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MELDUNG/031: Universität Stockholm - Gletscher in Tibet waren nie wirklich groß (idw)


Schwedischer Forschungsrat / The Swedish Research Council - 03.06.2010
Universität Stockholm - Institut für physikalische Geographie und Quartärgeologie

Gletscher in Tibet - nie wirklich groß


Das Tibetische Hochplateau ist die größte und am höchsten gelegene Bergregion der Erde mit Gletschern, deren Schmelzwasser die Wasserversorgung von über 1,3 Milliarden Menschen durch einige der größten Flüsse in Asien sichert. In einer Doktorarbeit der Universität Stockholm in physikalischer Geographie zeigt Jakob Heyman, daß die Gletscher in Tibet über die zurückliegenden Jahrzehntausende bis Jahrhunderttausende relativ klein geblieben sind und nicht viel größer waren als heute.

Die Studie befaßt sich mit dem Wachstum und dem Schwund von Gletschern in Tibet in weit zurückliegender Zeit, um bessere Kenntnisse über die Vergletscherung und den Zusammenhang mit Klimavariationen zu erlangen. Die Ergebnisse zeigen, daß Tibets Gletscher in ihrer Größe variierten haben, daß sie jedoch in weit zurückliegenden Zeiten recht klein waren. An einigen Stellen scheinen die Gletscher die ganze letzte Eiszeit über ein ähnliches Ausmaß gehabt zu haben, wie die heutigen Gletscher oder waren nur geringfügig größer. Wenn man bedenkt, daß Tibet, das häufig auch als das Dach der Welt oder der Dritte Pol bezeichnet wird, das Gebiet darstellt, in dem sich die größte Anzahl von Gletschern außerhalb der Polarregionen befindet, ist das bemerkenswert.

"Zur gleichen Zeit, als riesige Eisflächen Nordeuropa und Nordamerika während der letzten Eiszeit vor 20.000 Jahren bedeckten, waren die Gletscher in Tibet nicht viel größer als heute", erklärt Jakob Heyman.

Die Felddaten können dazu dienen, zusammen mit einem mathematischen Modell des Gletscherwachstums, herauszufinden, wie groß die klimatischen Variationen während der letzten Eiszeit waren. Erste vorläufige Ergebnisse zeigen, daß das Klima möglicherweise etwas kälter als heute und trotzdem relativ beständig war.

Wenn die heutige Temperatur in Tibet um fünf Grad oder mehr sänke, was für einen Eiszeitzyklus nicht viel ist, würde wahrscheinlich eine riesige Eisfläche zu wachsen beginnen. Es scheint in Tibet keine solche Eisschicht gegeben zu haben, und die Abkühlung kann daher nicht so stark gewesen sein, meint Jakob Heyman.

Um festzustellen, wie groß die Gletscher waren, nutzte man Satellitenbilder zur Erkennung von Landformationen, die durch frühere Gletscher entstanden sind und führte Feldstudien zur Suche nach Sedimenten und Findlingen durch, die bei vergangenen Vereisungen abgelagert wurden. Um herauszufinden, wann das Eis verschwand, wurden Proben von Gesteinsblöcken genommen, die das Eis zurückließ, und die Anzahl bestimmter Isotope, die sich im Quartzgestein bilden, wenn sie von kosmischen Strahlen getroffen werden, wurde gemessen. Da die Intensität der kosmischen Strahlung bekannt ist, kann die Anzahl der Isotope zur Berechnung des Zeitalters herangezogen werden, in dem die Blöcke aus dem Eis herausschmolzen.

Titel der Dissertation:
Palaeoglaciology of the northeastern Tibetan Plateau
(Paläoglaciologie des nordöstlichen Tibetischen Plateaus)


Weitere Informationen:
Jakob Heyman, Institut für physikalische Geographie und Quartärgeologie, Universität Stockholm,
Tel.: +46 730-521979, +46 8-164787, E-Mail: jakob.heyman@natgeo.su.se

Weitere Informationen finden Sie unter
http://su.diva-portal.org/smash/record.jsf?pid=diva2:312664 thesis
http://www.su.se/pub/jsp/polopoly.jsp?d=12201&a=80574 images

Zu dieser Mitteilung finden Sie Bilder unter der WWW-Adresse:
http://idw-online.de/pages/de/image117262 -
Wissenschaftler Jacob Heyman, Universität Stockholm
http://idw-online.de/pages/de/image117263 -
Jakob Heyman nimmt Proben

Die gesamte Pressemitteilung inkl. Bilder (englischsprachig) erhalten Sie unter:
http://idw-online.de/pages/de/news372530

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/pages/de/institution732


Anmerkungen der Schattenblick-Redaktion:

Link zum Originaltext der Pressemitteilung:
http://www.su.se/english/about/press/press-releases/glaciers-in-tibet-never-really-large-1.2416

Herausgeber:
Universität Stockholm - Institut für physikalische Geographie und Quartärgeologie
Postadresse: Universität Stockholm, SE-106 91 Stockholm, Schweden
Telephon: + 46 8 16 20 00, Fax: + 46 8 15 95 22


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Schwedischer Forschungsrat - The Swedish Research Council /
Universität Stockholm, Maria Skuldt (Presseabteilung), 03.06.2010
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de
in einer Übersetzung des Schattenblick aus dem Englischen


veröffentlicht im Schattenblick zum 17. Juli 2010