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RAUMFAHRT/982: Goldenes Jubiläum - 50 Jahre Deutsches Raumfahrtkontrollzentrum GSOC (DLR)


Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) - 2. März 2018

Goldenes Jubiläum: 50 Jahre Deutsches Raumfahrtkontrollzentrum GSOC


Deutschland blickt auf eine reiche Tradition in der Erforschung und Nutzung des Weltraums zurück und hat die internationale Raumfahrt maßgeblich mitgestaltet. Ob Planetenforschung, Klimaforschung oder Missionen mit Astronauten - Deutschland ist aus der Raumfahrt heute nicht mehr wegzudenken. Eine Voraussetzung dafür wurde vor 50 Jahren geschaffen: das Deutsche Raumfahrtkontrollzentrum, kurz GSOC (German Space Operations Center). Am 1. März 1968 begann der Aufbau des GSOC am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Oberpfaffenhofen bei München.

"Das Deutsche Raumfahrtkontrollzentrum GSOC ist die wichtigste nationale Einrichtung zur Steuerung und zum Betrieb von Satelliten. Darüber hinaus hat sich das GSOC als führende europäische Betriebseinrichtung für bemannte Raumflüge etabliert und ist für das ISS-Forschungsmodul Columbus verantwortlich. Auf das Erreichte bin ich sehr stolz.Derzeit werden vom GSOC zehn fliegende Missionen betreut, weitere zehn sind in der Vorbereitung. Das GSOC ist weltweit als eines der wenigen Kontrollzentren in der Lage, Satelliten in ihrer kritischen Anfangsphase im Orbit zu testen und für die spätere Nutzung zu konfigurieren", sagt DLR-Vorstandsvorsitzende Prof. Pascale Ehrenfreund.

Die Bedeutung des Raumflugbetriebs zeigt sich auch im starken Engangement der Bundesregierung und Landesregierung, die das GSOC seit 50 Jahren durch verschiedene Ministerien unterstützen. So wurde etwa der Ausbau des Raumfahrtkontrollzentrums 1990 mit 84,4 Millionen Deutsche Mark zu jeweils gleichen Teilen von der Bundesregierung und dem Freistaat Bayern gefördert und damit die DLR-Einrichtung "Raumflugbetrieb und Astronautentraining" geschaffen.

"Das GSOC ist einzigartig in Europa, und das seit nunmehr 50 Jahren. Hier wurde Weltraum-Geschichte geschrieben. Bayern hat schon früh auf die Raumfahrt als zukunftsträchtiges Thema gesetzt und sich dabei an die Spitze des Fortschritts gestellt. Hier in Oberpfaffenhofen können wir aber nicht nur auf historische Erfolge zurückblicken. Auch für die Zukunft der Raumfahrt ist das GSOC, auch dank unserer Unterstützung, bestens aufgestellt. Etwa für den Betrieb der europäischen Navigationssatelliten Gallileo oder für künftige Nachfolgeprojekte der ISS", so Ilse Aigner, Bayerische Staatsminsterin für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie.

Das goldene Jubiläum des GSOC wurde am 1. März 2018 in Oberpfaffenhofen mit einem Festakt begangen. Die rund 400 Gäste aus Forschung, Politik und Industrie folgten dem Programm aus Vorträgen und Gesprächsrunden zur Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Raumfahrkontrollzentrums. Eröffnet wurde die Veranstaltung durch Klaus Hamacher, stellvertretender Vorsitzender des DLR-Vorstands, Staatsministerin Ilse Aigner sowie Prof. Felix Huber, Direktor der DLR-Einrichtung Raumflugbetrieb und Astronautentraining.

Vom Gesellenstück zu Meisterleistungen

Bisher hat das GSOC mehr als 70 Raumfahrtmissionen durchgeführt und ist von sechs Mitarbeitern in der Gründerzeit auf rund 400 Mitarbeiter gewachsen. Aktuell betreuen die Raumflugexperten zehn "fliegende" Missionen und bereiten zehn weitere Projekte vor. Die Teams sind dabei teilweise im 24-Stunden-Schichtdienst im Einsatz. Das gilt nicht zuletzt für den inzwischen zehnjährigen Betrieb des Weltraumlabors Columbus, Europas Beitrag zur Internationalen Raumstation ISS.

