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PLANET/397: Die beste Karte von Pluto (SuW)


Sterne und Weltraum 4/10 - April 2010
Zeitschrift für Astronomie

Nachrichten

Die beste Karte von Pluto


Diese Bilder werden bis 2015 die besten Aufnahmen des Zwergplaneten Pluto bleiben. Die Karten des Weltraumteleskops Hubble (HST) zeigen auf der Oberfläche dieses kleinen Himmelskörpers helle braune und dunkle Flächen sowie weiße Areale. Noch wissen wir nichts über ihre geologische Struktur, aber Spektren von Pluto belegen, dass es auf ihm Ablagerungen von Wassereis, Kohlendioxid und Kohlenmonoxid gibt. Zudem ist der Zwergplanet von einer äußerst dünnen Atmosphäre aus Stickstoff und Methan umgeben. Die Karten gehen auf Bilddaten aus den Jahren 2002 und 2003 zurück, die mit der Advanced Camera for Surveys entstanden. Auf den ursprünglichen Aufnahmen erstreckt sich Pluto jeweils nur über wenige Pixel. Mittels aufwändiger Bildverarbeitung gelang es mit Hilfe des so genannten Dithering aus vielen geringfügig gegeneinander verschobenen Bildern des Zwergplaneten diese detailreicheren Karten zu errechnen, die eine Auflösung von etwa 100 Kilometern pro Bildpunkt erreichen.

Vergleicht man diese Karten mit HST-Aufnahmen aus dem Jahr 1994, so zeigt sich, dass Pluto sehr viel röter erscheint als damals. Dies ist ein Hinweis auf jahreszeitliche Effekte auf Pluto, welche die Oberfläche stark wandeln.

Diese Effekte entstehen nicht nur durch die extreme Neigung seiner Rotationsachse von 122 Grad gegen die Bahnebene um die Sonne, sondern auch durch seine stark elliptische Umlaufbahn, die für sehr große Temperaturschwankungen auf der Oberfläche sorgt. Derzeit befindet sich Pluto noch im nördlichen Sommer, der Nordpol weist in Richtung Sonne. Zudem befand sich Pluto um 2003 mit 30,6 Astronomischen Einheiten Abstand für seine Verhältnisse noch recht dicht bei der Sonne, in der Nähe der Umlaufbahn des äußersten Planeten Neptun. Befindet sich Pluto in Sonnenferne, so schlägt sich das Gas seiner Atmosphäre auf der Oberfläche als feine Reifschicht nieder. Die rötliche Farbe führt das Forscherteam um Marc Buie vom Southwest Research Institute in Boulder im US-Bundesstaat Colorado auf organische Stoffe zurück, die durch die Aufspaltung von Methan durch die ultraviolette Strahlung der Sonne entstehen. Die Bruchstücke schließen sich zu langkettigen Kohlenwasserstoffen zusammen und gehen auf der Oberfläche nieder.

In den Tagen um den 14. Juli 2015 dürfen wir hoffentlich erfahren, wie die Oberfläche von Pluto und seinen Monden Charon, Nix und Hydra im Detail beschaffen sind. Dann wird sich die US-Raumsonde New Horizons bis auf etwa 10 Kilometer der Oberfläche von Pluto annähern.


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W I S - wissenschaft in die schulen!

Zu diesem Beitrag stehen ausführliche didaktische Materialien auf der Internetseite www.wissenschaft-schulen.de zur Verfügung, die den Zwergplaneten Pluto behandeln. Der Autor betrachtet die Eigenheiten des Pluto-Charon-Systems, das sich wie eine starre Hantel dreht und diskutiert die Eigentümlichkeiten dieser kleinen Welt am Rande des Sonnensystems.


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Bildunterschrift der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildung der Originalpublikation:

Diese Ansichten des Zwergplaneten Pluto wurden aus Aufnahmen des Weltraumteleskops Hubble aus den Jahren 2002 und 2003 errechnet. Die unterschiedlichen Regionen dürften auf Ablagerungen von organischen Molekülen und Eisarten zurückzuführen sein.


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Quelle:
Sterne und Weltraum 4/10 - April 2010, Seite 13
Zeitschrift für Astronomie
Herausgeber:
Prof. Dr. Matthias Bartelmann (ZAH, Univ. Heidelberg),
Prof. Dr. Thomas Henning (MPI für Astronomie),
Dr. Jakob Staude
Redaktion Sterne und Weltraum:
Max-Planck-Institut für Astronomie
Königstuhl 17, 69117 Heidelberg
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Verlag: Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH
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veröffentlicht im Schattenblick zum 15. Mai 2010