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INTERNATIONAL/001: Ecuador - Erste umfassende Studie zur Lage behinderter Menschen (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 7. Dezember 2010

ECUADOR: Erste umfassende Studie zur Lage behinderter Menschen

Von Gonzalo Ortiz


Quito, 7. Dezember (IPS) - Rund 300 Kubaner und 30 Venezolaner haben Ecuador wieder verlassen, nachdem sie in den letzten eineinhalb Jahren 300.000 Haushalte besuchten. Das Ergebnis der trilateralen Zusammenarbeit ist ein erster umfassender Bericht über die Situation behinderter Menschen in Ecuador.

Die Teilnehmer der Mission fanden heraus, dass in dem Andenstaat 294.166 Menschen mit Behinderungen - 2,43 Prozent der Gesamtbevölkerung - leben. Die meisten Fälle, 2.68 Prozent, konzentrierten sich auf das Amazonasgebiet, wo Armut und Isolation besonders ausgeprägt sind. 50,43 Prozent der Betroffenen waren Männer und 49,57 Frauen.

Wie Ecuadors Vizepräsident Lenin Moreno Anfang des Monats erläuterte, hatten die Brigaden an 487 Tagen die 221 Kantone der 24 ecuadorianischen Provinzen durchkämmt, um sich ein reelles Bild von den biologischen, psychologischen, klinischen und genetischen Aspekten von Behinderungen zu machen und die Betroffenen mit 76.000 technischen Hilfen wie Gehstöcken, Krücken und Rollstühlen auszustatten.


Aus Erdlöchern und Käfigen befreit

Darüber hinaus wurden zahlreiche behinderte Menschen in einem Zustand schwerster Verwahrlosung entdeckt. Eine Videoaufnahme zeigt Menschen, die in Erdlöchern und Käfigen gehalten wurden. Sie sind inzwischen in Krankenhäusern und Heimen untergebracht.

Moreno hatte die Drei-Länder-Mission aus Ärzten, Genetikern und Psychopädagogen sowie aus Behördenvertretern und Angehörigen der Streitkräfte koordiniert. Vertreter von Nichtregierungsorganisationen waren an dem Einsatz nicht beteiligt.

Anhand der Untersuchungsergebnisse will die Regierung Maßnahmen zur Vorbeugung von Behinderungen und zur Verbesserung der Situation der Betroffenen ergreifen. "Das war ein großer Fortschritt für unser Land", würdigte Arzt Xavier Caicedo von der De-Waal-Stiftung für behinderte Kinder den internationalen Einsatz. Der Einsatz habe Erkenntnisse geliefert, die eine bessere Planung im Umgang mit behinderten Menschen zulasse.

Ecuadors Vizeminister Moreno sitzt seit 1998 im Rollstuhl. Damals hatte während einer Straßenschießerei eine Kugel seine Wirbelsäule getroffen. Vom 9. bis zum 11. Dezember ist er Gastgeber der ersten Vizeministerkonferenz zum Thema 'Barrierefreies Amerika'. Seit Anfang des Jahres verfügt Ecuador über einen Nationalplan zur Prävention von Behinderungen. (Ende/IPS/kb/2010)

Links:
http://www.fdwaal.org/
http://www.conadis.gov.ec/
http://www.ipsnoticias.net/nota.asp?idnews=97063


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Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 7. Dezember 2010
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veröffentlicht im Schattenblick zum 9. Dezember 2010