Chappe engagierte ihn für den Rest der Reise als Dolmetscher. Der Vizegouverneur gab den Gelehrten eine Eskorte von drei Soldaten mit, weil er befürchtete, sie könnten unterwegs von Indianern überfallen werden. Chappe entschied sich nun, auf einem Pferd zu reiten, Doz und Medina mieteten ein Fuhrwerk, mit dem sie auf den miserablen Wegen allerdings nur langsam vorankamen.

Am 15. April erreichten sie unversehrt San Blas. Sie hatten insgesamt 28 Tage für die Durchquerung Mexikos von Osten nach Westen benötigt. Am Abend ihres Ankunftstages ankerte ein Paketboot in San Blas, das umgehend für sie gechartert wurde, weil das eigentlich für sie vorgesehene Schiff noch nicht bereit war. Da aber der 3. Juni näher und näher rückte und man für die Überfahrt sowohl mit Flauten als auch mit Stürmen rechnen musste, wollte Chappe jede überflüssige Verzögerung vermeiden. Innerhalb von vier Tagen wurden Vorräte für die gesamte Dauer der Expedition und Baumaterial zur Errichtung des Observatoriums an Bord geschafft. Dies war nötig, weil es an ihrem Zielort nichts zu kaufen geben würde. Als der Kapitän ihm mitteilte, dass die Reise sich erheblich verzögern könnte, überlegte Chappe, ob er nicht lieber in San Blas bleiben solle, als zu riskieren, am 3. Juni noch auf dem Schiff zu sein. Die Warnung, dass es üblicherweise ab Ende Mai für vier Wochen heftigen Regen gebe, ließ ihn diese Idee wieder verwerfen.

Am 19. April stachen sie endlich in See. Zwei Wochen kamen sie nicht vom Fleck, weil entweder Windstille oder entgegengesetzte Winde herrschten. Ihr Ziel an der Südspitze von Baja California, Cabo San Lucas, lag noch in weiter Ferne. Die Astronomen befürchteten schon, während des Transits noch auf See zu sein. Vom schwankenden Deck aus würden sie keine Messungen durchführen können, und alles wäre vergeblich gewesen. Das Trinkwasser an Bord schmeckte scheußlich - es war in Fässer gefüllt worden, die zuvor dem Transport von Essig gedient hatten. Als wäre dies nicht schon schlimm genug, wurde das Wasser auch noch knapp und musste rationiert werden.

Nachdem sie 25 Tage unterwegs waren und nur noch 18 Tage bis zum Transit blieben, verlor Chappe die Geduld und wollte an der nächstmöglichen Stelle an Land gehen - Hauptsache, er könne vom festen Boden aus seine Beobachtungen durchführen. In dieser Situation kam endlich Wind auf, und passende Strömungen trieben das Schiff Richtung Baja California. Als ein ganzes Stück nordöstlich von Cabo San Lucas Land in Sicht kam, wollte Chappe das Schiff sofort verlassen, obwohl Doz und Medina heftige Einwände erhoben, weil sie es für zu gefährlich hielten, an dieser Stelle einen Landgang zu wagen. Sie bestanden darauf, wie geplant weiter nach Süden zu segeln, was aber noch mehrere Tage gedauert hätte.

Chappe bekniete den Kapitän, und dieser erklärte sich zur Landung bereit, obwohl sie schwieriger wäre als weiter südlich. Da sich aber die Missionsstation San José del Cabo in der Nähe befand und der Kapitän wusste, dass die Station von See aus versorgt wurde, andere Schiffe die Landung dort also bereits gemeistert hatten, hielt er sie für machbar. Die Mission war 1730 von einem Jesuitenpater gegründet worden und hatte sich nach mehreren Umzügen 1753 dauerhaft in San José del Cabo etabliert. Nach der Ausweisung der Jesuiten 1767 war sie von Franziskanern übernommen worden.

