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MELDUNG/031: Die Gestalt des erdnahen Asteroiden 2010 JL33 (Sterne und Weltraum)


Sterne und Weltraum 4/11 - April 2011
Zeitschrift für Astronomie

Nachrichten

Die Gestalt des erdnahen Asteroiden 2010 JL33


Der erdnahe Asteroid 2010 JL33 ist eines von vielen tausend Objekten im inneren Sonnensystem, die sich unserer Erde bis auf wenige Millionen Kilometer annähern. Als der im Mai 2010 entdeckte Himmelskörper am 11. Dezember 2010 dem Blauen Planeten bis auf die 22-fache Mondentfernung oder 8,5 Millionen Kilometer nahe kam, nutzte ein Forscherteam um Marina Brozovic am Jet Propulsion Laboratory der NASA im US-Bundesstaat Kalifornien die Gelegenheit, ihn mit dem Radarsystem der NASA-Bodenstation Goldstone im US-Bundesstaat Kalifornien im Detail zu untersuchen.

Eigentlich dient die 70 Meter große Hauptantenne in Goldstone der Bahnverfolgung und Datenübertragung von Raumsonden im äußeren Sonnensystem. Aber die NASA rüstete die große Parabolantenne schon vor Jahrzehnten mit leistungsfähigen Radargeräten aus, um beispielsweise die Oberfläche des Mondes in Vorbereitung auf die bemannten Mondlandungen des Apollo-Programms zu sondieren.

Oft nutzen jedoch Forscher die Gelegenheit, das Goldstone-Radar auch auf erdnahe Asteroiden auszurichten, wenn sie die Erde in geringem Abstand passieren und die große Antenne nicht zum Empfang von wichtigen Raumsondendaten benötigt wird. Oft begnügen sie sich dabei nur mit einer Bahnverfolgung, um die Umlaufbahn des betreffenden Asteroiden genau zu vermessen. Kommt der Asteroid aber der Erde näher als etwa zehn Millionen Kilometer, so lassen sich auch detaillierte Radarbilder aufnehmen.

Auf den Bildern von 2010 JL33 zeigen sich deutlich die unregelmäßige Form und die Rotation. Der Asteroid ist maximal 1,8 Kilometer lang und rotiert innerhalb von rund neun Stunden einmal um seine Achse. An seiner Oberfläche finden sich Vertiefungen, bei denen es sich um Einschlagkrater handeln könnte. Um von der Erde zum Asteroiden und wieder zurück zu gelangen, benötigten die Radarwellen 56 Sekunden. Der Asteroid befindet sich auf einer elliptischen Umlaufbahn um die Sonne, ein Umlauf dauert 4,3 Jahre.

Nicht nur die Antenne von Goldstone setzt die NASA zur Beobachtung von Asteroiden und Kometen ein, sondern auch das 300-Meter-Radioteleskop von Arecibo auf Puerto Rico dient diesem Zweck. Es ist rund 20 Mal empfindlicher als Goldstone, kann aber nur etwa ein Drittel des Himmels erfassen, da es nicht schwenkbar ist. Insgesamt erfasste die NASA mit den Antennen von Goldstone und Arecibo schon 272 Asteroiden und 14 Kometenkerne per Radar.

Quelle: JPL News Release 14.1.2011


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w i s - wissenschaft in die schulen

Zum Beitrag über den Asteroiden 2010 JL33 stehen didaktische Materialien auf der Internetseite www.wissenschaft-schulen.de zur Verfügung. Können Schüler mit knapp 40 Fotos eines Asteroiden etwas anfangen? Der WIS-Beitrag zeigt, wie man aus den Bildern einen Film produzieren kann. Unser Projekt »Wissenschaft in die Schulen!« führen wir in Zusammenarbeit mit der Landesakademie für Lehrerfortbildung in Bad Wildbad und dem Haus der Astronomie in Heidelberg durch.


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Bildunterschriften der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildungen der Originalpublikation:

Diese Radarbilder des erdnahen Asteroiden 2010 JL33 wurden mit dem 70-Meter-Radioteleskop in Goldstone, Kalifornien, am 11. und 12. Dezember 2010 gewonnen. Deutlich ist die unregelmäßige Form des etwa 1,8 Kilometer langen Himmelskörpers zu sehen, der in neun Stunden einmal um seine Achse rotiert.


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Quelle:
Sterne und Weltraum 4/11 - April 2011, Seite 14 - 15
Zeitschrift für Astronomie
Herausgeber:
Prof. Dr. Matthias Bartelmann (ZAH, Univ. Heidelberg),
Prof. Dr. Thomas Henning (MPI für Astronomie),
Dr. Jakob Staude
Redaktion Sterne und Weltraum:
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Verlag: Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH
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veröffentlicht im Schattenblick zum 16. Juni 2011