Das GSOC in Oberpfaffenhofen wird durch die nahegelegene Bodenstation in Weilheim ergänzt, das mit einigen Monaten Vorsprung parallel zum Raumfahrtkontrollzentrum gebaut wurde. Beide Betriebseinheiten mussten ihre Arbeit zum selben Stichtag aufnehmen - zum Start des Forschungssatelliten "AZUR" im November 1969. AZUR war das erste nationale Satellitenprojekt und das "Gesellenstück" der deutschen Raumfahrtforschung: Wenige Tage nach dem Launch durch die NASA übernahm das GSOC die vollständige Verantwortung für den Betrieb. Der Forschungssatellit fliegt noch heute in der Erdumlaufbahn und lieferte während seiner kurzen Missionszeit mehr als zehn Gigabit Daten über kosmische Strahlung.

Mit der Beteiligung am europäisch-amerikanischen Raumfährenlabor "Spacelab", übernahm das GSOC in 1970er Jahren erstmals Aufgaben in der bemannten Raumfahrt. Neben Aufbau des Spacelab-Simulators und der Betreuung der deutschen Experimente wurde das GSOC mit der Errichtung des "Remote Payload Operations Control Center" beauftragt - eine externe Einrichtung für den Nutzlastbetrieb und die erste außerhalb von Houston, USA. In den folgenden Jahrzehnten entwickelten sich die astronautische Raumfahrt zu einem Schwerpunktthema in Oberpfaffenhofen. So nahm das GSOC 1985 auch eine führende Rolle bei der Spacelab-Mission D1 ein. Die Mission D1 war ein Meilenstein für die bemannte Raumfahrt in Europa und stellte die Weichen für Forschungen, die heute im Columbus-Labor auf der ISS betrieben werden.

Nach einem halben Jahrhundert Raumfahrtforschung und Raumfahrtbetrieb bewegt sich der Datenverkehr zwischen Weltraum und Erde in immer gewaltigeren Dimensionen. Allein die deutsche Erdbeobachtungsmission TanDEM-X generiert mit seinen beiden Radarsatelliten Datenvolumen im Petabyte-Bereich. Der enge Formationsflug seiner Zwillingssatelliten erfordert darüber hinaus höchste Präzision bei der Steuerung. Eine seit mehr als zehn Jahre währende Meisterleistung des GSOC, die die Satelliten mit hervorragenden Betriebsdaten danken. Die angestrebte Nachfolgemission Tandem-L, würde die Abbildungsleistung sämtlicher Radarsysteme um mindestens eine Größenordnung übertreffen. Die Raumflugexperten am DLR entwickeln daher stetig neue Technologien, um auch schwierigste Raumfahrtprojekte der Zukunft meistern zu können.

"Das GSOC hat schon immer neben den Betriebsaufgaben auch Forschung und Entwicklung betrieben. Dazu haben wir die entsprechende Kompetenz und Großanlagen, um als Dienstleister und Partner für die anderen Institute und die Industrie zu agieren", erklärt Prof. Felix Huber, Direktor des DLR-Raumflugbetrieb und Astronautentraining.

Das Deutsche Raumfahrtkontrollzentrum ist so auch die Geburtsstätte des Galileo Kontrollzentrums. Das zivile Satellitennavigationssystem Galileo macht Europa künftig unabhängig vom militärischen US-amerikanischen System GPS. Für den Betrieb wurde 2006 in Oberpfaffenhofen ein eigenes Kontrollzentrum errichtet und das Tochterunternehmen DLR Gesellschaft für Raumfahrtanwendungen (GfR) mbh gegründet. Mit 22 von insgesamt 30 Navigationssatellliten ist die Galileo-Flotte im All fast vollständig. Der Start der nächsten vier Satelliten ist im Sommer 2018 geplant.


Den vollständigen Artikel mit Bildern finden Sie unter:
http://www.dlr.de/dlr/presse/desktopdefault.aspx/tabid-10172/213_read-26268/year-all/#/gallery/29850

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Quelle:
Pressemitteilung vom 02.03.2018
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
Unternehmenskommunikation, Linder Höhe, 51147 Köln
http://www.dlr.de/


veröffentlicht im Schattenblick zum 3. März 2018

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