Schließlich ankerte das Schiff der Astronomen am 19. Mai gegenüber der Mündung des kleinen Flusses, an dem die Mission lag. Es kam heftiger Wind auf und alle fluchten auf Chappe, weil sie ihm diese Landung an ungünstiger Stelle verdankten. Zum Glück legte sich der Wind bald wieder, so dass sie die Ausschiffung wagen konnten. Wellen schlugen mehrfach ins Landungsboot und Chappe war darauf bedacht, seine Uhr zu schützen, die er für seine Messungen brauchte, damit der komplizierte Mechanismus keinen Wasserschaden erlitte.


Der Transit vom 3. Juni 1769

Auf festem Boden angekommen, war Chappe überglücklich, alle Instrumente heil ans Ziel gebracht zu haben. Es blieb ihm sogar noch genügend Zeit für die nötigen Vorbereitungen. Unterstützung für den Bau eines provisorischen Observatoriums erhielt seine Gelehrtengruppe durch José de Gálvez (1720-1787), der erst 1765 zum Generalinspektor von Neuspanien ernannt worden war. Dieser forderte zudem die Franziskaner auf, für eine Besserung der Lebensbedingungen der indigenen Bevölkerung zu sorgen - schließlich stehe Spaniens Ehre auf dem Spiel, und die Besucher würden sich kaum mit geschlossenen Augen im Land bewegen.

Am 28. Mai waren alle Vorbereitungen abgeschlossen. Doz, Medina und Chappe atmeten auf und begannen mit ihren Beobachtungen des Nachthimmels. Zunächst galt es, die Pendeluhren zu justieren und die Länge von San José del Cabo zu bestimmen. Ihr großer Tag rückte näher. Am 3. Juni 1769 war das Wetter klar und ruhig, so dass Chappe erleichtert die Beobachtungen durchführte, während sein Diener laut die Sekunden zählte. Pauly übernahm die schriftliche Dokumentation der Zeiten sowie von Besonderheiten während der Beobachtungen. Im Nachhinein zeigten sich Chappes Erfahrung und wissenschaftliche Befähigung, denn seine Resultate gehörten zu den genauesten, die 1769 weltweit gewonnen wurden. Chappe, Doz und Medina beobachteten jeweils unabhängig voneinander und verglichen hinterher ihre Datensätze. Sie stellten fest, dass sie kleine Unterschiede aufwiesen. Diese winzigen Beobachtungsvarianten führten bei den Berechnungen der Distanz zwischen Erde und Sonne immerhin zu einer Differenz von mehr als drei Millionen Kilometern.


Posthume Publikation

Kurz nachdem die Transitbeobachtungen stattgefunden hatten, wurden das Dorf und die Mission von einer Typhusepidemie heimgesucht, der drei Viertel der Bevölkerung zum Opfer fielen. Obwohl auch Chappe erkrankt war, setzte er seine Arbeiten fort, solange er sich irgendwie auf den Beinen halten konnte, und pflegte seine erkrankten Begleiter. Er schaffte es noch, exakte Längenbestimmungen mittels einer Mondfinsternis am 18. Juni 1769 und der Beobachtung der Jupitermonde durchzuführen. Aber am 1. August 1769 waren auch seine Kräfte erschöpft und er erlag im Alter von 41 Jahren der tückischen Krankheit. Sterbend bat er Pauly, der inzwischen wieder genesen war, sich um seinen Besitz zu kümmern, außerdem wollte er in der Ordenstracht der Franziskaner beigesetzt werden. Doz und Medina, die beide ebenfalls noch am Leben waren, hielten in Ermangelung eines Priesters eine weltliche Begräbniszeremonie ab und erwiesen Chappe so die letzte Ehre.

Von den insgesamt 17 Expeditionsmitgliedern überlebten nur sechs. Der Uhrmacher und der Dolmetscher waren unter den Toten, Medina starb noch auf dem Rückweg in St. Blas. Pauly und Noël hingegen gehörten ebenso zu den Überlebenden wie Doz, dem nach seiner Rückkehr noch eine erfolgreiche Karriere in der Marine bevorstand, während Chappe d'Auteroche für immer in der Erde von San José del Cabo ruhte.

