Schattenblick →INFOPOOL →NATURWISSENSCHAFTEN → BIOLOGIE

ORNITHOLOGIE/099: Waldweber - Effizienteres Weibchen-Hirn (Der Falke)


Der Falke - Journal für Vogelbeobachter 1/2009

Ornithologie aktuell

Waldweber: Effizienteres Weibchen-Hirn


Beim afrikanischen Waldweber (Ploceus bicolor) zeigen die Weibchen die gleiche Gesangsleistung wie die Männchen, schaffen dies jedoch mit bedeutend weniger Hirn. Während sonst bei Singvögeln meist nur die Männchen durch Gesang auf sich aufmerksam machen, tanzt der afrikanische Waldweber aus der Reihe. Während der Paarfindung studieren Weibchen und Männchen einen identischen Gesang ein. Die Weibchen singen das gleiche Lied im Duett mit ihren Partnern, auf gleicher Frequenz, mit gleicher Repertoiregröße und -zusammensetzung und das jeweils bis zu einer halben Minute am Stück.

Normalerweise ist die Gehirnpartie, die den Gesang steuert, beim Männchen größer als beim Weibchen, auch bei den Waldwebern, obwohl hier beide Geschlechter singen. Wie schaffen die Weibchen aber dann diese höhere Effizienz? Des Rätsels Lösung: Die betreffenden Nervenzellen der Weibchen produzieren mehr Proteine, die für die Informationsübertragung zwischen den Neuronen zuständig sind, als jene der Männchen. Die Weibchen brauchen also für das gleiche Lied weniger Hirn als die Männchen, weil ihre Neuronen effizienter arbeiten. Geschlechtsspezifische Hirnstrukturen haben also nicht zwingend unterschiedliches Verhalten zur Folge, sondern sind lediglich ein Hinweis auf andere Mechanismen zur Verhaltenskontrolle. (wir)

M. Gahr, PLoS One, 27.8.2008.


*


Quelle:
Der Falke - Journal für Vogelbeobachter 1/2009
56. Jahrgang, Januar 2009, S. 2
mit freundlicher Genehmigung des AULA-Verlags
AULA-Verlag GmbH, Industriepark 3, 56291 Wiebelsheim
Tel.: 06766/903 141; Fax: 06766/903 320
E-Mail: falke@aula-verlag.de

Erscheinungsweise: monatlich
Einzelhelftpreis: 4,80 Euro
Das Jahresabonnement für 12 Hefte ist im In-
und Ausland für 49,- Euro zzgl. Porto erhältlich.


veröffentlicht im Schattenblick zum 8. Januar 2009