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MELDUNG/209: Kölner Wissenschaftler entdecken neuen Tierstamm (idw)


Universität zu Köln - 27.03.2013

Kölner Wissenschaftler entdecken neuen Tierstamm

Die Einzeller "Picozoa" sind nur drei tausendstel Millimeter groß und in allen Ozeanen der Welt verbreitet



Nicht jeden Tag wird ein neuer Tierstamm entdeckt und noch viel seltener durch Botaniker. In der Zeitschrift PLoS ONE beschreiben die Arbeitsgruppen von Professor Melkonian (Köln) und Professor Medlin (Plymouth, England) Einzeller, die kleiner als 0,003 Millimeter und in allen Ozeanen der Welt verbreitet sind, als neuen Tierstamm Picozoa. Ursprünglich waren die sehr kleinen Organismen für Algen gehalten worden. Allerdings konnten Wissenschaftler sie bislang nur durch ihre DNA-Sequenzen charakterisieren und nicht im Labor kultivieren.

Dr. Ramkumar Seenivasan (Köln) ist es im Rahmen seiner Doktorarbeit nun gelungen, die Organismen im Labor zur Vermehrung zu bringen und ihr Verhalten und ihre Struktur genauer zu untersuchen. Dabei stellte sich heraus, dass es sich bei den Einzellern nicht um Algen, sondern um sogenannte Protozoen handelt.

Überraschend war dabei, dass ihre Feinstruktur sich von der aller bislang bekannten Zellen mit Zellkern unterscheidet: Die Zelle besteht aus zwei Hälften, eine Hälfte enthält alle wichtigen Zellbestandteile einer typischen Zelle, die zweite Hälfte besteht aus einem Membransack und einer komplexen Zellskelett-Struktur für die Nahrungsaufnahme. Letztere besitzt einen schlitzförmigen Zellmund, dessen Öffnung zu klein ist, um Bakterien (die bevorzugte Nahrung vieler Protozoen) aufzunehmen.

Ein Liter Meerwasser kann bis zu 300 000 Zellen der Picozoa enthalten. Da stellt sich natürlich die Frage, wovon sich die Organismen ernähren. Die Weltmeere enthalten eine große Zahl kleinster organischer Partikel, unter anderem Kolloide und Viren. Über den Inhalt der Nahrungsvakuolen erhielten die Forscher Hinweise, dass kleine marine Kolloide die bevorzugte Nahrung der Picozoa darstellen. Die Organismen "schlucken" große Mengen Meerwasser, wodurch sich ihr Membransack aufbläht und filtern dabei das Meerwasser nach Partikeln geeigneter Größe. Die Picozoa können deshalb als "Bartenwale des marinen Pico-Kosmos" bezeichnet werden.

Link zur Veröffentlichung:
www.plosone.org/article/info%3Adoi%2F10.1371%2Fjournal.pone.0059565

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution19

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Universität zu Köln, Anette Hartkopf, 27.03.2013
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 3. April 2013