Auf Umwegen gelangten Chappes Habseligkeiten nach Paris. Was von seiner Expedition blieb, war ein Berg von Manuskripten, darunter sein Tagebuch und wissenschaftliche Schriften, die Pauly der Königlichen Sternwarte übergab. Cassini de Thury bereitete Chappes Journal für die Publikation vor und fügte dem Tagebuch noch die Beschreibungen von Pauly und Noël über Chappes Tod und das weitere Schicksal der Expedition bei. Es erschien 1772 in Paris (siehe Bilder S. 52). Im Jahr 1778 wurde das Tagebuch ohne die Berichte von Pauly und Noël auf Englisch herausgegeben. Im Jahr 1781 erschien eine deutsche Übersetzung und 1973 ein Faksimiledruck der Londoner Ausgabe. Das europaweite Interesse an Chappes Arbeiten blieb also lange ungebrochen.

Grandjean de Fouchy, der Sekretär der Akademie, an den Chappe von unterwegs seine offiziellen Briefe gerichtet hatte, schrieb später in seiner Eloge über Chappe, er habe drei Tage vor seinem Tod gesagt, er fühle, dass es Zeit für ihn sei, seine Angelegenheiten zu regeln, und dass ihm nur noch wenig Lebenszeit bleibe, aber er habe sein Ziel erreicht und könne zufrieden sterben. Diese Einstellung charakterisiert Chappes Hingabe an die Astronomie. Die Bereitschaft, sein Leben für sie zu opfern, hatte er bereits am Abend vor seiner Abreise nach Mexiko einem Freund gegenüber geäußert: Selbst die Gewissheit, dass er einen Tag nach der erfolgreichen Transitbeobachtung tot umfallen müsse, könne ihn nicht davon abhalten, die Venus ein zweites Mal vor der Sonne vorbeiziehen sehen zu wollen.


Gudrun Bucher studierte Ethnologie, Vor- und Frühgeschichte und Geologie. Sie promovierte über den Geografen und Forschungsreisenden Gerhard Friedrich Müller, einen Teilnehmer an Vitus Berings zweiter Kamtschatka-Expedition (1733-1743) und begleitet selbst Expeditionskreuzfahrten in die Arktis, Antarktis und in die Südsee. Ihr Buch »Die Spur des Abendsterns - Die abenteuerliche Erforschung des Venustransits« erschien 2011 in der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft, Darmstadt.


Literaturhinweise

Chapin, S.: The Men from Across La Manche: French Voyages, 1660-1790. In: Howse, D.: Background to Discovery: Pacific Exploration from Dampier to Cook, S. 81, Berkeley 1990

Chappe d'Auteroche, J.-B.: Mémoire du Passage de Venus sur le Soleil; contenant aussi quelques autres observations sur l'astronomie, et la déclinaison de la boussole. Imp. Akad. Nauk., St. Petersburg 1762

Chappe d'Auteroche, J.-B.: Voyage en Californie pour l'observation du passage de Vénus sur le Disque du Soleil, le 3 Juin 1769; contenant les observations de ce phénomène, et la description historique de la route de l'Auteur à travers le Mexique. Paris 1772

Marlot, Ch.: Les passages de Vénus. His toire et observations d'un phénomène astronomique. Vuibert, Paris 2004

Mervaud, M.: Chappe d'Auteroche. Voyage en Sibérie fait par ordre du roi en 1761. Edition critique. Oxford 2004

Nunis, D. B. jr: The 1769 Transit of Venus: The Baja California Observations of Jean-Baptiste Chappe-d'Auteroche, Vicente de Dos and Joaquín Velázquez Cárdenas y León. Natural History Museum of Los Angeles County, 1982

Simaan, A.: La science au péril de sa vie. Les aventuriers de la mesure du monde. Vuibert, Paris 2008

Woolf, H.: The Transits of Venus: A Study of Eighteenth-century Science, Princeton University Press, 1959

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Zum Thema »Venustransit« stehen zwei WiS-Materialien zur Verfügung:

