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WERKSTOFFE/421: Mit Reissäcken vor Erdbebenschäden schützen (idw)


Universität Kassel - 03.06.2009

Mit Reissäcken vor Erdbebenschäden schützen:

Universität Kassel entwickelt neue Methode


Kassel. Kartoffel- und Reissäcke können helfen, Gebäude vor Erdbebenschäden zu schützen - das verspricht eine neue Methode, die an den Instituten für Werkstofftechnik und für konstruktiven Ingenieurbau der Universität Kassel entwickelt wurde. Durch nachträgliches Aufkleben von Naturfasergewebematten wird das Mauerwerk verstärkt und so das Einsturzrisiko verringert.

Universität Kassel-Absolvent Dipl.-Ing. Amin Davazdah Emami erprobte die im Rahmen seiner Doktorarbeit entwickelte Methode im Iran: Mit Unterstützung der UNESCO startete er ein Pilotprojekt zum Wiederaufbau des iranischen Weltkulturerbes "Arg-é Bam", das bei einem Erdbeben im Jahr 2003 zerstört wurde.

Arg-é Bam ist eine Zitadelle und gleichzeitig die größte Lehmkonstruktion der Welt. Zwei Mustergebäude errichtete und präparierte Emami in Kooperation mit der Universität Kassel und dem Schweizer Sponsor Sika Schweiz AG im Rahmen des Projekts "Recovery Project of Bam's Cultural Heritage" auf dem Gelände des Weltkulturerbes. Vor Ort arbeiteten sie eng mit der iranischen Denkmalbehörde "Iranian Cultural Heritage Organization" zusammen. Emami wird in diesem Jahr seine Promotion mit der interdisziplinären Arbeit "Mauerwerksverstärkung mit Naturfasern" bei Prof. Dr. a. D. Michael Schlimmer, Fachbereich Maschinenbau, und Prof. Dr. Ekkehard Fehling, Fachbereich Bauingenieurwesen, abschließen.

Methode
Der Mauerwerksbau ist weltweit die meistverwendete Bauweise für Wohngebäude. Nicht jedes Mauerwerk verfügt über eine ausreichende Zug-, Biege- und Schubtragfähigkeit, sodass es eine zu geringe Resistenz gegen Erdbeben aufweisen kann. Durch die neue Technik wird das Mauerwerk durch das Aufkleben von Naturfasergewebematten verstärkt. Der Vorgang ist mit dem Tapezieren einer Wand vergleichbar. Zuerst wird der Klebstoff aufgetragen. Im zweiten Schritt wird die Gewebematte darin eingebettet und abschließend der Klebstoff erneut als Deckschicht aufgetragen. Durch die einfache Umsetzung und den geringen Kostenaufwand ist die Mauerwerkverstärkung auch für arme Länder eine effiziente Methode, sich vor erheblichen Schäden durch Erdbeben zu schützen und Menschenleben zu retten. (dm)

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Universität Kassel, Christine Mandel, 03.06.2009
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veröffentlicht im Schattenblick zum 5. Juni 2009