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RATGEBER/322: Duftkerzen statt Desinfektionschemie (SB)


VON APFELESSIG BIS ZITRONE - Bewährte Hausmittel einfach erklärt

Duftkerzen wirken nicht nur gegen Mücken


Wenn an lauen Sommerabenden brennende Nelkenölkerzen die Mückenschwärme von der Veranda oder aus dem Zelt vertreiben, entfalten sie gern genutzte, doch noch wenig bekannte Eigenschaften, die über den reinen Genuß nasaler Sinneseindrücke hinausgehen. Tatsächlich wurde Duftkerzen schon in der Antike ein luft- wie raumreinigender, antibakterieller Effekt nachgesagt, der inzwischen in Vergessenheit geraten ist.

Vor einigen Jahren wurde allerdings von Wissenschaftlern der Universität Southampton behauptet, daß in der Kerzenflamme elektrisch geladene Ionen entstehen, die in Kombination mit den ebenfalls antiseptisch wirksamen, ätherischen Ölen Bakterien zuverlässig abtöten. Die niedermolekularen, desinfizierenden Gase dringen danach außerdem weiter in poröse Oberflächen und Materialien ein und haben somit auch eine Tiefenwirkung. Wörtlich hieß es damals:

Mit ätherischen Ölen versehene Kerzen haben auf die Oberflächen im Raum einen bemerkenswert starken antibakteriellen Effekt: Nahezu 100 Prozent der Bakterien sterben dabei ab, wiesen Lindsey Gaunt und Sabrina Higgins von der Universität Southampton nach, als sie verschiedene Öle testeten. Wenn sich beispielsweise Orangen-, Thymian- oder Eukalyptusöl über eine Kerze in der Luft verteilen, entsteht eine einzigartige Kombination mit elektrisch geladenen Ionen, die Bakterien wie Escherichia Coli oder Staphylococcus aureus zuverlässig vernichtet.
(ddp, 18. Juni 2004)

Ähnliche ionisierende Strahlen könne auch ein kleines elektrisches Gerät für die Steckdose erzeugen, das ebenfalls eine Vorrichtung zum Verdampfen von Ölen enthält. Auf diese Weise könnten auch Räume gereinigt werden, die für Kerzen nicht geeignet sind, bzw. für solche Fälle, in denen Räume ausgeräuchert werden sollen, ohne Kerzenflammen beaufsichtigen zu müssen.

Kerzen wie elektrischen Verdampfer könnten Oberflächen genauso zuverlässig desinfizieren wie herkömmliche flüssige Desinfektionsmittel, sagen die Forscher. Sollten sie Recht behalten, wären Duftkerzen somit eine wesentlich weniger schädliche Alternative zu den meist auf den sehr umstrittenen chlororganischen Chemikalien basierenden Desinfektionsmitteln. Und selbst bei dem derzeit im Zuge der negativen Einstellung gegenüber Feinstaubentwicklungen überwiegend schädlich eingeschätzten Räucherwerk könnte sich das Zünglein an der Waage zum Guten wenden.

Mehr noch könnte der in den kommenden Wochen adventlich zelebrierte Fichtennadelschmuck samt Bienenwachskerzen und anderen traditionell duftenden Spezereien, die ihren festlichen Duft verbreiten, oder auch ganz gezielt (und doch zur Jahreszeit passend) nach Orangen-, Thymian- oder Eukalyptus duftende Kerzen (s.o.) gerade in der Erkältungszeit einen nachhaltig positiven gesundheitlichen Einfluß auf die Raumhygiene ausüben und damit sprichwörtlich in einem ganz anderen Licht erscheinen...


Erstveröffentlichung am 25. Juni 2004
Neue, überarbeitete Fassung am 1. Dezember 2011