»Die Gesichter der Venus« beinhaltet Übungen zu diesem Jahrhundertereignis: Möchten Sie den Venustransit zum Anlass nehmen, die Phasen der Venus mit denen des Mondes zu vergleichen? Wie weit ist die Liebesgöttin bei »Halbvenus« von der Erde entfernt und wie weit bei ihrem Transit? Vergleichen Sie das diesjährige Ereignis auch mit dem Merkurdurchgang von 2003! Der als Einstieg gewählte Lesetext beginnt mit der freisichtigen Beobachtung der Planeten und geht dann auf Erscheinungen ein, die schon mit kleinen Fernrohren zu sehen sind. (ID-Nummer: 1128713)

»Unterwegs zu den Göttern« behandelt unseren sagenhaften Sternenhimmel im wörtlichen Sinne. Vorgestellt wird eine Variante, die Planeten unseres Sonnensystems in vielen Facetten zu erkunden. Daneben gibt es auch Übungen, mit denen sich die Abstände im Sonnensystem ermitteln lassen. Dabei wird auch die Berechnung der Astronomischen Einheit, also des mittleren Abstands von der Erde zur Sonne, mit einfachen geometrischen Formeln wie dem Strahlensatz besprochen. Zudem können die Schüler als Vertiefung anhand des dritten keplerschen Gesetzes auch die synodische Periode der Venus bestimmen. (ID-Nummer: 1051411)


Bildunterschriften der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildungen der Originalpublikation:

Abb. S. 47 oben:
Im April 1760 legte Joseph Nicolas Delisle der Pariser Akademie der Wissenschaften eine Weltkarte mit der Sichtbarkeit des Venusdurchgangs von 1761 vor. Rote Umrandung: gesamter Transit sichtbar, gelbe Umrandung: Transit sichtbar ab Sonnenaufgang, grüne Umrandung: Transit sichtbar bis zum Sonnenuntergang.

Abb. S. 47 unten:
Jean-Baptiste Chappe d'Auteroche (1728-1769) war der einzige Astronom, der beide Venusdurchgänge des 18. Jahrhunderts in voller Länge beobachtet hatte.

Abb. S. 48:
Chappes Bericht seiner Sibirienexpedition, 1768 erschienen, erregte wegen der unverblümten Beschreibung der Verhältnisse in Russland das Missfallen von Zarin Katharina.

Abb. S. 49:
In Russland führte Chappe auch Experimente zur Beschaffenheit von Blitzen durch.

Abb. S. 50:
Um den Beobachtungsort Cabo San Lucas an der Südspitze der Halbinsel Baja California zu erreichen, die damals zu den spanischen Kolonialbesitzungen gehörte, durchquerte Chappe d'Auteroche binnen eines Monats Mexiko. Weitere vier Wochen brauchte er mit dem Schiff bis Cabo San Lucas.

Abb. S. 51:
Zu den Messgeräten, die Chappe d'Auteroche auf seiner Reise nach Mexiko mitführte, gehörte ein Passageinstrument, mit dem sich anhand von Sterndurchgängen die geografische Länge und die Zeit ermitteln lässt.

Abb. S. 52 oben links:
Obwohl Chappe d'Auteroche nicht nach Europa zurückkehrte, wurden sein Tagebuch und die Resultate seiner Forschungen publiziert.

Abb. S. 52 oben rechts:
In gewissenhaft ausgeführten Zeichnungen hatte Chappe d'Auteroche die Passage der Venus vor der Sonnenscheibe am 3. Juni 1769 dokumentiert.

Abb. S. 53:
Von Orten unterschiedlicher geografischer Breite aus beobachtet, zog die Venus auf verschiedenen Pfaden über die Sonnenscheibe. Diese Parallaxe erlaubte es, die Astronomische Einheit zu bestimmen.

© 2012 Gudrun Bucher, Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH, Heidelberg

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Quelle:
Sterne und Weltraum 6/12 - Juni 2012, Seite 46 - 53
Zeitschrift für Astronomie
Herausgeber:
Prof. Dr. Matthias Bartelmann (ZAH, Univ. Heidelberg),
Prof. Dr. Thomas Henning (MPI für Astronomie),
Dr. Jakob Staude
Redaktion Sterne und Weltraum:
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veröffentlicht im Schattenblick zum 15. August 2012